Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 3. Heft (3. Heft / 1933)

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Zirka 9 Uhr wird Honved angegriffen, diese und unsere halbe 9. Komp. (Obltn. Perner) 
am rechten Flügel werden zurückgedrängt. Russen folgen mit Handgranatenpatrouillen. Mein 
Zug (3. Zug) hält weiter durch lebhaftes Feuer die Russen ab. Halbe 12. Komp. (Obltn. 
Hartmann) trifft als Verstärkung ein. Ein mörderisches Feuer im Walde, dann Feuer ein 
stellen, kein Feind läßt sich blicken. Wir erwarten nun seinen Angriff in unseren Rücken. 
Zirka 11 Uhr gehen wir gruppenweise auf Befehl des Baonskommandanten (Hptm. Kawinek) 
zurück an die Bahnlinie. Mein Zug und der 4. Zug (Kadett Loidl) werden zur Belohnung 
am selben Tage nicht mehr eingesetzt. 
Das Baon bezieht im Tale noch einige Rückhaltstellungen, nachts erreichen wir Bahn 
endstation (Petroleumraffinerie) im Tale, beiderseits am Hang Stellung beziehen, eingraben. 
2. Juli 1916. 
Patr.-Plänkeleien, sonst Ruhe. 
Hauptmann Franz Schneider, der damalige Stabsfeldwebel und Zugskommandant 
der 9. Kompagnie, berichtet am 8. September 1933: 
Die 9. Kompagnie am Struby. 1. Juli 1916. 
Am 30. Juni 1916 bezog das III. Baon in einem Walde am Struby, Kote 673, und 
Debowy, Kote 688, Stellung, um die nachdrängenden Russen zu erwarten. Die 9. Komp, 
wurde am rechten Flügel des Baons eingesetzt, rechts davon hatte Honved 300 angeschlossen. 
Gleich gings ans Eingraben und gegen Abend erschien auch die vielbegehrte Fahrküche. 
Kaum hatte der letzte Mann das Esten in der Schale, als unsere Gefechtspatrouille mit 
Meldung zurück kam, daß die Rüsten kommen. 
Alles ging auf seinen Platz und wir brauchten nicht lange zu warten, als einzelne 
braune Gestalten sichtbar wurden, die wir mit Gewehrfeuer vertrieben. Rach einer Weile 
wurde das Schießen eingestellt, aber umso gespannter das Vorgelände nach Feind abgespäht, 
denn in diesem dichten Walde konnte man kaum auf 200 Schritte sehen. Unterdessen wurde 
es dunkel und wir mußten auf zirka 50 Schritte vor uns Horchposten ausstellen. 
Ein unsicheres Gefühl beschlich die meisten, denn es war schon stockfinster, so daß 
einer den andern nicht sehen konnte, noch viel weniger den Feind. Alles hielt sich mäuschen 
still, das Gewehr bereit, den Finger am Züngel und horchte. Ab und zu nur das Knacken 
von Asten hörbar. 
Da kamen die Horchposten zurück, schon kracht ein Schuß und wie eine Lawine bricht 
unser Gewehr- und Maschinengewehrseuer los. Rur an den Mllndungsfeuern erkannten wir 
den Verlauf unserer Stellung, aber auch den der Russen und ihre Stärke. Leuchtpatronen 
wurden abgeschossen, ohne zu leuchten und in diesem Höllenlärm brauchte es geraume Zeit, 
um durch Schreien und Pfeifen endlich wieder das Feuer einzustellen, die erregten Gemüter 
zu beruhigen. 
Roch einigemale während der Nacht mußten wir die zudringlichen Rüsten durch Ge 
wehr- und Maschinengewehrfeuer uns vom Halse halten. 
Im Morgengrauen wollten sie uns noch einmal mit ihrem Urra-Urra-Geschrei ein 
schüchtern, aber ohne Erfolg. Als es lichter wurde, sahen wir, daß sich der Gegner zirka 200 
Schritte vor uns eingräbt. Sonst war es ziemlich ruhig. Nun nahm ich meinen Fernrohr- 
stutzen, der Gefreite Paschinger half mir beobachten, und so schoß ich der Reihe nach auf 
alles, was sich vom Feinde zeigte. Scheinbar hatte ich Erfolg, denn das Graben wurde ein 
gestellt und nichts war mehr zu sehen.
	        
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