Volltext: Die gute vegetarianische Küche

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lang an Appetitmangel litt, bis ihn das Geschick in die Arme 
der Naturheilkunde und des Vegetarianismus warf, welche dann 
den kranken Magen wieder in Ordnung brachten oder wesentlich 
besserten. Noch nie habe ich vom Vegetarianismus hören müssen, 
was kürzlich eine vornehme kranke Dame zu mir sagte: 
„Diese verrätherischen t a b 1 e s d’höte 
haben m i ch zu Grunde gerichte t". 
Man beruhige sich also und >nehme es als eine feststehende 
Thatsache an: dervegetaria irische Tisch ist kein 
armseliger, eintöniger, sondern kann ein höchst reichhaltiger, 
schmackhafter sein, und was vor Allem hervorzuheben ist, er ist 
ein durchaus diätetischer, gesunder, den Grundsätzen der 
Gesundheitslehre entsprechender, ganz dazu angethan, nicht nur 
viele Krankheiten zu heilen, sondern vielen vorzubeugen. 
Selbstverständlich steht auch hier, obenan, in mächtigen 
goldenen Buchstaben geschrieben das Grundgesetz aller Hygieine, 
welches lautet: 
„Leöe mäßig!" 
Auch der Vegetarianer muß mäßig leben, um gesund zu 
bleiben, auch er kann Magenkatarrhe bekommen, wenn er zu 
viele oder schlecht gekochte Vegetabilien genießt. Auch der Vege 
tarianer muß sich folgende Weisheitssprüche recht zu Herzen 
nehmen, wenn er die Gesundheit nicht verlieren will: 
1) Die Mäßigkeit ist das beste Verdauungsmittel. 
2) Iß nicht ohne Hunger und höre auf, ehe du vollständig 
iatt bist. 
3) Der Arzt, den die Natur mit eigener Hand geweiht, 
der unbetrüglichste, ist unsere Mäßigkeit. 
4) Wer wenig ißt, ist sich selbst der beste Arzt. 
5) Kurzes Abendessen gibt langes Leben. 
Einer der Hauptvorzüge des Vegetarianismus ist gerade 
der, daß durch ihn der Appekit ein geregelter wird, daß man 
nicht leicht in Versuchung kömmt, zuviel zu essen, und daß ins 
besondere die abnormen Reiz- und Stärkungsmittel wegfallen, 
welche unserm Körper so sehr schaden und denselben leider nur 
allzuoft seinem Bankrott zuführen; der Vegetarianer ist von Haus 
aus ein mäßiger Mensch, seine Lebensweise führt ihn von selbst 
dazu. — 
Mit Schrecken werde ich gewahr, daß ich in vollstem Zuge 
bin, statt einer Vorrede zu einem Kochbuche, eine ganze Abhand 
lung über Vegetarianismus, über Mäßigkeit u. s. w. zu schreiben;
	        
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