Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Zweites Bändchen. (Zweites Bändchen / 1858)

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Den Kopf hatte sie übervoll mit langen bunt 
farbigen und schweren seidenen Bändern behängen, um 
den Hals hatte sie ein Stück der feinsten Spitzen anstatt 
einer Krause, wie sie es bei den Frauen gesehen haben 
mochte, geschlungen, um die Hüften hatte sie sich gleich 
einer Schürze ein prachtvolles Seidentnch gebunden. 
Ein ähnliches Tuch und mehrere Rollen Bänder trug 
sie noch in der Hand und das legte sie der kleinen 
Life in den Schooß. 
Die Schadelbauerin wußte nicht, was sie denken 
sollte. Sie nahm der Jvsel die Bänder vom Kopfe, 
die Spitzen vom Halse, das Seidentuch von den Lenden. 
Die Josel lachte so täppisch dazu — recht ausdrucks 
los, wie Wahnsinnige zu lachen pflegen, und ließ das 
Alles gerne geschehen. 
Die Schadelbauerin trug Spitzen, Tuch und Bän 
der in die Stube ans Bett des kranken Vaters, der 
staunte nicht wenig über die kostbaren Sachen; auch 
er hatte von solchen Dingen keine Kenntniß. 
„Aber woher kann die Josel das haben?" fragte 
er dann. 
„Ja," sagte die Schadelbauerin, „ich habe ihr 
durch allerhand Zeichen zu verstehen geben wollen, daß 
ich es wissen möchte, woher sie die Sachen genommen; 
aber die blödsinnige Trottel verstand mich nicht und 
lachte dazu." 
„Gestohlen hat sie es nicht, darauf wollt ich wet 
ten, das hat sie nie gethan und — wo käm' sie dazu? 
Sie kann die Sachen nur gefunden haben." 
„Aber wer kann bei uns so etwas verlieren?" 
fragte die Schadelbauerin wieder zweifelnd. 
„'s wird dennoch nicht anders sein, als ich sage. 
Das Beste ist, Lift — damit wir nicht etwa in Ver-
	        
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