Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Zweites Bändchen. (Zweites Bändchen / 1858)

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„Die Beterin war indeß auf mich aufmerksam 
geworden und musterte mich mit einem langen Blick, 
endlich klopfte sie mich auf die Achsel und fragte: 
„Weshalb weinst Du, mein Kind?" 
„Ich konnte ihr diese Frage nicht beantworten. 
„Ich suche einen Dienst," sagte ich endlich. 
„Was kannst Du denn?" 
„Die lahme, kleine Kathrei hab ich gewartet, die 
gestorben ist." 
„So? Nun, wenn Du mit Kindern umzugehen 
verstehst, kannst Du zu mir kommen." 
„Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, ich ging 
mit. Auf dem Wege fragte ich sie, weshalb denn 
sie geweint? 
„Sie sagte mir, daß man ihr den Sohn zu den 
Rekruten abgestellt habe und daß sie nun einstweilen 
allein das Wirthsgeschäft fortführen müsse, bis ihr 
Franz sich etwa Urlaub erwirken könne, nur habe sie 
Jemanden zur Aufsicht über ihr krankes Kind nöthig, 
und dazu sei ich ihr schon recht. 
„Ich hatte es vortrefflich in dem Hause; rasch 
entwickelten sich in dem Umgänge mit Menschen meine 
schlummernden Geisteskräfte, ich stellte mich zu Allein 
geschickt, begriff Alles leicht und schnell. 
„Aber auch meine Körperkräfte nahmen ungemein 
rasch zu bei beut ordentlichen Leben, bei der Reinlich 
keit und Thätigkeit, wozu ich von der Witwe Wirthin 
angehalten wurde, so daß sie selber nach einem Jahre 
sagte: ich sei gnr nicht mehr zu vergleichen mit dem 
kleinen, verkümmerten Geschöpfe, welches sie am Hügel 
kreuze gefunden. 
Jetzt, nach mehr als einem Jahre, kam der Sohn 
Franz auf unbestimmten Urlaub zu der Mutter heim;
	        
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