Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

95 
ein und das Thier lief davon. Da sagte der Jägerbursche eines 
Tages zu ihm: „Dir ists angethan, dass du nichts triffst; ich 
weis aber ein Mittel, die Zauberei zu bannen. Höre nur! Wenn 
du das nächstemal zur Kommunion gehst, so nimmst du die 
Hostie heimlich aus dem Munde, verbirgst sie in einem weissen 
Tuch und trägst sie nach Hause. Das weitere will ich dir dann 
schon sagen.“ Der Lehrling befolgte den Rath. Nun bedeutete 
ihn der Jägerbursche: „Nimm die Hostie samrnt dem Tuch, häng 
die Flinte um und geh mit mir in den Wald!“ Im Walde an 
gelangt, verlangte der Jägerbursche das Tuch, in welchem die 
heil. Hostie war, und nagelte es an einem Baum fest. Nun 
hiess er den Lehrling die Flinte zur Hand nehmen und auf die 
Hostie im Tuche schiessen. Er hob die Flinte, zielte, drückte 
los — doch in demselben Augenblicke war das Tuch sammt der 
heil. Hostie verschwunden. J ) 
G. Abergläubisches Tlmn, Galgen, Kleiderlappen von Ge 
hängten, Menschenfett und Blut etc. betreffend. 
Schon in a) 2, wo vom „Anbinden“ die Rede war, wurde 
ein „Friedhofnagel“ so zu sagen als zauberkräftig genannt. 
Ein Fingerring, aus dem Eisen des Ringes am Galgen 
gefertigt, verleiht unbesiegliche Stärke. — 
Fetzen vom Kleide eines Armensünders sind gut zum 
„Wenden“ und schützen gegen allerlei, was schaden könnte. — 
Von einem Kaufmann, der sein Geschäft mit wenigem angefan 
gen hatte, es jedoch schnell zu bedeutendem Wohlstand brachte, 
hiess es unter den Leuten: Er hat seine „Budel“ mit Lappen 
vom Kleid eines Erhengten abgewischt. — Besitzt ein Hafner 
ein „Armensünderfleckl“ und wischt damit das „Stiglgschier“ 
ab, so kann, wer es anschaut, nicht mehr davon weg, und muss 
es kaufen. — Pferde, öfters damit gerieben oder gestrichen, 
werden recht vollkommen. — 
*) Offenbar nimmt diese Sage gegen das Ende zu eine andere, christliche 
Wendung,