Volltext: Kriegschronik der Wiener akadem. Burschenschaft "Libertas" umfassend das 110. und 111. Semester. (Winter=Semester 1914/15 u. Sommer=Semester 1915.)

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ein befriedigendes Verhältnis zwischen dem deutschen Volks 
und dem Staate herzustellen bestrebt waren, welche — unge 
achtet der Angriffe, die sie dafür von unverantwortlichen Dok 
trinären und in den antimilitaristischen Redensarten der De 
magogen, erfuhren — sich bemühten, in dem deutschen Volke Öster 
reichs den Sinn für die politischen Pflichten gegen den Staat zu 
stärken, welche unbekümmert um das Geschwätz von Toren und die 
Redensarten von Kannegießern für die Wehrmacht Österreich-Un 
garns eintraten. Indem sie dies taten, haben sie nicht bloß unserem 
Kaiserstaate, sondern ebenso dem Deutschen Reiche genützt, dessen 
Zertrümmerung der eigentliche Zweck jener frevelhaften Mächte 
war, welche diesen Weltkrieg entfesselten. Hier liegt eine sehr wich 
tige gegenseitige Beziehung zwischen Krieg und Burschenschaft vor, 
die im früher erwähnten Briefe eines Bundesbruders übersehen 
ist: die Verbreitung des nationalen Empfindens in den breiten 
Schichten unseres Volkes, die Arbeit in den Schutzvereinen, das 
Streben, politische Gegensätze dem höheren, vaterländischen und 
völkischen Zwecke unterzuordnen, das war eine burschenschaftliche 
Arbeit, deren Früchte zu dem Geiste reiften, mit dem unsere Kämp 
fer in den Krieg zogen. 
Wir wissen in diesem Augenblicke nicht, was die Zukunft brin 
gen wird, aber wenn man in den letzten Wochen gelesen, daß unser 
Eisenbahnministerium die deutsche Dienstsprache anbefahl, daß Un 
garn den deutschen Unterricht in seinen Mittelschulen zum obligaten 
Lehrgegenstande erhebt, daß die österreichische Militärverwaltung 
in Russisch-Polen die deutsche Dienstsprache einführt, dann können 
wir doch an diesen Symptomen glauben, daß der böse Geist der 
Feindseligkeit gegen das Deutschtum in Österreich seinen Einfluß 
allmählig zu verlieren beginnt. 
Das haben wir Burschenschafter gefühlt, als es in diesen Krieg 
ging, und das hat unsere Seelen erfüllt und uns vor mächtiger Ge 
fühlsbewegung die Kehle zugeschnürt, als wir unsere deutschöster 
reichischen Regimenter, vielfach mit unseren geliebten, alten schwarz- 
rot-goldenen Farben geschmückt, in ehrlicher Kampfbegeisterung in 
das Feld marschieren sahen.
	        
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