Volltext: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft. Anlagen zum ersten Band (1,2)

Dokumente. 
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Nr. 93 
Denkschrift des Reichsbankdirektoriums an den preußischen 
Staarsminister Lreiherrn v. Rheinbaben und an den Staats 
sekretär des Reichsschaizamrs Lreiherrn v. Thielmann 
vom 19. Juli 1902 
Metalle gramm 
Die Lage der Reichsbank im Kriegsfalle und die Einführung des Zwangskurses. 
Daß die Reichsbank bei Eintritt des Kriegsfalles in Erfüllung ihrer Aufgaben 
die größten Schwierigkeiten zu überwinden haben wird, weit größere, als die Preu 
ßische Bank in den Jahren 1870/71 zu überwinden hatte, kann keinem Zweifel unter 
liegen. 
Zunächst sind die Kosten der Mobilmachung und der Kriegführung seitdem ganz 
außerordentlich gestiegen. Rach den Angaben der dem Reichstage unter dem 28. Mai 
1872 vorgelegten Denkschrift*) betrugen die durch den Krieg 1870/71 veranlaßten 
Ausgaben des Norddeutschen Bundes für Landheer, Marine, Post- und Telegraphen- 
Verwaltung insgesamt 301,5 Millionen Taler und wurden zu deren Deckung im 
Wege des Kredits rund 200 Millionen Taler flüssig gemacht. Der bei Beginn des 
Krieges erbetene und bewilligte Kredit bezifferte sich auf 120 Millionen Taler; der 
vor der Realisierung dieses Kredits entstandene erste Ausgabebedarf konnte durch 
den von Preußen zur Verfügung gestellten Staatsschatz und durch Vorschüsse anderer 
Bundesstaaten gedeckt werden**). Die Preußische Bank hat sich zwar an der Zeich 
nung auf "die Anleihe beteiligt***), ist im übrigen aber zur Beschaffung von Kriegs 
mitteln in nennenswertem Umfange nicht herangezogen worden. Diskontierungen 
von Schahanweisungen haben stattgefunden-!-); die von der Bank diskontierten Be 
träge stellten sich jedoch in den ersten 30 Kriegslagen auf nicht mehr als 2 827 500 Mark 
und erreichten innerhalb der ersten drei Kriegsmonate nur einen Gesamtbetrag von 
11 133 000 Mark44). 
Gegenwärtig wird der Mobilmachungsgeldbedars des Heeres, der Marine und 
*) Vgl. Koller, Archiv des Norddeutschen Bundes, V. Band, 3. Teil, S. 95 ff. 
**) Vgl. die Motive des Gesetzes betr. den ferneren Geldbedarf für die Krieg 
führung vom 29. November 1870. Anlagen zu den stenogr. Berichten des Reichstags 
des Norddeutschen Bundes II. außerordentliche Session 1870 Nr. 5. 
***) Auf die am 4. August 1870 zur Subskription aufgelegte Vundesanleihe 
zeichnete die Preußische Bank 5 Millionen Taler; späterhin hat sie — in der Zeit 
vom Oktober 1870 bis Januar 1871 — insgesamt noch 3% Millionen Taler an 
Anleihe und verzinslichen Schahanweisungen übernommen. Protokolle des Zentral 
ausschusses vom 4. August, 14. Oktober, 29. November 1870 und 7. Januar 1871. 
4) Ob es sich dabei um zur Deckung von Kriegskosten bestimmte Schah 
anweisungen des Nordd. Bundes oder um Preußische Schahanweisungen handelte, 
läßt sich nicht mehr feststellen. 
44) Weiterhin bis Ende März 1871 sind noch M 35 621 400 diskontiert worden. 
Lombardiert sind bei der Preußischen Bank seitens des Norddeutschen Bundes bezw. 
des Preußischen Staates damals, soweit zu ermitteln, überhaupt keine Schahanwei 
sungen.
	        
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