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Verteilen wir diese Schulen auf die heutigen Bezirke Braunau, Ried
und Schärding, so entfallen auf die beiden erstgenannten je 6 Schulen und
auf den Bezirk Schärding nur 3 Schulen. Diese Tatsache erklärt sich au-
den geographischen Bedingungen: Die UrgebirgSzone, die sich von Passau und
der Donau südwärts bis Schärding und da» Pramt T erstreckt, ließ keine so
dichte Bevölkerung zu, begünstigte vor allem da» Entstehen eine» umfang«
reichen WaldgebieteS, während die sanftwellige Echlierlandschaft und im oberen
Jnnviertel die Mattigsurche für den Ackerbau günstige Vorbedingungen boten
und damit eine dichte Besiedelung ermöglichten.
Bietet schon die Verteilung der Schulen auf die einzelnen Landstriche
kein besonders günstiges Blld, so wird diese- noch mehr verdüstert durch die
Angaben über den Schulbesuch. Zur Zeit der Visitation besuchten etwa
650 Schüler sämtliche angeführten Schulen. Wenn wir noch Obernberg, das
als unmittelbares passauisches Territorium in die Visitation nicht einbezogen
wurde, dazu zählen, so erreicht die Zahl kaum die Höhe von 700. Durch
schnittlich kamen also 46 Kinder aus jede Schule.
Es sei wir gestattet, hiezu noch einzelne Zahlen anzuführen: In Eber-
schwang und Aurolzmünster lag das Schulwesen ganz darnieder, die
dortigen Schulen wiesen zur Zeit der Visitation gar keinen Besuch auf. Die
höchsten Ziffern finden wir bei Braunau, RanSyofen und Schärding ange
geben. In Braunau betrug die Gesamtzahl der Schüler 193, in Schär
ding 102, in Ried 80. Letztere Zahl ist begreiflich, da Ried damals ver
hältnismäßig viel kleiner war als die beiden Nachbarstädte. Die besuchteste
Stiftsschule wa die von RanShosen mit 122 Schülern. Der gute Zu
stand dieser Klöflerschule wurde ohne Zweifel begründet durch da- Wirken
des Propstes Kaspar Türndl (1504—29), der mit bekannten Gelehrten
seiner Zeit in Ber' ndung stand, der den bayerischen Geschichtsschreiber Aventin
veranlaßte, die Aufsicht über die Abfassung der Stift-annalen zu übernnehmen.
Nicht minder tätig war sein Nachfolger, Propst Augustin Münch, ein
Innviertler au» Neuktrchen an der Enknach, der daS Stift in dem Zeit
raume von 1529—60 leitete. Mit Recht wurde bei der Visitation die hohe
Summe betont, die da» Stift jährlich für seine Schule ausgab — 300 Taler.
Das war mehr als das doppelte Jahreseinkommen eine- sehr gut gestellten
Stadtpfarrers von damals.
In den kleineren Märkten betrug die Schülerzahl bei 30, so in Mattig-
Hofen und Mauerkirchen. Dagegen war sie in Ullendorf nur 10 und
in Altheim 14.
Außer diesen Angaben enthält der BisitationSbericht noch Notizen über
den Besuch der Schule zur günstigsten Jahreszeit. Dadurch wird die Schüler
zahl höchstens auf 800 gesteigert.
Daraus müssen wir den Schluß ziehen, daß die eigentlicheSchul-
bildung auf die privilegierten Klassen beschränkt blieb, und
zwar auf den Adel — an der Braunauer Lateinschule werden unter
50 Schülern 9 als adelig bezeichnet — sowie auf einen Teil des Bürger-
stande», die reichen Kaufleute. Die große Masse der Handwerker und
der Bauern war nahezu ausgeschlossen von der Wohltat de» Schulunterrichte-
und angewiesen auf den Unterricht durch die Familie.
Die genannten Zahlen erscheinen noch krasser und lassen diesen Schluß