Volltext: Das Schulwesen des Innviertels im XVI. Jahrhundert

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Jahre vorher oberhalb Burghausen Raitenhaslach wieder auf dem linken 
Jnnufer angelegt worden war, und 1126 Süden. 
Mit ihnen zieht neue- geistige- Leben in das Jnntal ein. Neben den 
wenigen Märkten sind sie die einzigen Kulturmittelpunkte. Innerhalb ihrer 
Gemarkung entstehen die ersten Schulen de- Jnnviertel- und sie bleiben wohl 
die einzigen in den nächsten zwei Jahrhunderten. Selbstische Gründe sind eS 
zunächst, die sie zur Pflege de- Schulwesens anregen — e- ist die Sorge 
um den geistigen Nachwuchs. Sie stecken ihr Ziel aber auch höher, die Söhne 
der Adeligen und Bürger der nahen Märkte erhalten innerhalb ihrer Mauern 
den Latein-Unterricht und damit die Vorbildung für höhere Studien. 
Die Notizen über die Innviertler Stift-schulen sind wohl sehr spärlich. 
Nur von Reicher-berg wird berichtet, daß zur Zeit de- bekannten Propste- 
Gerhoh (1132—69) eine gute Schule bestanden habe. Die von Gewold 
herausgegebene Reichersberger Chronik rühmt von jener Zeit den „nie ver 
siegenden Eifer im Studium."') 
Ueber Ran-Hofen hat sich außer den Namen einiger Lehrer (scolastici) 
nur die Bemerkung erhalten, daß beim Ueberfall auf da- Stift und beim 
Brande desselben um 1250 auch die handschriftlichen „Schulbücher elend und 
unwiederbringlich" zugrunde gegangen sind. 
Mit der Entwicklung von Gewerbe und Handel erlangte der Inn eine 
immer größere Bedeutung. An seinen Ufern entstanden Märkte, von denen 
sich Braunau gegen Au-gang de- 13. Jahrhunderts und Schärding in 
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu Städten entwickelten (1364). 
Damit wuchsen auch die geistigen Bedürfnisse, die der Ausbildung de- Schul 
wesens den Boden bereiteten. In Braunau war die Verbindung mit dem 
Stifte RanShofen immer zu innig gewesen, als daß man schon frühzeitig 
eine eigene Schule errichtet hätte. Erst al- im Jahre 1336 die kirchliche 
Selbständigkeit vom Stifte errungen wurde, sprach man auch von der Er 
richtung einer Stadtschule. Denn in der Urkunde über die Ausstellung eine- 
eigenen Seelsorger- gedachte man auch der Schule und setzte jetzt schon fest, 
daß der Lehrer nicht durch den Rat allein, sondern erst nach Zuziehung des 
Pfarrer- aufgenommen werden dürfe und daß seine kirchlichen Bezüge von 
dem Ermessen des Pfarrers abhingen. Wir werden in der Annahme nicht 
fehlgehen, daß man bald nach 1336 zur Errichtung einer eigenen Stadtschule 
geschritten ist. 
In da« 14. Jahrhundert fällt auch die Gründung oder, besser gesagt, 
der Ausbau der Stadtschule zu Schärding. Iw Jahre 1395 stiftete der 
dortige Stadtschreiber die lateinische Schule unmittelbar neben der Kirche. 
Eine Elementarschule müssen wir al- schon bestehend voraussetzen. 
Diesem Beispiel der beiden Städte folgten bald auch. mehrere Märkte. 
Doch nur von zweien wissen wir bestimmt, daß sie um 1400 Schulen besaßen, 
nämlich von Obernberg und Mauerkirchen. Da- schließt jedoch nicht 
au-, daß sie auch in anderen Orten, vor allem im Markte Ried, schon be 
standen. Denn die Ueberlieferung ist bi- in das 16. Jahrhundert äußerst 
lückenhaft und gestaltet infolgedeffen nur Rückschlüffe. 
Eine eingehendere Kenntnis des Innviertler Schulwesen- erhalten wir 
erst durch den Visitation-bericht über den Zustand der Diözese Passau 
l ) „Quam iuge Studium! Juyenes ac pueri diversis artibus insudabant.“
	        
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