Volltext: Aufbau und Durchführung der österreichischen Fürsorgeerziehung. (Heft 3 u. 4. / 1918)

Heft 3 u. 4. 
Jugendfürsorge. 
Seite 145. 
Jetzt dachte niemand mehr an ein Mißlingen. Am 16. Dezember, einem Sonn 
tage, wurden die Sachen vormittags von 9—11 Uhr in einem Saale und zwei 
Nebenzimmern zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt. In überaus geschmack 
voller Aufmachung reihten sich auf den Tischen aneinander: Puppen, Puppen 
wagen, Puppenstuben, Puppenküchen, Soldatenspielzeug, Zuckerwaren, Christ 
baumschmuck, cheramische Gegenstände, Kinderwäsche und -kleider, Schmucksachen, 
Nippsachen, Kleinkram, Pferdchen, Wägen, Ställe, Remisen, Bilderbücher, Bilder 
spiele, Obst u. a: Kopf an Kopf drängten sich die Besucher und alle waren er 
staunt über die Fülle der Gegenstände und die Geschicklichkeit des Arrangements. 
Wie gediegen die Sachen waren, beweist der Umstand, daß für den Ankauf so 
viel Vormerkungen gegeben wurden, daß ein allgemeiner Verkauf nicht notwendig 
erschienen wäre. 
Der Beginn des Festes war auf 3. Uhr nachmittags festgesetzt. In kurzer 
Zeit waren Saal und Nebenräume über füllt. Eingeleitet wurde der Christ 
kindlmarkt durch eine kleine sinnige Feier. Nach der Begrüßung der Erschiene 
nen durch den Geschäftsleiter Oberlehrer K. Theimer sprach Frl. Josefine Rohrer 
einen von Frau Professor Gusti Hackel, Prag-Karolinental, verfaßten und dem 
Frauenausschüsse gewidmeten Prolog, der eine tiefe Wirkung ausübte. Daran 
reihten sich die Kinderszenen „Der Puppendoktor" (zwei Zöglinge des Kinder 
gartens), „Christkindlein", Gedicht von O. Kernstock, „Christnacht", Lied und 
„Weihnachten", Gedicht von Felix Dahn (Schülerinnen der Bürgerschule). Nun 
mehr begann der allgemeine Verkauf. In IV- Stundet! waren all die vielen 
hundert Sachen erstanden. Der materielle Erfolg war ein großer. Gesamtein- 
nahme 1363.50 K, Auslagen 69.50 K, somit ein Reinertrag von 1294 K. Weit 
höher aber muß der Umstand eingeschätzt werden, daß der Frauenausschuß ein 
mal Gelegenheit hatte, mit den Eltern und Kindern in enge Fühlung zu treten 
und Verständnis für seine Bestrebungen zu wecken. Dem Feste wohnte auch Ihre 
Durchlaucht die Fürstin Anna Berta von Lobkowitz mit den Prinzessinnen 
Gabriele und Josefine bei. 
Reichenberg, Hilfsklasse. Am 15. September 1916 wurde in Reichenberg 
eine Hilfsklasse, die dritte in Deutschböhmen, eröffnet. Sie ist im Gebäude 
der Viertler Schule untergebracht. Im Schuljahre 1916-—17 wurden von 23 an 
gemeldeten Kindern 18 Kinder, 8 Knaben und 10 Mädchen, aufgenommen, von 
denen 5 Mädchen im Lause des Jahres 1916 entlassen werden mußten (Über 
siedlung, erreichte Schulmündigkeit, ein Mädchen starb). Zu Beginn des Schul 
jahres 1917—18 kamen zu den 8 Knaben itttb 5 Mädchen weitere 5 Kinder, 
2 Knaben und 3 Mädchen, hinzu, so daß die Hilfsklasse gegenwärtig von 10 
Knaben und 8 Mädchen besucht wird. Als Lehrer an der Hilssklaffe wurde Herr 
Rudolf Marschas angestellt, der sich schon seit einer Reihe von Jahren mir 
der Heilpädagogik befaßt und im Novembertermine 1917 bei der k. k. Prüfungs 
kommission in Prag die Prüfung für den Unterricht schwachsiniger Kinder mit 
Auszeichnung abgelegt hat. 
Übersetzung des italienischen Gesetzes über die staatliche Kriegswaisen- 
fiirsorge vom 18. Juli 1917. 
Kap. I. Die Kriegswaisen. 
Art. 1. Der Staat übernimmt Schutz und Unterstützung der infolge des 
gegenwärtigen Krieges verwaisten Kinder. 
Art. 2. Als „Kriegswaise" wird jenes Kind angesehen, dessen Vater oder 
dessen Mutter, die die väterliche Gewalt oder die gesetzliche Vormundschaft aus 
üben, in ursächlichem Zusammenhange mit dem Kriegszustände gestorben ist.
	        
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