Volltext: Postbüchel 1911 (1911)

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Klebemittel haben das Märchen von der Gifthültigkeit des 
Markenklebestofses zerstört, womit aber nicht eine Emp¬ 
fehlung der Markenbefeuchtung durch die Zunge verbunden 
werden soll. 
Im allgemeinen frei von jedem Hang für Weltabge¬ 
schiedenheit huldigt doch eine bestimmte Markenart einer 
strengeren Observanz einerseits durch die Beibehaltung einer 
Farbe in allen Werten andrerseits durch die Strenge ihrer 
Lebensregel. Diese Gattung nennt man Portomarken. 
So hat die Briefmarke, wie eine rechte Dame der 
Welt, eine Menge von Mitteln und Mittelchen nötig, die 
sie gebrauchen muß, um uns in der bekannten, schmucken 
und gefälligen Form entgegentreten zu können. Nur in 
einem Punkte gleicht sie den Damen nicht — ihr Wert steigt 
mit ihren Jahren. 
Die ältesten Briefmarken. 
Die älteste Freimarke wurde im Jahre 1773 in Paris 
hergestellt und zwar war es eine Frau, die in der Geschichte 
Ludwig XVI. vielgenannte Madame de Longueville, die 
diese erste Marke erfand. Schon früher hatte sie durch ihren 
Einfluß am Hofe, wo Briefe und Briefgeheimnis eine wich¬ 
tige Rolle spielten, den Gebrauch des Siegellacks eingeführt. 
Später veranlaßte sie den Staatsrat Velayer zur Ausgabe 
eines „billet de port baye‘% einer Postfreimarke im Werte 
von einem Sou, die auf den Brief geklebt und durch Auf¬ 
schreiben des Datums entwertet wurde. Für die frankierten 
Briefe wurden in den verschiedenen Stadtteilen von Paris 
besondere Briefkasten aufgestellt. Die auf diese Stadtbrief¬ 
post gesetzten Erwartungen scheinen sich nicht erfüllt zu haben; 
es ist nicht einmal bekannt, wie lange sie bestanden hat. 
Jedenfalls wurde sie bald vergessen und es mußte eine sehr 
lange Zeit vergehen, ehe Rowland Hill, der Reformator des 
englischen Postwesens, auf den Gedanken eines Freimarken- 
Systems kam, dessen Einführung im Jahre 1840 ihm den 
Ruhm einbrachte, die moderne Freimarke erfunden zu haben. 
Der erste deutsche Staat, der sich zur Einführung von Frei¬ 
marken entschloß, war Bayern, das im Oktober 1840 die 
erste deutsche Marke und zwar eine Einkreuzer-Marke ausgab.
	        
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