Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Postsparkalsenkvnto Nr. 163.454. 
herausgegeben von der alt-katholischen Airchengeineiride R ieö i. 3., Gberösterr< 
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Irrin 18. Juli. 
Die Lehre von der Unfehlbarkeit des römischen Papstes und deren Folgen für den 
Staat, für die Gesellschaft und für den einzelnen Menschen. 
Etwas für nachdenkende Menschen. 
Am (8. Juli 1(870 wurde in der Bischofsversammlung im Vatikan ZU Rom 
vom Papste folgender Satz zum Glaubenssatz (Dogma) der römischen Airche erhoben: 
„Der römische Papst ist auch ohne Zustimmung der Airche unfehlbar, wenn 
er als Hirte oder Lehrer aller Lhristen von seinem Lehrstuhle aus (ex cathedra) 
eine den Glauben oder die Sitten betreffende, von der ganzen Airche festzuhaltende 
Lehre entscheidet." 
Diese Lehre war ein Lieblingsgedanke der Jesuiten, an deren allgemeiner 
Anerkennung sie jahrhundertelang arbeiteten. Schon auf der Bischofsversammlung 
in Trient ((54(5—(563) hatte der damalige Iesuitengeneral Lainez versucht, diese 
Lehre zum Glaubenssatz erheben zu lassen, es scheint aber damals diese Lehre noch 
keine göttlich geoffenbarte Wahrheit gewesen zu sein, denn sie fand dort keine 
Zustimmung. Erst die vatikanische Bischofsversammlung im Jahre (870 brachte 
ihre kirchliche Bestätigung. Damals stimmten von 2\ deutschen Bischöfen bloß 4, 
von 60 österreichischen Bischöfen bloß 9 für diese neue Lehre. Bezüglich der Ungiltig¬ 
keit des Beschlusses der damaligen Bischsfsverfammlung bemerkt Professor Dr. Johann 
Friedrich von Schulte in seinem Werke „Der Altkatholizismus", Gießen, (887, 
Seite 295 - „Wenn von den Bischöfen Deutschlands, Gesterreich Ungarns, Italiens, 
Frankreichs, Spaniens, Portugals, Hollands und Großbritaniens — von zusammen 
566 allein 298, also weit über die Hälfte, am (8. Juli (870 gar nicht vertreten 
waren, am (3. Juli über (00 gegen stimmten, so ist es unmöglich, zu behaupten, 
daß die Dekrete des (8. Juli die Zustimmung der Airche gefunden haben. Die 
Bischöfe, welche am (8. Juli (870 nicht anwesend waren, reprä-