Volltext: Jahresbericht über das abgelaufene Vereins-Jahr 1911 (1911)

kurze Schaffenszeit noch früher als sonst aufzubrauchen. Das ist natürlich in den 
Augen vieler, jeder sozialen Einsicht entbehrenden Unternehmer ein unbilliges 
Verlangen, man spricht von unersättlicher Begehrlichkeit, obwohl es unleugbare 
Tatsache ist, daß zu den jetzt schon unerschwinglichen Preiserhöhungen jede 
Woche beinahe wieder eine neue uns beschert wird. Und damit noch kein 
Ende. Für die allernächste Zeit sind neue Volksbelastungen (direkte und in- 
direkte Steuern) angekündigt, und zwar zum größten Teile zur Bestreitung 
unproduktiver Ausgaben, als: Verzinsung einer ungeheuren Staatsschuld, unsinnige 
Militärlasten, eine kostspielige Bureaukratie usw. Für die dringend notwendige 
Arbeiter-Altersversorgung und andere soziale Fragen bleibt kein Heller dabei 
äbrig. 
Die Buchdrucker Österreichs traten wegen der zur Unerträglichkeit sich 
gestaltenden Teuerung an ihre Prinzipalität bittlich um eine freiwillige Zulage 
heran. In Oberösterreich wurde den Personalen zumeist der Bescheid gegeben, 
man sehe wohl die Berechtigung des Ansuchens ein,, wolle aber ohne Einver- 
nahme mit dem Reichsverbande der Buchdruckereibesitzer nichts tun, was ja mit 
wenigen Ausnahmen überall so geschehen sein dürfte. Nachdem zwei Sitzungen 
resultatlos verlaufen, einigte man sich dahin, einem Achter-Komitee, bestehend 
aus den Prinzipalen Holzhausen und Reißer (Wien), Karafiat (Brünn), 
Wiesner (Prag) und unseren Kollegen Reifmüller und Wieser (Wien), 
Krunert (Prag), Thurner .(Brünn) diese Angelegenheit zur endgültigen 
Entscheidung zu überweisen, das in Wien am 9. Dezember 1911 folgende Ver- 
einbarungen festsetzte : 8 
Die im derzeitigen Minimum stehenden. Gehilfen rücken tarifgemäß um 1 K vor. 
2. Die bis zu einer Krone über dem ‘derzeitigen Minimum entlohnten Gehilfen er- 
halten 1 K Zulage. =. | C . He 
3. Die mit mehr als 1 K bis inklusive 5 K über dem derzeitigen Minimum entlohnten 
Gehilfen erhalten 2 K Zulage. a. 0 Sa 
= 4. Die mit mehr als’ 5 K über dem derzeitigen Minimum entlohnten Gehilfen. er- 
halten 1 K Zulage. a SD © 
5. Denjenigen Gehilfen, welche innerhalb der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 
1911 Zulagen erhalten haben, wird das Ausmaß der Zulagen in die jetzt bewilligte‘ Zu- 
Jage eingerechnet. a at 
6. Gehilfen, welche in der Zeit vom 1. Jänner bis 30. Juni 1911 ‚eine Zulage von 
mindestens 2 K bekommen haben, erhalten jetzt ohne Rücksicht auf die. Kategorie 1 K 
Zulage. 
Außerdem wurden noch zwischen den beiderseitigen Vertretern Vereinbarungen ge- 
troffen betreffend: die Vertrauensmänner-Institution, die Stellenvermittlung und den Preis- 
schutz, über welche den Kronlandsorganisationen entsprechende Instruktionen hinaus- 
gegeben wurden. SA 5 
Die vereinbarten Punktationen befassen sich außer «der ‚einzutretenden 
Teuerungszulage auch mit entsprechend: erhöhter Arbeitsleistung, mit unserer 
Vertrauensmänner-Institution, mit unserer Stellenvermittlung und vereinter Bekämp- 
fung von Schmutzkonkurrenz. ‘222 
Ganz so glatt ging aber die Einführung dieser doch für ganz Österreich 
bindenden Beschlüsse bei uns nicht, da nach Bekanntgabe derselben die ober- 
österreichische Prinzipalität diese nicht zu akzeptieren‘ gewillt war. ‘Das ein- 
gesetzte lobenswerte Verhalten der Gehilfenschaft in Linz in- dieser Frage, die 
die strikte Einhaltung der Wiener Vereinbarungen verlangte, bestimmte in letzter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.