Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

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Ostmark festgesetzt haben, denn die Urkunde des Jahres 828 erklärt 
ausdrücklich: concessimus quoddam territorium quod est in pago 
Grunzwiti, quod usque modo servi vel sclavi eiusdem monasterii ad 
censum tenuerunt, qui ad partem comitis solvebatur, ubi etiam 
monachi prefato monasterio ecclesiam et domos et cetera edificia 
construxerunt. Daß das Kloster für diesen Besitz keinen Rechtstitel 
aufweisen konnte, wird nicht erwähnt. Darum meint Vancsa, daß 
man damals zum Zweck des Nachweises die erwähnte Stelle in den 
Stiftbrief aufgenommen hat, so daß der faktische Besitz: quod usque 
modo servi vel sclavi eiusdem monasterii ad censum tenuerunt, durch 
die Worte: et ad Grunzwitim sclavum unum cum iusto tributo urkund¬ 
lich belegt erschien. „Daß man dabei naiverweise sich über die 
historischen Tatsachen, die dagegen sprachen, hinwegsetzte, wird 
niemanden Wunder nehmen, der ähnliche Urkundenmanipulationen 
aus jenen Zeiten kennt. Daraus würde sich auch die doch einiger¬ 
maßen auffallende Tatsache erklären, daß dem Kloster von Tassilo 
gerade nur ein einziger Höriger zu Grunzwiti geschenkt worden sein 
soll. Der Fälscher wollte den Besitz auf bescheidene Anfänge zurück¬ 
führen.“1) 
Ich meine, daß nicht nur diese eine Stelle, sondern der ganze 
Zusatz interpoliert ist. Die drei Bestimmungen sind ganz verschiedener 
Art, stehen in keinem inneren Zusammenhang, sondern sind rein 
äußerlich aneinander gereiht. Zunächst wird der Salzmann an der 
größeren Saline, dann das Weiderecht in den herzoglichen Weide¬ 
gründen und zum Schluß die Slavenfamilie in Grunzwiti erwähnt. 
Diese wirre Aufeinanderfolge der Schenkungen fällt umsomehr auf, 
als, wie wir sahen, die Traditionen des Stiftbriefes nach bestimmten 
Gesichtspunkten geordnet sind. Snelhart hätte wohl sicherlich den 
Salzmann zugleich mit den anderen Wirtschaftsleuten, den Fischern, 
Zeidlern usw. erwähnt. Inhaltlich besagen die ersten zwei Schenkungen 
nichts anderes als nur eine Erweiterung der im Stiftbrief ohnehin 
schon erwähnten Traditionen Tassilos: während diese den ersten An¬ 
fängen des Klosters durchaus entsprechen, setzen jene schon ge¬ 
steigerte Bedürfnisse voraus.; Der Herzog hatte dem Kloster das Salz¬ 
werk am Sulzbach übergeben, mit dessen Ertrag der Salzbedarf des 
Stiftes zunächst noch gedeckt werden konnte. Bald aber dürfte sich 
bei der Erweiterung des klösterlichen Besitzes und der Zunahme der 
Bevölkerung die Notwendigkeit eingestellt haben, auch aus einer 
„größeren Saline“ Salz zu beziehen. Auch die Weideplätze am Petten- 
bach mochten sich bei dem wirtschaftlichen Aufschwung des Klosters 
0 Vancsa, Grunzwitigau, 537.
	        
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