Volltext: Architekt Hans Schihan

Bild 2. Diele mit Kaminnische in einem alten Herrenhause 
quat dem Geiste unserer Zeit. ihrer Technik, 
ihrer sozialen Llmschichtung, ihrer schöpferi¬ 
schen Kraft ist. Der Prozeß ist nicht abge¬ 
schlossen. Im Grunde genommen streben ja 
schon seit achtzig Jahren Baukunst und Kunst¬ 
gewerbe nach einem dem Zeitalter der Tech¬ 
nik entsprechenden Ausdruck. Der Weg ging 
über den dekorativen zum konstruktiven Stil. 
Es war — in Österreich nicht weniger als 
anderswo — ein langes Tasten, wobei an¬ 
fangs bei den echten alten Stilen der Re¬ 
naissance und der Barocke Anleihen genom¬ 
men wurden, ehe man sich selbst fand. Man 
tut daher unrecht, die Vergangenheit zu 
schmähen, die, wenn auch auf Umwegen, ihr 
redlich Anteil an der heutigen Entwicklung 
des Kunstgewerbes hat. 
Die Wahllosigkeit des vorigen Iahrhun- 
derts ist nunmehr klaren Zielen gewichen. 
Das Wohnhaus bekam einen sinngemäßen, 
rein vom Zweck diktierten Grundriß. Es ent¬ 
stand eine bürgerliche Wohnungskultur, die 
aus den neuen Schaffungsmöglichkeiten der 
Industrie heraus klare, einfache Formen 
brachte. Zwischen Maschinenprodukt und 
Kunst kam es zu einem Ausgleich; mit Hand¬ 
werk und Stimmungsgehalt allein ließ sich 
ja nicht mehr weiterkommen. Als einer der 
ersten hatte schon Gottfried Semper seinerzeit 
den Satz aufgestellt: „Erfüllen des Zweckes 
ist Haupterfordernis." Das Interesse wandte 
sich dem Material und nicht der Kunstform 
zu. Der Geist der Sache, die Konstruktions¬ 
logik, der Werksgedanke wurde wachgerufen. 
Vielfach geschah es aus rein konstruktionellen 
und statischen Motiven heraus. Die Bewe¬ 
gung mündete in dem Satz: „Was zweck¬ 
mäßig ist. ist auch schön." Das war die ab¬ 
strakte, radikale Richtung. Eine andere, ge¬ 
mäßigtere, gab die Tradition nicht preis, son¬ 
dern suchte in den kunstgewerblichen Formen 
eine Fortentwicklung aus der Vergangenheit. 
Zum Abschluß ist noch keine der beiden Rich¬ 
tungen gelangt. Der Weg führt aber sicht¬ 
lich zu einem Stil, der als bewußter Aus¬ 
druckswille den typischen Geist unserer Zeit 
dokumentiert. Allerdings ist das Präzisieren 
auf typische Zeitformen (die modelos wie alles 
echte sein müssen) schwerer als Künstler wie 
Laien gemeiniglich glauben. Aber an die-
	        
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