Volltext: Reform des Leseunterrichtes

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Erste ist« zu wenig — Letzteres zu viel; beides aber schadet! — Ihr 
Eltern, lehrt eure Kinder recht deutlich sprechen, gebt ihnen die 
richtigen Bezeichnungen für die Namen, Tätigkeiten und Eigenschaften 
der Dinge und Sachen überhaupt; veranlaßt sie, einen Gegenstand all 
seitig anschauen zu lernen, übt ihre Hände in der Handhabung ver 
schiedener Werkzeuge, namentlich schon etwas die Führung des Griffels 
auf der Schiefertafel beim Zeichnen verschiedener Formen und was schon 
den Vorschulpflichtigen vielen Reiz und eine Abwechslung im Spiele ge 
währt — und tut ihr dies alles, dann habt ihr der Schule genug vor 
gearbeitet, mehr verlangt sie von euch nicht. 
IV. Die Behandlung der Grundwörter 
(Normalwörter). 
„Schreite stets von der Sache zum 
Namen, vom Namen zum Zeichen“. 
Wir kommen nun zur Grundlage unserer Lesemethode, zu den 
(Normal-),,Wörtern“, an welchen die Laute, beziehungsweise Buchstaben 
gewonnen werden, und diese ganz allein ist auch die Bestimmung dieser 
Grundwörter. Während zu diesem Zwecke die Synthetiker für das Kennen 
lernen und Merken der Buchstaben eigene Wörter nebst Abbildungen 
oder diese allein aufstellen (Heinrich z. B. setzt dem zu gewinnenden 
Laute (Buchstaben) nur die Abbildung bei, während der schon früher 
genannte Kieffer inzwischen die Abbildung, rechts den „Namen“ des 
Objektes, welches in der Abbildung dargestellt wird, links den zu lernen 
den Druck- und Schreibbuchstaben vorführt) und daran nur „einen“ 
Buchstaben, gewöhnlich den ersten im Worte, zur Kenntnis und Übung 
der Schüler bringen — führt der Analytiker gleichfalls die Abbildung 
(noch besser das Objekt in Natur oder Modell) vor, schreibt (wie Kieffer) 
daneben den Namen des versinnlichten Objektes und bringt aber nicht 
wie der Synthetiker nur den ersten aus diesen Wörtern herausgehörten 
Laut, sondern alle im selben Worte enthaltenen Laute als Buchstaben 
zur Kenntnis der Schüler. Darin gipfelt das alleinige Unterscheidungs 
merkmal der einen von der anderen Methode und jeder Lehrer, der den 
Leseunterricht nach der synthetischen Methode rationell zu betreiben 
weiß, der versteht ihn ebenso nach der analytischen zu behandeln. Steht 
nun einmal dieser Satz fest und wird er von der Lehrerwelt auch ganz 
erfaßt, dann werden sich über Nacht gewiß alle zur analytischen Methode 
bekehren. — Noch ein Beispiel zur gänzlichen Klarstellung der Sache, 
und Klarheit muß in dieser Frage herrschen, da wir ohne diese nicht 
vorwärts kommen. In Heinrichs Fibel kommt die Abbildung des 
„Esels“ vor. Nach dem synthetischen Verfahren heißt es nun: Wenn 
man sagt „E—(lang gehalten)sel“, hört man zuerst das „E“; daher: Bei 
dem Worte „Esel“ denkt man an das „E“. — Der Analytiker führt an 
genommenerweise auch das Wort „Esel“ als ein sogenanntes „Grund 
wort“ oder „Normalwort“ vor; spricht es vor und läßt sich die Laute im 
selben angeben (efel), was den Kindern nach den früher gebrachten Vor 
übungen ein Leichtes ist. Er frägt dann noch: Wie heißt der erste Laut? 
(e), der zweite? (f), der dritte? (e), der vierte? (I). — Nun schreibt er 
dies Wort (efet) vor und sagt: Das ist der Name für den Esel — das ist 
der geschriebene „Esel“, und liest ihnen das Wort gleichzeitig vor, 
jedoch so, daß jeder Laut (Buchstabe) markiert wird,
	        
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