Volltext: Die Ostalpen und Österreich

428 
DIE ALPENLÄNDER: OSTALPEN 
WIRTSCHAFTSLEBEN 
Mit Ausnahme einiger industrieller Zentren überwiegt im Erwerbsleben in den 
Ostalpen durchaus Land- und Forstwirtschaft, für die die Verhältnisse im all 
gemeinen nicht ungünstig hegen, da das Ödland nur ungefähr Vs der Gesamt 
fläche einnimmt; nur in den nördlichen Kalkhochalpen und in den stark ver 
gletscherten Hohen Tauern steigt es auf 1 / 4 , in den westlichen Zentralalpen sogar 
auf V3 an. 
Der Ackerbau tritt gegenüber der Gras- und Waldwirtschaft zurück. Seine Haupt 
gebiete sind in erster Linie die großen Längstäler und Beckenlandschaften, die 
Hochflächen Südtirols, vor allem aber das Alpenvorland, wo das Ackerland mehr 
als die Hälfte der Gesamtfläche einnimmt. Im Gebirge selbst bleibt der Ernte 
ertrag weit hinter dem Bedarf der Bevölkerung zurück. Natur- und Besitzver 
hältnisse hemmen hier eine rationellere Gestaltung der Betriebsführung, die großen 
teils die Form der Egartenwirtschaft aufweist, bei der die Felder in einem regel 
mäßigen Kreislauf abwechselnd als Ackerland und Wiese benutzt werden. In 
den besseren Lagen herrscht die Dreifelderwirtschaft mit ihren verschiedenen 
Abarten. 
Viel besser liegen die Bedingungen für die Viehzucht, der in der Almregion 
schon von Natur aus große Weideflächen zur Verfügung stehen, die künstlich 
durch Zurückdrängung des Waldes noch erweitert wurden, besonders im 
romanischen oder ehemals romanischen und im alemannischen Siedlungsgebiet. 
In neuerer Zeit ging auch das Ackerland zugunsten des Graslandes zurück, 
so in Vorarlberg von 1875—1900 um 28 % in Tirol um 11%. Am ausgedehn 
testen ist das Grasland in den Zentralalpen, vor allem aber in der Schiefer 
zone; in den Kalkalpen ist es wegen der Ungunst des wasserdurchlässigen 
Bodens spärlicher, mit Ausnahme des Bereiches der wasserundurchlässigen, ton 
reichen Mergelgesteine. 
Auf den oft gut berieselten Wiesen in den Tälern und auf steilen Bergwiesen wird 
das zur winterlichen Stallfütterung nötige Heu gewonnen. Den Sommer über, 
gewöhnlich vom Anfang des Juni bis zum Ende des Septembers, weidet das Vieh 
frei auf den Almen, die häufig staffelförmig Übereinanderliegen. Die niedrig ge 
legenen Voralmen (Aste, Casolare), oft aufgelassene Bauerngüter, werden dann 
oft schon im April bezogen. Im alemannischen und welschen Siedlungsgebiet 
finden sich regelrechte Sommerdörfer, oft sogar mit einem Kirchlein ausgestattet, 
wohin in der schönen Jahreszeit die ganze Bevölkerung übersiedelt, um hier das 
Heu einzubringen. 
Weitaus am wichtigsten ist die Rinderzucht. Die Zahl der Rinder betrug 1910 
in den damaligen österreichischen Alpenländern nahezu 2 1 / 2 Mill. Stück, wobei 
freilich gegenüber 1900 ein Rückgang von 300 000 Stück zu verzeichnen ist, eine 
Folge der Auflassung von zahlreichen Almen und Bauerngütern, die vom Groß 
grundbesitz angekauft und aufgeforstet wurden. Die Schafzucht ist in ständiger 
Abnahme begriffen, die nur durch einen zeitweiligen, durch den Wollmangel be 
dingten Aufschwung während des Weltkrieges unterbrochen wurde. Größere Be 
deutung hat hingegen die Ziegenhaltung, besonders in den Gebieten vorherrschen 
den Klein- und Zwergbesitzes. Salzburg und Kärnten sind die Hauptstätten einer 
blühenden Pferdezucht, die in der schweren Pinzgauer Rasse ein vorzügliches 
Zugpferd liefert.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.