Volltext: Die Ostalpen und Österreich

BAU UND ENTSTEHUNG 
KLIMA 
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see nur mehr eine Lebensdauer von 16 000 Jahren zu erwarten hat. Im übrigen 
wird es aber noch lange dauern, bis Verwitterung und Flußarbeit die vom Eise 
geschaffenen Züge in der Landschaft verwischt haben. 
Daß an der Ausgestaltung der Ostalpen neben den außenbürtigen Kräften auch 
in der erdgeschichtlichen Gegenwart die innenbürtigen noch am Werke sind, 
beweisen die an ganz bestimmte Linien gebundenen häufigen Erdbeben ebensosehr 
wie die überraschende Tatsache, daß noch nach der Eiszeit im Ötztal eine vulka 
nische Explosion stattgefunden hat, die große Felsmassen in die Luft sprengte 
und deren Trümmer über die nähere Umgebung und die gegenüberliegenden 
Gehänge verstreute. 
Die Ostalpen sind also nicht die Ruine eines ehemals stolzen Gebäudes, dessen 
Gemäuer einer zwar langsamen, aber unaufhaltsamen Zerstörung ausgesetzt sind, 
sondern sie stehen noch mitten drinnen im mannigfaltigen Kräftespiel eines all 
mählichen Werdens. 
KLIMA 
Entsprechend den überaus wechselvollen absoluten und relativen Höhenverhält 
nissen ist auch das Klima der Ostalpen durchaus nicht einheitlich; nur die höchsten 
Teile nehmen klimatisch eine Sonderstellung ein, gegen die Gebirgsränder zu be 
stehen hingegen allmähliche Übergänge zum Klima der anschließenden Land 
schaften, insbesondere in den großen Tälern. 
Weitaus überwiegend ist der Einfluß des mitteleuropäischen Klimas, das aus dem 
nördlichen Alpenvorland durch die nach Norden geöffneten Täler weit in das 
Innere des Gebirges eindringt. Es ist durch vorherrschende Westwinde gekenn 
zeichnet, die Regen zu allen Jahreszeiten, besonders aber im Sommer, im Gefolge 
haben. Die Jahresschwankung zwischen Januar- und Julitemperatur hält sich 
um 20°, kein Monat erreicht eine mittlere Temperatur von über 20°. 
Weniger groß ist der Bereich des Mittelmeerklimas, das besonders an den ober 
italienischen Seen und in Südtirol zur Geltung kommt. Es hat milde Winter und 
sehr warme Sommer, die Niederschläge fallen im Frühling und Herbst. Die mitt 
lere Monatstemperatur erreicht in mehreren Monaten über 20°. 
In die nach Osten geöffneten Täler reicht die Provinz des pannonischen Klimas 
hinein, das gegenüber dem Mittelmeerklima bei einer Jahresdifferenz von über 
22° zwischen den Mittelwerten des wärmsten und des kältesten Monats und ge 
ringeren Niederschlägen einen mehr kontinentalen Zug hat. 
Zwischen diese Klimaprovinzen, und sie voneinander trennend, schieben sich mit 
ausgeprägtem Hochgebirgsklima die hoch aufragenden Gebirgsstöcke der Ost 
alpen. Die entscheidende Beeinflussung erfährt hier das Klima durch die Wärme 
abnahme mit zunehmender Höhe, die etwas über 1 / 2 ° C auf 100 m Steigung aus 
macht. Die Wärmeabnahme ist dabei nicht überall gleich, sie erfolgt vielmehr 
an den Rändern rascher als im Innern des Gebirges, bei einzeln aufragenden 
Berggipfeln schneller als bei massigen Erhebungen, eine für Pflanzenwelt und 
menschliche Siedlung überaus wichtige Tatsache. 
In gut abgeschlossenen Becken und Tälern (Klagenfurter Becken, Lungau, Puster 
tal, Längstäler von Enns und Salzach) tritt im Winter häufig eine Umkehr der 
Wärmeverhältnisse ein, so daß die Niederungen kälter sind als die Gehänge und 
Berge der Umgebung. Von Windstillen begleitet, sammelt sich die schwere kalte 
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