Volltext: Romeo und Julie am Pregel

Romeo und Julie am Prcgel. 25 
seinen Namen zu finden . . . und wie oft war ihr dies 
geglückt! 
An die Streitigkeiten zwischen der Haushälterin und 
dem Verwalter war sie seit langer Zeit gewöhnt. Die 
alte Martha war indes ihre beste Freundin und auch 
zu dem Hünen Valdenius sah sie ohne Feindseligkeit 
empor. Hatte er sich doch aus seiner lässigen Stellung 
jetzt senkrecht aufgerichtet wie ein Gardeflügelmann und 
blitzte sie mit seinen Augen so freundlich siegesgewiß 
an, sicher, daß die liebliche Gebieterin zu seinen Gunsten 
entscheiden werde. Es lag etwas wie Bewunderung und 
Huldigung in seinem Wesen, wenn er der jungen Tochter 
des Hauses gegenüberstand. Cäcilie suchte beide streiten 
den Parteien durch ihren Richterspruch zu versöhnen. 
Sie entschied, daß die eine Schmalseite des großen 
Saales, doch nur diese, solchen grünen Schmuck erhalten 
solle; in der Mitte derselben sollte sich ja auf einem 
Postament eine Büste Friedrich Wilhelms IV. erheben, 
das Geschenk einiger Freunde Nortmanns, und Herr 
Valdenius sollte gemeinsam mit dem Gärtner dafür 
sorgen, daß sich dieselbe von einem geschmackvollen grünen 
Hintergrund abhebe. 
Der Verwalter gab sich mit diesem Urteilsspruch 
zufrieden und ging bald an's Werk, sicher, nicht gestört 
zu werden. Denn Nortmann verließ den ganzen Vor 
mittag sein Zimmer nicht, studierte in aller Stille das 
Hauptbuch seines Lebens durch, besonders den letzten 
Jahrgang, und empfing die Glückwünschenden, den Dorf- 
schulzen, den Krüger, die Abgeordneten der Jnstleute, 
den Pfarrer und den Schullehrer, im vornehmen Schlaf- 
rock, mit lächelnder Herablassung. 
Sehr zärtlich war er heute gegen seine Tochter; 
sie war ja ein liebliches, herzgewinnendes Wesen in ihrer 
Jugendfrische; er sprach orakelhaft dunkel von einer 
freudigen Überraschung, die vielleicht ihnen beiden be 
vorstehe. Mit fragenden Blicken sah Cäcilie zu ihm 
empor, sie erschrak vor dieser Ankündigung; o, alles, 
was ihr selbst jetzt Freude machen könnte, würde den 
Vater nur erbittern. In trüber Stimmung besorgte sie 
alle häuslichen Anordnungen; für sie lag kein Sonnen 
schein über dem häuslichen Festtage. 
Mittags klingelten die Schlitten von allen Seiten 
heran; Nortmann hatte einen blauen Frack angezogen
	        
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