Volltext: Der alpine Versuchsgarten auf der Sandling-Alpe

kleinen Gemeinde als Volksdichter und Sänger bekannte Johann Kain, 
durch seine humorvoll mit Guitarrebegleitung vorgetragenen Lieder einen 
Anziehungspunkt für die Ausseer Sommerfrischler bildete. Daselbst be¬ 
kommt man jederzeit gegen mäßiges Entgelt einen Führer, beziehungsweise 
Träger auf die Sandling-Alpe und nötigenfalls eine allerdings bescheidene 
Unterkunft. 
Vom „Bachwirthshaus" an steigt die Pötschenstraße ziemlich steil 
an; doch verläßt man sie bald, um rechts bei den letzten Häusern des 
Ortes Lupitsch den eigentlichen Fußsteig zu betreten; derselbe führt in 
mäßiger Steigung entweder über zumeist versumpfte bäuerliche Bergwiesen, 
oder durch schattigen Fichten- und Buchenwald auf dem von der k. k. Forst¬ 
verwaltung in Aussee im Jahre 1892 hergestellten Wege. Außer den hie 
und da am Wege anzutreffenden Heustadeln begegnen wir bis zur Sandling- 
Alpe keinerlei Baulichkeiten. Ein flüchtiger Blick in diese aus rohen Baum¬ 
stämmen gezimmerten, jedoch meistens verfallenen Hütten belehrt uns, daß 
sie nur saures Heu oder allenfalls dürres Laubwerk enthalten; ein keines¬ 
falls günstiges Anzeichen für die Futterbauverhältnisse dieser Gegend. 
Nach circa einstündigem Steigen erreichen wir eine große Waldlichtung, 
den sogenannten „Leißlingschlag", welcher vor mehreren Jahren aufgeforstet 
wurde. Auf der hier im Schatten am Waldsaume angebrachten Bank 
lassen wir uns, weniger des Rastens als des großartigen Panoramas wegen, 
nieder, denn von hier aus genießt man einen herrlichen Ausblick: im 
Süden und Westen auf den Dachstein, die Donnerkogeln und das Gamsfeld, 
während im Südost und Osten das Koppengebirge, der mächtige Grimmiug 
und die niederen Tauern den Horizont abgrenzen. Nach kurzer Rast 
setzen wir unseren Weg fort, um den letzten, wohl kürzeren, jedoch steileren 
Theil des Aufstieges anzutreten. Bald wird unser Blick durch einen 
interessanten Fels gefesselt, der, rechterseits gelegen, von dem übrigen Ge¬ 
birge hervortritt, und welchem der Volksmund den seltsamen Namen „Un- 
sinnigknchen" gegeben hat, woran sich verschiedene Sagen knüpfen. Dieser 
in seinem Innern eine große Höhle einschließende, steil emporragende Fels 
sieht aus, als hätte ihn ein Blitz von dem übrigen Bergmassiv getrennt; 
wo er dem letzteren sich nähert, klafft eine tiefe Spalte, breit genug, um 
allenfalls noch den kühnen Sprung einer Gemse zu ermöglichen. Trotz seiner 
Abgeschiedenheit von den übrigen bewaldeten Felskolossen hat doch die 
überall hinreichende Vegetation auch von ihm Besitz ergriffen, denn prächtige 
Fichten von stattlicher Höhe senken ihre starken Wurzeln tief in seinen 
altersgrauen, durchfurchten Leib. 
Wir gelangen nunmehr zu einer Stelle, wo das Bachbett von Fels¬ 
trümmern verlegt ist und uns das Vorkommen vereinzelter, an den Steinen 
herumleckender Schafe besonders auffällt. Daselbst befand sich nämlich früher 
der Eingang zu einem in das Salzbergwerk des Sandlings führenden 
Stollen, der jedoch seinerzeit unverhofft einstürzte, zahlreiche Bergarbeiter 
unter den Steinmaffen begrabend. Das zwischen dem Gestein hervorquellende 
Wasser schmeckt salzig, und deshalb wird diese Stelle mit Vorliebe von 
den Thieren aufgesucht. Bald wird auch durch die an den Wegrändern und 
auf berasten Stellen auftauchenden Ammoniakpflauzen, wie z. B. der
	        
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