Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

Aus dem Seekrieg 
1. Kapitel 
Der Krieg in der Nordsee bis zur Schlacht an der Doggerhank 
Durch die Kriegserklärung des seebeherrschenden England an Deutschland vom 
5. August 1914 wurde neben den großen, aber räumlich doch immer noch begrenzten 
europäischen Landfronten ein Kriegsschauplatz von unermeßlicher Weite geschaffen — 
das Weltmeer. Auf ihm mußte die Entscheidung in dem Ringen der beiderseitigen 
Seestreitkräfte fallen, die ausschlaggebend werden konnte für den Verlauf und Aus¬ 
gang des ganzen Krieges. Auf Englands Flotte ruhte der Zusammenhalt und die 
Machtgeltung des britischen Weltreiches. In den Dominions konnte es sein An¬ 
sehen, in den überseeischen Kolonien seine Macht, das Mutterland selbst seine Existenz 
nur behaupten, wenn seine Flotte das Meer beherrschte. Deutschlands Schicksal war 
in dem gewaltigen Wirtschaftskrieg besiegelt, wenn es, von jeder Zufuhr über See 
abgeschnitten, der Aushungerung anheimfiel. 
Die deutsche und die britische Flotte standen sich zahlenmäßig als ungleiche 
Gegner gegenüber. Für den Kampf in der Nordsee verfügte England in seiner Grand 
Fleet, in den Harwich-Streitkräften und in seiner Kanalflotte an modernen Groß- 
kampfschiffen über 20 Linienschiffe und 4 Schlachtkreuzer, Deutschland über 
13 Linienschiffe und 3 Schlachtkreuzer, an älteren Linienschiffen England über 
36, Deutschland über 22, an älteren Großen Kreuzern England über 20, Deutschland 
über 5, an Kleinen Kreuzern England über 35, Deutschland über 14, an neueren 
Zerstörern England über 18, Deutschland über 42, an älteren Zerstörern England 
über 11, Deutschland über 46, an U-Booten England über 58, Deutschland über 28. 
England gönnte weiterhin jederzeit aus dem Mittelmeer und von Australien her 
5 Schlachtkreuzer auf den Nordseekriegsschauplatz heranziehen und damit an Gro߬ 
kampfschiffen und Zerstörern über eine fast doppelte, an Kreuzern über eine drei¬ 
fache Übermacht verfügen. Die englischen Schiffe waren auch an Größe, Armierung 
und Geschwindigkeit den deutschen fast durchweg überlegen. Dem 34,3-cm-Geschütz, 
über das die Grand Fleet auf 13 ihrer Schiffe verfügte, stand auf deutscher Seite als 
stärkstes Kaliber das 30,5-cm-Geschütz gegenüber, dessen Granate freilich stärkere 
Sprengwirkung und größere Durchschlagskraft als die britische hatte. An mittlerer 
Artillerie, an Panzerschutz, Torpedoarmierung und Torpedowirkung durften die 
deutschen Seestreitkräfte denen des Gegners überlegen angesehen werden. 
Trotz der zahlenmäßigen Ungleichheit der Stärkeverhältnisse, die durch die 
Kriegsflotten der anderen Feindmächte — Japan, Frankreich und Rußland — noch 
erheblich zuungunsten Deutschlands gesteigert wurde, vertraute die deutsche Marine 
doch felsenfest darauf, daß der Geist, der alle ihre Angehörigen beseelte, die Gründ¬ 
lichkeit ihrer Ausbildung, die Güte ihres Materials und das Geschick ihrer Führung
	        
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