Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

Aufzeichnung des Hauptmanns Trainer, Führers der 1. Gebirgsbatterie. 
Am 19. Oktober 1914 waren Bezirksamtmann Dr. Schulze, Oberleutnant Lösch, der Kriegsfreiwillige 
Röder und ein Eingeborener in Nanlila auf Befehl des portugiesischen Leutnants Sereno ermorder, andere 
Weiße und Eingeborene verwundet worden. Am 25.Oktober fiel die Entscheidung zu einer Strafexpedition 
dorthin durch den Kommandeur im Stabsquartier Kalkfontein-Süd. Beauftragt mit ihr wurde das Ba- 
taillon Franke, bestehend aus der 2.und der 6. Kompagnie, der 1. Gebirgsbatterie, verstärkt durch die Äalb- 
Batterie Weiher, und der Funkstation Fricke. 
Naulila? Wo lag der Ort, was bedeutete er? Keiner wußte Antwort darauf; erst allmählich erfuhren 
wir, daß es sich um ein neu angelegtes „Fort" der Portugiesen in der Nähe von Eriksondrist am Kunene 
handelte. Älber Land und Leute wußten wir nicht Bescheid, da das Amboland bisher ein Pflänzchen „Rühr- 
Abtransport der 1. Gebirgsbatterie auf der Otawibahn nach Norden 
michnichtan" gewesen war. Nur der Führer selbst. Major Franke, war verschiedentlich auf Patrouille 
dort gewesen und sein Name durch seine Taten im Kererofeldzug den Eingeborenen gut bekannt. So ging 
es also in unbekannte Verhältnisse, einer ungewissen Zukunft entgegen, eine Aufgabe war uns gestellt, die 
dem richtigen Schutztruppler so recht lag. 
Leider hatten wir am Gefecht von Sandfontein nicht teilnehmen dürfen, sondern standen in Reserve, 
hinterher lagen wir in Warmbad, schlugen die Zeit tot und erwarteten eine neue Verwendung. Mißmutig 
war die Stimmung, der Ruhm unserer Kameraden von Sandfontein ließ ein bißchen Neid aufkommen, 
welcher noch durch Langeweile und die beginnende Kitze einen günstigen Nährboden fand. 
Da traf wie ein Blitz aus heiterem Kimmel der Befehl zum Abtransport des Bataillons nach dem 
Norden ein. Vom Oranje zum Kunene, das lohnte sich, und hell blitzten alle Augen auf! Wie weggeblasen 
war Langeweile, Ruhe und Tatenlosigkeit. Fieberhafte Tätigkeit herrschte allerorts, und kaum war die 
Zeit des Abtransportes mit der Bahn, die uns schnellstens bis zur äußersten Spitze nach Otjiwarongo 
bringen sollte, zu erwarten. Äier begann der Fußmarsch, der bezüglich Wasser und Verpflegung sehr er¬ 
hebliche Schwierigkeiten bot und entsprechende Verzögerung verursachte. Verwöhnt waren wir gewiß nicht, 
doch traten des öfteren Ilmstände ein, die selbst einem abgebrühten Afrikaner an die Nieren gingen. In sehr 
schwierigem Nachtmarsch hatten wir zum Beispiel das Tamansnvley erreicht. Eine Durststrecke von über 
75 Kilometern durch tiefen Sand lag hinter uns. Reit-- und Zugtiere waren der Erschöpfung nahe, und 
nur ungenügend gutes Wasser trafen wir an einer kleinen Wasserstelle kurz vor Tamansu an. Nun, wir 
vertrösteten uns auf Tamansu, fanden hier aber nur eine stinkige, bittere Brühe vor. Trotz des großen 
Durstes war das Wasser ungenießbar. Der beste Wille half nicht über das ekelerregende Zeug hinweg. 
Trotzdem nahm ich mir Mut und versuchte, des gutes Beispiels wegen, einen vollen Becher angesichts meiner
	        
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