Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

dort abermals zu einem heißen Kampfe kommen. Da das bewährte Amgehungssystem nicht mehr glücken 
wollte, befahl General Deventer bei Narnngombe frontalen Angriff. Er hatte weitere Verstärkungen heran¬ 
gezogen und glaubte uns erschöpft. Tags zuvor führte Abteilung Spangenberg (27.Feld-, 6. Schützenkom- 
pagnie und Wangoni-Kompagnie) bei Kiruburu, wo sich der Gegner gesammelt hatte, ein Rückzugsgefecht 
in fünf Stellungen durch. 
Am 19. Juli führte General Beves seine 6000 Mann (in der Hauptsache weiße Truppen) gegen die 
85V Mann und 12Maschinengewehre starke Abteilung von Liebermann (10., 11., 17., 21. Feld-, 6. Schützen-, 
14. Reserve-, Wangoni-Kompagnie und ein Geschütz C. 73). Der Feind erlitt eine Niederlage, wie er sie 
noch nicht erlebt hatte. Nur gegen unsere Maschinengewehre anlaufend versuchte er immer wieder unsere 
Äöhenstellung frontal zu stürmen. Die ahnungslosen Südafrikaner, denen man von einer leichten Krieg¬ 
führung mit unseren Askaris wie von einem „Kinderspiel" gesprochen hatte, wurden vollkommen ausgerieben. 
Vom 7. südafrikanischen Regiment waren nur 60, vom 8. nur 50 Mann übrig geblieben. Die anderen waren 
gefallen, sämtliche feindlichen Offiziere waren nach eigenem Bericht ausgefallen, verwundet, verirrt, ver¬ 
durstet oder im brennenden Busch umgekommen. Der Rest des 7. und 8. südafrikanischen Infanterie-Re¬ 
giments floh, vier Offiziere nahmen wir gefangen. Wir erbeuteten vier Maschinengewehre, viele Gewehre 
und Munition. Ihre Verluste betrugen, wie sie selbst angeben, etwa 1500 Mann. Wir verloren ein Ma¬ 
schinengewehr, einen Offizier (Leutnant Bleeck*), 4 Europäer fielen und 20Europäer wurden verwundet. 
Etwa 100 Askari waren tot und verwundet. Die moralische Wirkung der Niederlage aus die neuen süd¬ 
afrikanischen Truppen war ungeheuer. Zwei Kompagnien mit dem Führer wollten sich während des Gefechtes 
einem schwachen Zuge der 17. Feldkompagnie ergeben. Letztere hatte einen Flankenangriff ausgeführt. 
Während der Äbergabeverhandlungen mußten sich einige beherztere Leute der völlig kopflos gewordenen 
Kompagnie angesichts der geringen Anzahl unserer Askari besonnen haben; sie begannen plötzlich zu feuern, 
und das sich schnell entwickelnde Gefecht verhinderte und vereitelte die Übergabe. 
Zur Durchführung der letzten Offensive in Deutsch-Ostafrika hatte sich der Feind Offiziere, Maschinen¬ 
gewehre und Batterie-Führer aus Flandern kommen lassen. Diese sind zum ersten Male im Narungombe- 
Gesecht verwandt worden. In den späteren Gefechten machten wir allerdings die Erfahrung, daß besonders 
die Artillerie einer besseren Führung unterstand und bedeutend größere Erfolge als früher erzielte. Der Sieg 
bei Narungombe brachte die Offensive dort aus zwei Monate zum Stillstand. General Deventer war wütend. 
Anfang August begann an unserer Front die letzte feindliche Offensive, die mit kurzen Unterbrechungen 
bis zur Beendigung des Feldzuges in Deutsch-Ostafrika durchgeführt wurde. 
Am 2,August nachmittags 5 Ahr überrannten mehrere englische Kompagnien unsere schwache Feldwache 
und setzten sich dort fest. Ihre nächtlichen Vorbereitungen ließen darauf schließen, daß am nächsten Morgen 
ein allgemeiner Angriff einsetzen würde. Ansere Erwartungen trafen zu; wir sollten am 3. August einen heißen 
Gefechtstag zu bestehen haben. Der Gegner griff in aller Frühe an. Da zwischen unserer aus einzelnen Stütz¬ 
punkten (kleinere in sich geschlossene Feldbefestigungen) bestehenden Stellung und dem Feinde ein tief ein¬ 
geschnittenes, etwa 100 Meter breites und von unserem Feuer gut bestrichenes Tal lag, so erfolgte seitens 
der Engländer hier zunächst nur ein Scheinangriff. Zugleich stieß ein feindliches Bataillon gegen den so¬ 
genannten Äelioberg — eine kahle, weithin sichtbare und eine Stunde von unserem rechten Flügel entfernte 
Äöhe —, auf dem sich zwei Züge mit zwei Maschinengewehren der Schützenkompagnie in einem Stützpunkt 
befanden, vor. Vier Kompagnien schloffen diesen exponierten Teil unserer Stellung vollständig ein. Der 
Feind lag bereits vor dem nur 30 Meter vor den Schützengräben angebrachten Dornenverhau. Hauptmann 
Krüger mit zwei Zügen und einem Maschinengewehr unserer Kompagnie und einem Zug der 9. Feldkompagnie 
wurde dorthin eingesetzt, um die bedrängte Schützenkompagnie herauszuhauen. Im Sturmangriff durchbrach 
Hauptmann Krüger die feindliche Linie und erreichte die Voma. Er selbst wurde verwundet, eine Anzahl 
Askari siel, darunter auch unser bester Sol Äamiß. Die durch den Durchbruch entstandene Lücke schloß der 
Gegner sofort wieder, so daß Hauptmann Krüger mit seinen Leuten in der umzingelten Voma festsaß. Mittler¬ 
weile war das 30. Punshal-Regiment zwischen dem Äelioberg und dem rechten Flügel unserer Äauptstellung 
durchgestoßen und in den Rücken unserer Stellungstruppen gelangt. Die Reserven (9. Feldkompagnie, 4. 
Schützenkompagnie und Tanga-Kompagnie) wurden gegen dieses Regiment angesetzt. Ansere Askari kämpften 
*) Nach Lettow-Vorbeck „Meine Erinnerungen aus Ostafrika", S. 177, fiel Leutnant Bleeck schon am 6. Juli 
bei Anindi.
	        
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