Volltext: Italien in sechzig Tagen

10. Der Como-See (Como). 
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losen Bildnereien thiirmen sich in langen Zeilen Nischen mit theil- 
weise schon der Renaissance angehörigen Heiligen auf. Die wesent¬ 
lichsten Ornamente gehören zur vollen Blüte der neuen Kunst. 
Diese scheinen die späteren Hauptwerkmeister des Doms,Tommaso 
Bodariund seine Brüder Bernardino undJacopo, eingeführt zu haben. 
Tommaso erhielt nach den Dom¬ 
akten schon 1485 Bezahlung für eine 
Reihe von Statuen, aber erst 1487 
das officielle Dekret als Bildhauer 
und Ingenieur des Doms; er arbeitete 
bis 1526. Die Rodari vollendeten 
den gothischen Schiffbau und be¬ 
gannen 1513 das klassische Querschiff 
nebst der Kuppel im Chor, in der 
Behandlungsweise, auf welche die 
späteren Mailänder Bauten Bra- 
mante’s hinlenkten. 
An der F a 9 a d e sind von den Ro¬ 
dari die höheren Statuen der Pfeiler, 
die fünf Statuen in den Nischen 
über dem Hauptportal, darüber in 
zwei Nischen die Verkündigung, im 
Giebelfeld der Auferstandene. — An 
den Portalen: die drei Reliefs in 
den Bogenfeldern: 1. Geburt Christi, 
Mitte: Drei Könige, r.Beschneidung, 
r. und 1. vom Mittelportal die 
sitzenden *Statuen der beiden 
JPlinius im langen Talar, in präch¬ 
tig ornamentirten Nischen, und die 
kleinen Reliefs, die den altern Pli- 
nius dem brennenden Vesuv nahen 
und den Jüngern Briefe schreiben 
und dem Trajan aufwarten lassen; 
die Inschrift lautet: 
Rühmliche Ehre, beglückender Nach¬ 
ruf freut mich, Secundus 
Aber noch mehr, dass mir dies meine 
Mitbürger gesetzt. 
Dann das prachtvoll ornamentirte 
* Portal der Nordseite der Kirche 
mit köstlichen Kinderscenen im 
Fries sowie das Südportal (an 
der rechten Längswand) von 1491 
und die fast antikaufgefassten, als 
gefässtragende Atlanten gebildeten 
* Wasserspeier. 
Das Innere (87 m. lang, 36 m. 
breit, mit den Kapellen 58) ist der 
Certosa von Pavia ähnlich, noch 
grossartiger, vom schönsten Raum¬ 
verhältnis der weiten Abstände der 
viereckigen, mit vier Halbsäulen 
umgebenen Pfeiler. Das Querschiff 
mit den halbkreisförmig abgeschlos¬ 
senen Armen und der*Chor, nach 
einem 1487 von Tommaso Rodario 
entworfenen, 1521 mit seiner Bei¬ 
stimmung durch Cristoforo Solario, 
il Gobbo, modificirten Modell aus¬ 
geführt, ist schon im Geist Bra- 
mante’s ; Amadeo (der Bildner des 
Colleoniden-Denkmals in Bergamo) 
war unter den Berathern; die Decke 
des Chors wurde erst 1595 vollendet. 
— Die achteckige Kuppel der 
Kirche vollendete Juvara 1750. 1838 
wurde das Gewölbe mit moderner 
Pracht bunt geschmückt. — Rechte 
Wand: Madonna mit Heiligen, von 
Rodari (1482). — Marmordenkmal des 
um Como sehr verdienten Kardinals 
Tolomeo Gallio (1861). — Relief der 
Passionsgeschichte (14. Jahrh.). — L. 
St. Sebastian, r. S. Cristoforo, Kopie 
nach Luini. — Nach der prächtig 
ornamentirten Thür(1509)das Grab¬ 
mal des Bischofs Bonifacius (1350). — 
Dann der * Altar von S. Abondio, 
Schutzheiligen von Como (Fest 2. 
April), von 1490, ein Werk von sel¬ 
tener Schönheit und hohem Lebens¬ 
gefühl, ganz aus vergoldeter Holz¬ 
schnitzerei (daher wohl von einem 
Deutschen). — Zur Seite desselben r. 
*Gaudenzio Ferrari, Flucht nach 
Aegypten; 1. * Luini, Anbetung der 
Könige. — Dann (am Altar des St. 
Hieronymus) * Luini, Madonna mit 
Heiligen und Engeln. — Linke 
Wand: Jenseit des Eingangs ein 
schönes *fünfsäuliges korinthisches 
Marmortempeichen über dem alten 
reliefirten Taufstein. — Ein Skulptur¬ 
werk von Rodari (1493), von Kanoni¬ 
kus Murat gestiftet. — Zur Seite die 
modernen Büsten 1. des Bischofs 
Rovelli, r. des Papstes Innocenz 
XI. (Odescalchi von Como). — Dann 
der Seiteneingang mit köstlichem 
Sturz. — Alter Sarkophag (mit drei 
Kreuzen, Krummstab,Bischofsmütze, 
Lamm mit Kreuz). — Darüber der 
schwarze Sarkophag des Geschichts¬ 
forschers Benedetto Giovio (gest. 1544), 
von seinem berühmten Bruder Paolo 
errichtet.—St. Joseph, Skulptur von 
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