Volltext: Die Liebesproben

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Fr. v. Hammer, An Dir habe ich einen schlechten Bundes⸗ 
genossen. Aber das geht doch nicht an, Auguste. Nicht einmal eine 
Flume im Haar — keine einzige Schleife — die Welt beurtheilt die 
Stimmung nach Aeußerlichkeiten. 
Auguste. Wenn die Welt durch eine Rose und ein färbiges 
Band von meinem Glücke überzeugt werden kann, so soll sie diese 
Ueberzeugung gewinnen. Ich gehe, um das Fehlende zu ersetzen. (Ab,) 
Fünfter Auftritt. 
Frau v. Hammer. Reinerz. 
Reinerz Sie ist ein gutes, fügsames Kind, meine Auguste. 
Sie geht nur, um Dir Deinen Willen zu thun. u 
Fr. v. Hammer. Ja, sie ist ein Goldherz, sie verdient es, 
glücklich zu werden. — 
Reinerz. So ist es. O, ich gäb' was d'rum, wenn ich die 
Gewißheit hätte, daß sie es wird. J 
Fr. v. Hammer. Du zweifelst doch nicht daran? Sieh, Gott⸗ 
fried, ich habe mich gestern gegen diese Verbindung ausgesprochen, 
weil ich Augustens Gefühle für Wagner als eine oberflächliche Neigung, 
die flüchtige Grille eines verwöhnten Kindes nahm. Aber der Ernst 
ihres Widerstandes, die Leidenschaft, welche sich in ihrem ganzen Wesen 
ausprägte, überzeugten mich bald von der tiefen Wahrheit ihrer Liebe. 
Reinerz. O, an Augusten habe ich niemals gezweifelt. Daß 
sie ihn liebt, ist auch meine feste Ueberzeugung. — 
Fr. v. Hammer. Und dennoch scheinst Du beunruhigt? 
Reiner z. Ich kann Dir nicht verhehlen, daß ich es bin. 
FIFr. v. Hammer. Ich begreife Dich nicht. Du machst Dein 
Kind glücklich, was willst Du noch mehrẽ: 
Reinerz. Was ich will? Ich weiß es selbst nicht. Ich bin 
aufgeregt, eine Seelenangst hält mich umschlungen. v 
Fr. v. Hammer ffür sich? Seine Natur verläugnet sich nicht. 
Nun kommt die Reue. (Lant.) Du mußt, mir exlauben, daß ich Dich 
schelte, Gottfried. Du bist von jeher ein wankelmüthiger Charakter 
— grauen Haare. Die Reue folgt 
Deinen Entschlüssen eben so rasch, wie sie gefaßt werden. Diesmal 
hast Du aber in Deiner Uebereilung zufällig das Richtige getroffen. 
Es ist gar kein Grund vorhanden, Dich aufzuregen. 
soh Reinerz. Glaubst Du, daß Doktor Wagner Augusten wirklich 
iebt? 
Fre v. Hammer. Ich kenne ihn zu wenig, um mich für die 
Ehrlichkeit seines Charakters zu verbürgen, doch macht sein Aeußeres, 
seine ganze Erscheinung einen so günstigen, verirauenerweckenden Ein⸗ 
druck, daß ich von ihm eingenommen binn. 
Reinerz. Und doch hast Du gestern Worte fallen lassen, die 
mich auf die Vermuthung brachten, daß Du über Wagners Charakter 
anderer Ansicht bist.
	        
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