Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Das 
/Ibüblvuertel im IRriegsjabre 
1809. 
I. 
(Das schlimmste Kriegsjahr. — Die Landwehr. — Die ersten kriegerischen Operationen. — 
Rückzug. — Einmarsch des Feindes.) 
„Dreymal ward durch Feindes Hand 
Rings geplaget Leut und Land . . 
^Wiese Inschrift an der Johanneskapelle beim Schlosse Marsbach verewigt das 
Andenken an die Franzosen-Einfälle, denen unsere Heimat in den Jahren 1800/01, 
1805 und 1809 ausgesetzt war. Unter diesen Kriegsjahren war das letztgenannte 
bei weitem das schlimmste. 
Napoleon wollte die Zertrümmerung Oesterreichs. Das stand bei Kaiser Franz 
und seinen Ratgebern fest. Es galt, sich für entscheidende Kämpfe zu rüsten. Die 
Friedensjahre 1806 bis 1809 benützte Oesterreich zu notwendigen Reformen im 
Militärwesen und zur Ausbringung neuer Kriegsmittel. Erzherzog Karl, welcher 
seit 1806 die oberste Leitung des Heerwesens übernommen hatte, schuf in der Landwehr 
einen nationalen Heerbann zur Verteidigung der heimatlichen Scholle und gab dadurch 
dem stehenden Heere einen Rückhalt und dem Kriege eine volkstümlichere Grundlage, 
als es bisher der Fall war. Die kaiserliche Verordnung vom 9. Juni 1808 befahl, 
aus allen waffenfähigen, nicht in der Armee dienenden Männern zwischen achtzehn 
und fünsundvierzig Jahren eine bloß die Verteidigung des vaterländischen Bodens 
abzweckende Landwehr zu organisieren. Schon die Masse der Landwehr allein betrug 
300.000 Mann, ein Heerbann von hohem Werte. „So wurde die Bevölkerung aufs 
innigste mit dem Schicksale des Staates verknüpft und wenn es nun zu einem ernsten 
Kampfe kommen würde, dann sollte dies nicht mehr ein Kabinettskrieg sein."') 
Leider war aber die Ausbildung noch ungenügend und unfertig. Wir brauchen 
nicht den Maßstab von heute anzulegen; allein schon unser heimischer Geschichtsforscher 
aus jener Zeit, der Florianer Chorherr Franz Kurz, schreibt: „Welche ganz außer- 
0 R. Charmatz, Geschichte der auswärtigen Politik Oesterreichs im 19. Jahrhundert. 
I. Leipzig 1912. S. 36.