Volltext: Österreichische Kriegsgeschichten 1914/15

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Im zähen Festhalten der sich einmal gestellten Auf¬ 
gabe und bauend auf die günstige Dunkelheit der Nacht, 
entschloß er sich- nochmals direkt an die Brücke 
her-anzugehen und die Sprengladung anzu¬ 
bringen. Unbemerkt konnte Leutnant K. unter der Brücke 
ins Wasser steigen und bis zum ersten Brückenjoche 
vorwaten. Und dort befestigte er, nur wenige 
Schritte vom Feinde en t fern t, ruhig und kalt¬ 
blütig die Sprengladung und das eine Ende der 
Zündleitung. Ein schwieriges Moment war nun noch 
das — Zünden. Unter der Brücke hätte er es nicht tun 
können, da der Feuerschein bemerkt worden wäre und leicht 
das ganze Unternehmen hätte vereiteln können. Langsam 
und vorsichtig kroch> er deshalb denselben Weg, den er ge¬ 
kommen war, bis ins Weidengebüsch, dabei die lange Zünd¬ 
schnur fortwährend aufrollend. Glücklich! gelang ihm auch 
dort mit Hilfe seiner Leute das unbemerkte Zünden 
und als die kleine tapfere Schar den von unserer Infan¬ 
terie besetzten Jnundationsdamm wieder überschritten hatte, 
erfüllte ein ohrenbetäubendes Getös e die Luft: das 
Werk war endgültig gelungen und die Brücke hatte 
einen w eit kla ff enden Riß. 
Leutnant K. hatte eine prachtvolle Pioniertat vollbracht, 
wofür die Allerhöchste Anerkennung nicht ausbleiben wird. 
Und welchen Wert diese Sprengung hatte, zeigte der nächste 
Sturmangriff der Russen über die beschädigte Brücke, deren 
unerwartete Unpassierbarkeit ihnen empfindliche Ver¬ 
luste kostete. 
31. Der Schmied von L. 
Von einem Mitkämpfer erzählt. 
Der Bataillonschef Hauptmann Kraus und seine drei' 
Kompagniekommandanten des zweiten Bataillons der 58er 
hatten sich, da das Bataillon in der Reserve stand, beim 
Regimentskommandanten eingefunden, um die Jahreswende 
zu erwarten. Der Proviantoffizier hatte zwei Flaschen Rot¬ 
wein aufgetrieben, die man zur Feier des Augenblickes 
opfern wollte, und in Erinnerung der Ereignisse, die wir
	        
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