Volltext: Fest-Predigt anläßlich der Primiz des hochw. Herrn Ludwig Hüttner, reg. Chorherr des Stiftes St. Florian, am Sonntag den 7. Juli 1929 in der Pfarrkirche zu Kirchdorf an der Krems

4 
der Primiziant dort am Altare- dann hat dir der liebe Gott noch 
drei kleine Kindlein geschenkt. Fünf Kinder hast du großgezogen 
und sieben Kindern hast du, Hartgeprüfte, die Augen zum Todes 
schlummer geschlossen. Sechs waren noch ganz klein, die beweinen 
wir nicht, das sind ja jetzt Engel am Throne Gottes. Doch im Jahre 
1904 da hat der Herr ein großes Opfer von dir, Mutter, verlangt, 
es starb ja Emilie, das brave, gute Kind, im Alter von 14 Jahren- 
damals bist du zur Schmerzensmutter geworden! Die Mutter bei 
des Kindes Leiche, wo ist ein Schmerz, der diesem gleiche? Wer 
konnte dich trösten in jenen Tagen harter Prüfung? Der Glaube 
war es, der damals tröstend zu dir sprach: Es gibt ein Wiedersehen! 
Und hätte das gute Kind nochmals seinen Mund geöffnet, es wiirde 
seine Mutter also getröstet haben: „Vater, wenn die Mutter fraget, 
wo ist unser Liebling hin? Wenn sie weint und um mich klaget, dann 
sag', daß ich im Himmel bin!" Edle Frauen, die ihr selber Mütter 
seid, ihr fühlet am besten, was dieses Mutterherz hat leiden müssen! 
Es war Harte und bittere Kriegszeit, da habt ihr, Primizianten 
eltern, manchmal recht bange eure Hände zum Himmel aufgehoben, 
bittend: Gib uns, o Gott, das tägliche Brot! Und dann wieder die 
bange Frage: Womit werden wir uns und die Kinder kleiden? Das 
waren große Elternsorgen in harter Kriegszeit! Der älteste Sohn 
wird unter die Fahne gerufen, trotz tausend Gefahren kommt er 
lebend wiederum heim, der Vater und die anderen Söhne bleiben 
vor Unheil verschont, sicher hat es die Mutter erbetet! 
Da schleicht eines Tages Klein-Ludwig zum lieben Mütterlein 
hin, er hat einen Kummer im Herzen- wem klagt man als Kind seine 
Not? Man geht halt zur Mutter! So geht auch der Ludwig eines 
Tages zum lieben Mütterlein hin und mit gefalteten Händen bringt 
er sein großes Anliegen vor: Mutter, ich möchte ein Priester wer 
den. Und wie der Mutter Augen dann funkeln — das wäre ihr 
größtes Glück, eines Priesters Mutter möchte sie mit Freuden wer 
den — aber mit Tränen in den Angen sagt sie zum Kinde: „Lieber 
Ludwig, es geht nicht! Vater und ich können dir das lang Lauernde 
Studium nicht leisten und dann hast du ja auch noch andere Ge 
schwister, die auch versorgt werden müssen. Ludwig, es geht nicht!" 
Und statt in die höhere Schule muß der Ludwig bei einem Bauern 
in den Dienst eintreten und muß sich selbst schon sein tägliches Brot 
verdienen, -och er hört nicht auf zu beten und er sehnt sich weiter nach 
dem heiligen Priestertums. 
Die Wege Gottes sind wunderbar! Eines Tages geht der Lud 
wig in den Pfarrhof nach Kirchdorf und dort sucht er seinen geliebten 
Katecheten, Pater Benedikt Leeb, aus, dem klagt er sein Leid: „Ich 
möchte so gerne ein Priester werden und die Mutter sagt, es gehl 
nicht, weil wir ja arm sind und weil die Zeiten jetzt gar so schwer 
sind!" Guter Knabe, du hast den rechten Ort gefunden, dieses Prie 
sterherz versteht deinen Kummer! Er hat ja selbst dieses heilige
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.