Volltext: Deutsch-österreichische Feldpost Nr. 23-47 (23-47 / 1915)

Humor in ernster Zeit. 
Entfernungsschätzen. 
Infanterie liegt im Felde und hat Gefechtspäuse. 
Ein Leutnant nutzt die Pause aus und übt mit seinen 
Mannschaften Entfernungsschätzen. „Geradeausziel! 
Wieviel? —- Antwort: „800 Meter." — „900 Meter." 
— „1000 Meter." — „1100 Meter." — In diesem Mo¬ 
ment passieren zwei Husarenoffiziere zu Pferd die 
Jnfanterielinie, und der jüngere fragt: ... „Ver¬ 
zeihen, Kamerad, was versteigern die Leute eigent¬ 
lich? — 
- 
In Nöten. 
Der Prinzipal Möwes und sein Prokurist Dröwes 
waren eingezogen. Beide hatten schon früher gedient, 
aber das war furchtbar lange her, fast fünfzehn 
Jahre, und in der Zwischenzeit vergißt sich so manches, 
selbst wenn man es damals, in grauer Vorzeit, zu 
einer Charge gebracht hat. Und als sie jetzt in den 
Waffenrock schlüpften, gelang es ihnen noch nicht, 
zugleich mit der Zivilkleidung auch den ganzen Zivil- 
meüfchen mit einem Ruck abzulegen. Kurzum, dem 
Prokuristen Dröwes passierte ein kleines Unglück, 
was übrigens in diesen Tagen nicht ganz vereinzelt 
dasteht: er grüßte nämlich falsch. Fünf Schritt von 
seiner Behausung entfernt, stieß er auf einen Major, 
und da nahm er mit sehr ergebener Verbeugung — 
die Mütze ab. Die alte liebe Hutgewohnheit war zum 
Durchbruch gekommen. Der Major winkte ihn 
lächelnd heran und belehrte ihn über sein Versehen. 
Hocherrötend schritt Dröwes weiter und begegnete 
bald darauf seinem Prinzipal. Jetzt grüßte er aber 
nach allen Regeln der Vorschrift und setzte dabei ein 
Dienstgesicht auf, woran jeder Feldwebel seine Freude 
gehabt hätte. Und wieder wurde er herangewinkt. 
„Sehen Sie mal, Herr Dröwes, schließlich beziehen Sie 
doch Gehalt von mir, und ich bin Ihr Vorgesetzter. 
Also nehmen Sie andermal wenigstens die Mütze vor 
mir ab!" 
Al
	        
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