Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1906 (1906)

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Ein Verteidiger. „Ja, Schneider sagte, Sie wären ein alter Narr. Ich aber 
stand Ihnen schön bei und verteidigte Sie ordentlich." — „Das war hübsch von Ihnen! 
Was haben Sie denn gesagt?" — „O, ich sagte, so alt wären Sie noch gar nicht." 
Harmlose Grobheit. Fremder: „He! he!" — Kutscher: „Wohin, Euer Gnaden?" 
— Fremder: „Ins Tierspital!" — Kutscher: „Soll ich warten, Euer Gnaden, oder 
bleibend gleich drinnen?" 
Vor Gericht. Richter: „Welchen Vorwand nahm denn eigentlich Euer Mann, Euch 
zu schlagen?" — „Vorwand hat er kan g'numme, sondern an dicken Stock." 
Eine sehr „gemischte" Warenhandlung. Aus einer Aushängetafel einer „ge 
mischten Warenhandlung" in Zell am See werden die Verkaufsartikel in folgender 
wahlloser Reihenfolge angekündigt: „Kuhketten, Eheringe, Klistierspritzen, Hustenzelteln, 
Wein, Kinderpuppen, Sauerkraut, Leibschüsseln, Glacehandschuhe, Mineralwasser, Mäuse 
fallen, Kalender, Powidl, Traumbücher, Heringe, Unterröcke und Fliegenleim." Bei den 
Sommerfrischlern erregt diese Ankündigung große Heiterkeit. 
Ein selbstsüchtiger Vater. „Sehen Sie, ich bin immer allein im Eisenbahnwagen, 
mag auch der Zug noch so überfüllt sein." — „Wie machen Sie denn das?" — „Ganz 
einfach; ich gebe, nachdem wir eingestiegen, meinem Ältesten eine Ohrfeige. Dann fängt 
er zu heulen an und nachher steigt kein Mensch mehr ein." 
Eine Sachverständige. „Ich möchte eigentlich wissen, welche Haarfarbe mehr 
Verehrer findet, dunkel oder blond?" — „Da fragen Sie die Baronin — die hat Er 
fahrung in beiden Farben." 
Naturgeschichte des Rindes im Volksschulaufsatze. (Aus Nürnberger Schulen.) 
„Das Rind gehört zu den Haustieren, weil sein Stall gewöhnlich an das Haus an 
gebaut ist. Seinen Körper bedecken Haare, welche verschieden gefärbt sind. Bei der Familie 
Rindvieh ist der Mann der Ochs. Die Frau heißt Kuh. Die Kinder sind Kälber. Die 
meisten Ochsen kommen vom Lande. In. der Stadt findet man sie nur bei den 
Metzgern. Der Mensch hat viel vom Ochsen. Zum Beispiel das Fleisch, das Fett, die 
Haut und anderes. Der Ochs ist kein Ochs, er heißt nur so. Jedes Rindvieh nährt sich 
von Pflanzen. Die Kühe gehen mit den Bauernmädchen auf die Weide. Eme Kuh ist 
nicht schön; je mehr es aber sind, desto schöner werden sie. Die Ochsen werden im 
schönsten Mannesalter geschlachtet. Von der Kuh erhalten die Milchfrauen ihre Milch. 
Das Rind hilft auch Lichter und Seife bereiten mit seinem Fett. Es hat einmal ein 
Volk gegeben, dem sein Gott war ein Ochs. Das schöne Rindvieh ist der größte Stolz 
der Bauern." 
Was ein Gedanke ist. Leutnant: „Sie, Müller, um ’n Gedanken vor!" — Müller 
tritt einen ganzen Schritt aus der Reihe hervor. — „Müller, sind Sie wahnsinnig? Heißt 
das 'n Gedanken vor? Wissen sie, was bei mir ’n Gedanke ist? Bei mir ist ein Gedanke 
so viel wie gar nichts!" 
Wofür denn? Ein Bataillon marschiert vorüber, die Musik voraus. „Sage doch, 
Mama," fragt das kleine. Ännchen, „wozu braucht man die Soldaten, die keine Musik 
machen?" 
Unanfechtbare Gegensätze. Bei keiner Gelegenheit wird so viel gelogen, wie beim 
Wahrsagen, so schlecht gefahren wie beim Gutstehen und so weit gegangen, wie in 
mancher Sitzung. 
Entgegenkommend. „Fräulein, in dem Rosinenkuchen, den ich gestern bei Ihnen 
kaufte, habe ich statt einer Rosine eine Fliege gefunden!" — „O, das tut gar nichts, gnädige 
Frau; bringen Sie die Fliege nur her, ich tausche Sie Ihnen sofort gegen eine Rosine 
wieder um." 
Schwere Aufgaben. Frau A.: „Es ist doch recht schwer, heutzutage einen miiitär- 
freien Diener zu bekommen!" — Frau B.: „Ach, das^geht noch an, meine Liebe, aber 
eine militärfreie Köchin ausfindig zu machen, das ist ein Kunststück!" 
Bezeichnend. A.: „Sehen Sie, dort drüben geht der Rechtsanwalt Schlauberger. 
Den kenne ich noch, wie er als armer Teufel seine Praxis angefangen hat. Sein erster 
Klient war der Herr Reicher, für den er mehrere Jahre lang den Prozeß wegen seines 
Hauses führte." — B.: „Na, und jetzt?" — A.: „Jetzt besitzt der Rechtsanwalt das 
Haus und Herr Reicher ist ein armer Teufel." 
Sein Beileid. Herr (eine Witwe tröstend, die ihren Gatten verloren hat): „Ja, 
ja, Prüfungen bleiben uns nicht erspart, liebe Frau, ich habe auch vorgestern zwei Mark 
im Skat verloren!"
	        
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