Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

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nossenschafts- und Sammelmolkereien angewendet werden, denn nur süße 
Milch läßt sich ohne Veränderung hochgradig pasteurisieren und auf feinste 
Producte verarbeiten. 
Musik als Äesänfiigungsmittel. 
Beim Beschlagen von Remonten, so berichtet C. v. Scheidlin, wollte 
sich eines der jungen Pferde, allseits beißend und ausschlagend, durchaus 
nicht beschlagen lassen. Während der höchsten Extase des Pferdes trat vor 
dasselbe ein Uhlane mit einer Geige und spielte, stetig in ein rascheres 
Tempo übergehend, einen polnischen Nationaltanz eine halbe Stunde in 
eontinno fort. Beim ersten Geigenstriche stutzte das Pferd, sich vollständig 
beruhigend. Seine ganze unbändige Wildheit war verschwunden, und ruhig 
und willig ließ es sich regelrecht beschlagen. Da bei dieser Procedur keines 
der übrigen Pferde in eine ähnliche Aufregung gerieth, so konnte das 
Mittel auf seine Jnfallibilität für alle Fälle nicht erprobt werden. Vielleicht 
versucht dies jemand anderwärts! 
Der Einfluß der Musik ergibt aber auch aus folgendem Vorfalle 
in einem Dorfe bei Husum (Schleswig-Holstein). Eine Sau hatte 12 Ferkel 
geworfen und wurde bösartig, so daß sie an der Nachkommenschaft ihre 
Mutterpflicht nicht ausüben wollte. Der Besitzer versuchte vergebens, sie zur 
Annahme der quiekenden Ferkel zu bewegen, sie machte jedoch einen so 
wütenden Ausfall auf ihn, daß er schleunigst aus dem Schweinestall flüchten 
mußte. Einem hinzugekommenen Nachbar ergieng es nicht besser. In diesem 
kritischen Augenblick führte der Zufall den Schmied des Dorfes, einen be 
lesenen Mann, herbei. „Kinner, hat fangt ji jo ganz verkiehrt an. Ick heff 
mal lesen, dat so'n Thier am besten dörch Gesang und Musik Lo beruhigen 
is." Der Besitzer gieng auf den Vorschlag ein. Sein Sohn, ein tüchtiger 
Handharmonika-Spieler, wurde gerufen, und er spielte der Sau die schönsten 
Melodien vor, während Vater und Mutter ihn mit Gesang begleiteten. Und 
siehe da! die Sau legte sich mit gespitzten Ohren bald ruhig nieder und 
lauschte den herrlichen Musik- und Gesangsvorträgen. Nach kurzer Zeit 
hatte sich ihr Gemüth soweit beruhigt, daß sie sich willig ihrer Nachkommen 
schaft annahm. 
Gegen die Nacktschnecken. 
Um die in Gemüsegärten schädlich auftretenden Nacktschnecken zu ver 
tilgen, verfährt ein Gartenfreund folgendermaßen: Zu diesem Zwecke nahm 
er zwei gewöhnliche Blumentopf-Untertassen, grub sie dem Boden gleich ein 
und füllte sie bei Beginn der Dämmerung nicht mehr als ein Centimeter 
hoch mit Bier. Schon nach kurzer Zeit bemerkte er, wie die Schnecken aus 
ihren Schlupfwinkeln hervorkrochen und dem Biere zusteuerten, sich über 
den Rand des Gefäßes hinwegneigten, an dem Biere ergötzten, nach einer 
Weile hineinfielen und auf dem Boden liegen blieben. Eine Stunde ließ 
er sie unbehelligt, und als er muß Verlauf dieser Zeit die Untersätze heraus 
nahm und bei Licht besah, fand' er dessen Boden fast ganz mit Schnecken
	        
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