Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1897 (1897)

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guter Pflege auch angemessen entwickelt haben werden, soll man die Thiere 
nicht zur Zucht verwenden, besonders hüte man sich, die jungen Stiere zu 
oft zum Sprunge zu benützen, und theile ihnen im ersten Sprungjahre nur 
eine geringe Anzahl von Belegacten zu, weil sie sonst frühzeitig unfruchtbar 
werden, und gerade darin liegt der große Wert eines Zuchtstieres, daß man 
ihn möglichst lang zur Zucht benutzen kann und er seine guten Eigenschaften 
auf recht viele seiner Nachkommen vererbt. Auch älteren Stieren sollte man 
nicht mehr als 80 bis 100 weibliche Thiere zutheilen und stets dafür 
sorgen, daß sie nie zu mastig werden, man sie nur mit Trockenfntter wie die 
Pferde versieht und ihnen auch Bewegung gönnt. Wenn man sie gerade 
nicht frei auf der Weide herumlaufen lassen kann, so ist es doch möglich, 
sie zum Zuge abzurichten, sie zu mäßig lang dauernden Ackerarbeiten, zum 
Grünfuttereinführen und sonstigen kleinen Fuhren zu verwenden. 
Hält man nun auf eine richtige Auswahl der Zuchtthiere und ver 
nachlässigt in keiner Weise die Aufzucht der Jungthiere, indem man ihnen 
die besprochene Ernährung und Pflege angedeihen läßt, dann wird auch der 
Stand der Viehzucht sich immer bessern, die Erträge aus derselben und 
dadurch der Wohlstand der Landwirte sich mehren. 
Die Koliken der Lausthiere und deren sichere Leitung. 
Kolik nennt mau im allgemeinen krankhafte Zustände im Magen und 
Darm des Thieres, bei denen der geäußerte Schmerz das Hauptanzeichen 
bildet ilnd welche in der Regel von einem Aussetzen der Darmthätigkeit 
begleitet sind. 
Die Wissenschaft unterscheidet sechs Arten von Kolik mit mehreren 
Unterabtheilungen der Verstopfungskolik. 
Die Ursachen der Kolik sind ja im allgemeinen bekannt, leider aber 
theils wegen der inneren Organisation des Pferdes, theils wegen ihrer 
Vielseitigkeit nicht immer abzuwenden. 
Häufig ist die Ursache: 
1. Erkältung. Schroffe Abkühlung des erhitzten Körpers bei kalter oder 
naßkalter Witterung. Die Zeit des Haarwechsels. Kalte bereifte Futter 
stoffe, zu kaltes Trinkwasser, unter 5° 1. 
2. Ueberfütterung, besonders an Ruhetagen (sogenannte Sonntags 
kolik). Große Mengen schweren Körnerfutters. Zu kurzes Häcksel. 
Nicht abgelagertes Futter (neues Korn). Rohe Kartoffeln. 
3. Verdorbenes Futter. Schlechtes, schimmliges Heu, Stroh, Hafer, 
desgleichen Brot, schlammiges, unreines Wasser. 
4. Gasbildung im Magen. Fütterung mit jungem Klee, Luzerne, 
Esparsette. In Gährung befindliche Gräser, Rüben, Kartoffelkraut u. dgl.> 
Ueberreichliches Tränken unmittelbar nach dem Füttern. Bei Wind- 
koppern führt das Abschlucken von Wind häufig zu Kolik. 
5. Darmverstopfungen. Füttern von großen Mengen Häcksel. Sehr 
holziges, sehr trockenes Futter (Mehl, Kleie). Erschlaffung, Lähmung 
des Darmcauals.
	        
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