Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1897 (1897)

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6. Würmer im Darmcanal. 
7. Darmverschlingungen, -Verschürzungen, Vergiftungen u. s. w. 
Da die Kolik vom Magen, respective Darmcanal ihren Ausgang hat, 
sind die Hauptanzeichen dafür fast immer dieselben, wenigstens, haben sie 
viel Ähnlichkeit mit einander: Darmschmerzen, mehr oder weniger Unruhe 
und Aufgeregtheit, Schweißausbrüche, trockenes Maul und was mit ver 
schwindender Ausnahme alle Kolikarten gemein haben: Gespannter, selbst 
trommelförmig aufgetriebener Hinterleib, starke Gasentwicklung im Darm 
canal andeutend. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Gasanspannung durch das Ruhen 
der Darmthätigkeit den Grund bildet für die Schmerzen des kranken Thieres. 
In dem Grade wie die Gasanspannungen in der Flankengegend zu 
nehmen, vermehren sich die Schmerzen, das Thier wird aufgeregter, macht 
die ungewöhnlichsten Bewegungen, wirft sich in der Angst , mit Heftigkeit 
nieder, springt wieder auf, bis endlich durch Platzen des Darmes oder 
Magens oder Zwerchfellzerreißung der Tod eintritt. 
Zur wirksamen Bekämpfung der heilbaren Kolikfälle sind in erster 
Linie erfolgreiche Mittel zur Bekämpfung der Gase, respective der Schmerzen, 
sowie zur energischen Anregung, Anreizung der Darmthütigkeit anzuwenden. 
Werden diese Ziele erreicht, so ist der Patient gerettet. 
Bei dem absoluten Mangel hiezu geeigneter und erfolgreicher Mittel 
hat man schon vor Jahren in Erkenntnis der hervorragenden Eigenschaften 
des warmen, nikotinhaltigen Tabakranches in Bezug auf Schmerzberuhigung, 
Kohlensäure-, Stickstoffgasevertreibung, energische Darmanregung u. s. w. 
zur Tabakspfeife Zuflucht genommen. 
Es ist viel Mühe aufgeboten worden, den flüchtigen Tabakrauch in 
gebundener Form als Klystier zu geben. Man hat Rauch vom Tabak in 
fest verschlossenen Behältern erzeugt und mit der gewöhnlichen Klistierspritze 
dem Patienten beigebracht; man hat Pfeifen zum Emblasen mit dem 
Munde construiert, aber alle diese mannigfachen Proceduren haben sich, 
besonders in ernsten Fällen, als unzweckmäßig erwiesen. Erstere wegen zeit 
raubender Umständlichkeit und unvermeidlicher Erkaltung des Rauches, 
letzteres, weil das Blasen mit dem Munde die Unmöglichkeit ergab, den 
Rauch so intensiv einzublasen, um den Darmcanal durchziehen zu können. 
Die Gase bestehen hauptsächlich ans Kohlensäure und Stickstoff. Hat 
man diese Gase erreichbar, so gibt es unzählige Mittel zu deren Ver 
treibung, z. B. die atmosphärische Luft. Da sie aber nicht erreichbar sind, 
vielmehr im Darme des kranken Thieres bekämpft werden sollen, wo ihnen 
mit anderem Mitteln als flüchtigen Stoffen wie Aether oder dergleichen 
nicht beizukommen ist, so hat sich der Rauch des Tabaks als das einzige 
zuverlässige Mittel erwiesen. Versuche im kleinen mit Kohlensäure im 
Kampfe mit Tabakrauch haben die Thatsache ergeben, daß letzterer die 
Kohlensäure verzehrt, respective auflöst. Der Zusatz von Tabakrauch zu 
einer Flasche mit Kohlensäure ergab z. B. die Thatsache, daß nach etwa 
zehn Minuten die Kohlensäure verschwunden, die blaue Farbe des Rauches 
aber bedeutend Heller, fast farblos geworden war. Ein Beweis, daß die 
Kohlensäure dem warmen Tabakrauch unterliegen muß.
	        
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