Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

gäbe, denn abgesehen davon, daß uns in den Bereinsbesprechungen 
und in den uns zugebote stehenden guten Büchern der Bibliothek 
wertvolle Belehrungen zur Hand sind, haben wir auch manchen 
unmittelbaren Nutzen dadurch, daß wir demVereine gehörige Werk 
zeuge, als Wieseneggen, Trieurs u. dgl. benützen dürfen und in dem 
gemeinsamen Bezüge von reinem Samen und von auf den Gehalt 
geprüftem künstlichen Dünger Vortheile genießen. Eine einzige 
mit der Wiesenegge behandelte, bisher moosige Wiese kann 10 Metercentner 
Heu mehr und zwar solches von besserer Qualität tragen. Ist dadurch die 
kleine Ausgabe nicht vielfach ersetzt? Versichern wir unsere Habe gegen Feuer 
und Hagelschaden, so ist das eine ganz nützliche Ausgabe: wir schützen uns 
damit vor schwerem Unglück und bewahren so unsern Wohlstand. 
Senden wir unsere Söhne nach der Volksschule aus die Ackerbau 
schule, so ist dies eine der nützlichsten Ausgaben und das Beste, was wir 
denselben mitgeben können. 
Dagegen wäre es eine nicht nützliche Ausgabe, wenn der Landwirt 
eine elegante Kutsche anschaffte, um am Sonntage mit Frau und Töchtern 
in die Stadt zu fahren. Auch ist es eine nicht nützliche und sogar eine 
sehr gefährliche Ausgabe, wenn ein Mann ein paar feurige Pferde hält, 
während sein Ackerbau leicht mit Ochsen oder vielleicht noch besser mit 
Kühen besorgt werden könnte, die ihm neben der Arbeitsleistung auch Milch 
und Nachzucht liefern würden. 
Im großen und ganzen gestaltet sich die bäuerliche Wirtschaft so, 
daß der Mann Erzeuger und die Frau Verbraucherin ist. Aber gerade 
deshalb ist ein so großer Einfluß auf den häuslichen Wohlstand in die Hand 
des Weibes gelegt. Einmal darf sich die rechte Bäuerin durchaus nicht als 
die nur Verbrauchende ansehen; sie muß auch mit eingreifen in den Erwerb 
und thut dies in vielfacher Weise. Ich nenne nur die Milchwirtschaft, 
die Schweinezucht, die Geflügelzucht und ganz besonders den Gartenbau. 
Wir wissen, daß es Bäuerinnen gibt, welche aus der Milchkammer und 
dem Hühnerstalle so viel Einnahmen erzielen, daß sie damit nicht nur die 
Anschaffung der Bedürfnisse für den Haushalt, wie Salz, Zucker, Kaffee, 
Oel n. dgl., sondern auch noch die Auslagen für die Kleidungsstücke für 
sich und die Kinder bestreiten. Mit der sorgsamen, unverdrossenen Be 
handlung der Mntterschweine und ihrer Jungen kann die Hausfrau den 
häuslichen Wohlstand ganz bedeutend fördern. Bei keinem Zweige der Land 
wirtschaft ist das Glück — auf das sich die Stumpfen und Trägen so gerne 
berufen — so enge und augenscheinlich an den Fleiß und die Aufmerksamkeit 
geknüpft, als bei der Schweinezucht, und hieran haben die Frauen und er 
wachsenen Töchter den größten Antheil. Die Frau, welche alle Haus 
haltungsabfälle gut zurathe hält und einen Hausgarten in guter Bewirt 
schaftung hat, erzieht und mästet die Schweine billiger als diejenige, welche 
nur vom Körner- und Kartoffelhaufen füttert. Einem großen Theile unserer 
braven Bäuerinnen muß ich den Vorwurf machen, daß sie dem Gemüsebau 
nicht die gehörige Aufmerksamkeit schenken. Eine Frau, die sich die ver 
schiedenen Kenntnisse und Handfertigkeiten des Gartenbaues aneignet, erzielt 
aus einem auch nur mäßig großen Häusgarten soviel der verschiedenen Ge
	        
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