Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1891 (1891)

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derselben mit Collodium, sowie auch durch das Zubrennen mit dem Glüh 
eisen zu erreichen suchen muß. Das Verkleben und das Zubrennen mit 
dem Glüheisen läßt sich mit Erfolg nur bei kleineren Gelenkwunden, 
namentlich bei durch schmale Instrumente hervorgebrachten Stichwunden in 
Anwendung bringen. Nach dem Verschluß der Wunde auf eine oder andere 
Art sucht man entweder durch anhaltend fortgesetzte Aufschläge mit Eis 
oder Bleiwasser, oder durch ableitende Mittel, wie Einreiben mit scharfer 
Salbe oder Brennen von Punkten um die Wunde herum der in Aussicht 
stehenden Gelenkentzündung zu begegnen. Die mit Gelenkwunden behafteten 
Thiere sind in größtmöglicher Ruhe zu erhalten; als Nahrung diene den 
selben dünne Kleiengetränke mit Heu, im Sommer Grünfutter und im 
Winter nebenbei etwas Dickwurz. Bei Eintritt von Fieber ist gut ge 
nährten Thieren ein Aderlaß von 2 l [ 2 bis 3 l Blut zu machen. 
Die weitere Behandlung überläßt man besser einem erfahrenen Thier- - 
arzt, und sollte man bei einer jeden gefahrbringenden Verwundung seine 
Zuflucht zu demselben so schnell als möglich nehmen. 
Teichfischzucht. 
Sosehr die Klage über Vernachlässigung der Teichfischzncht und der 
an sie gereihte Ruf „Errichtet Fischteiche, züchtet Fische!" begründet ist, so 
muß doch zur Vermeidung aussichtsloser Unternehmungen und unangenehmer 
Enttäuschungen vor allzu sanguinischen Erwartungen und ganz besonders 
vor der Ansicht gewarnt werden, als ob jeder „Sumpf" und jedes „Wasser 
loch" zur Fischzucht geeignet und zum productiven Betrieb derselben nichts 
weiter nothwendig wäre, als daß man einen beliebig großen Satz von 
jungen Zuchtfischen in einen Teich einlege. Diese Ansicht ist in ihren beiden 
Theilen gleich irrthümlich und geeignet, auch die bescheidensten Erwartungen 
gänzlich zu vereiteln. Wie weder in einem finsteren, kellerartigen Raume, 
noch auch ohne geeignete Pflege der Thiere die Viehzucht gedeihen kann, 
ebenso wird weder in Sümpfen und Wasserlöchern, noch auch ohne gehörige 
Pflege der Teichfische die Fischzucht prosperiren. Will man diese ihrem 
Zwecke entsprechend auf eine lucrative Weise betreiben, so müssen sowohl 
die Fischteiche die richtige Beschaffenheit haben, als auch die Teichfische die 
geeignete Pflege erhalten. Beides ist gleich nothwendig. 
Bor allem müssen die Teiche nach ihrer Lage und Größe und nach 
der Qualität des Wassers zur Fischzucht geeignet sein. 
Ein guter, zweckentsprechender Fischteich soll eine heitere, sonnige Lage, 
einen steten Zn- und Abfluß, einen nahrungsreichen, wafferhaltenden Lehm 
boden und widerstandsfähige Dämme haben. 
Seine Größe bestimmt sich nach dem Umfange und Zwecke des Be 
triebes der Fischzucht. Ein Brut- (Laich-, auch Streich-) Teich beansprucht 
kaum die Hälfte von der Größe eines Streck- oder Abwachsteiches. Im 
allgemeinen dürften (Streck- und Abwachs-) Teiche von 1—2 Joch im 
Umfange und 4 — 6 Fuß Tiefe sich am besten bewähren, da größere schwer 
abzufischen sind. In solchen Teichen, die kaum Vs Joch groß und etwa 
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