Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1876 (1876)

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Birn- und Aepfelbäumen wachset, ihr ewiges Grün. Das Gegentheil aber die 
Eichen- und Kastanien - Mistel; welche nämlich bei Eintritt des Winters ihre 
Blätter verlieret. (Petri Andreae Matthioli Serensis Commentarii, 
Secunde aucti, in Dioscoridem. YenetiiS 1558, folio, lib. III, cap. 87, pag 425.) 
o) Nutzen der Mistel in Hetrurien. Die Mistel bringt den Hetruskern 
den größten Nutzen; denn außer ihrem Gebrauch zum Vogelfänge, nützt sie ins- 
besonders, um die Weinreben zu beschützen, auf daß nicht schon bei beginnender 
Keimung die Rebaugen (geimnae) von den vielen Raupen (erucae) zerfressen 
werden. Darum umgeben die Winzer alle Weinstöcke mit Mistel; welche nachher 
die aus der Erde aufsteigenden Würmlein, dem so vorzüglichen Mistelsaft nach 
stellend, zernagen und sich darin verwickeln. Dies wohl vorhersehend, ließ denn 
auch die Allmutter Natur in Hetrurien, damit es wegen dieser Pest (p68tis) 
nicht an Weine fehle, viel Mistel wachsen. (Ebendaselbst.) 
Die härten der Rrüder Rattel in Troyes. 
Von C. Foltz. 
In südöstlicher Richtung von Paris und etwa an fünfundzwanzig 
Meilen davon entfernt liegt nahe der Seine die Stadt Troyes. Wird der 
Kaufmann und Fabrikant durch die daselbst zahlreich vorhandenen industriellen 
Etablissements, der gewöhnliche Tourist durch die verschiedenen Sehenswür 
digkeiten, die diese alte Stadt in ihren Gebäuden, Museen, Anlagen und 
dergleichen bietet, angezogen, so findet der Freund des Obst- und Garten 
baues in den großen Gärten der Brüder Baltet den Gegenstand höchsten 
Interesses. 
Obwohl diese Gärten in Troyes selbst nur einen Theil derjenigen 
bilden, welche die genannte Firma überhaupt, und zwar in den Gemeinden 
Saint-Andre, Sainte-Savine und Saint-Julien besitzt, so sind doch diese 
ihrer Größe, Einrichtung und Beschaffenheit nach die sehenswerthesten von 
allen. Einer der Chefs, zumeist der als Fachschriftsteller auch in Oesterreich 
rühmlichst bekannte ältere Bruder Charles Baltet, übernimmt in der Regel 
die Begleitung der daselbst häufig eintreffenden Besuche und entledigt sich in 
der den Franzosen eigenen, liebenswürdigen Weise dieser gewiß nicht immer 
beneidenswerthen Aufgabe. Fällt schon in Haus und Hof die außerordentliche 
Nettigkeit, die zweckmäßige Benützung jedes Raumes, das Vorhandensein 
aller von Wissenschaft und praktischer Erfahrung gebotenen Hilfsmittel wohl 
thuend auf, so gewährt die Anlage des, wenn wir nicht irren, an neun 
Hectaren oder circa sechzehn Joch großen Gartens einen Anblick, der beson 
ders zur Zeit der Obstreife den überraschendsten Eindruck hervorbringt. 
Und Schreiber dieser Zeilen war so glücklich, diesen Anblick zu genie 
ßen, als viele Tausende der köstlichsten Pfirsiche, Nectarinen, Pflaumen und 
Birnen in voller oder nahender Reife standen und durch die Vollständigkeit ihrer 
Entwicklung lautes Zeugniß ablegten von dem außerordentlichen Einflüsse, den 
eine zweckentsprechende Behandlung, insbesondere ein kunstgerecht ausgeführtes 
Beschneiden der Bäume auf die Ertragsfähigkeit derselben übt. Diese Ertrags 
fähigkeit war aber nicht bei einzelnen Bäumen und Baumgaltungen allein 
ersichtlich, sie trat trotz der heftigen Maifröste, die im Jahre 1874 auch in 
Frankreich verspürt wurden, so allgemein auf, daß sie wohl mit Recht auf 
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