Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

93 
Die Bezeichnung dieser eben beschriebenen Krankheit als eine lokalisirte 
Form des Anthraxes dürfte vielleicht manchem Fachmann gleich dem Laien 
neu erscheinen, doch eine mehrjährige Beobachtung der kranken Thiere und 
die Wahrnehmungen der geöffneten und sorgfältig untersuchten Leichen ließ dem 
Verfasser keinen Zweifel über die Natur und das Wesen der Krankheit übrig. 
Wie schon die Aufschrift dieser Zeiten bekundet, ist die hier beschriebene 
Behandlungsweise nur als erste, für den Landwirth, und zwar dort, wo er 
einen wissenschaftlich gebildeten und erfahrenen Thierarzt nicht zur Hand hat, 
bestimmt; wo es angeht, rufe er solchen, so bald es möglich. 
Roch soll hier einer in Oberösterreich gewöhnlich gelinde auftretenden Form 
des lokalisirten Anthraxes, der Maul- und Klauenseuche Erwäh 
nung geschehen. 
Die Behandlungsweise dieser, wurde in der landwirtschaftlichen Zeit 
schrift von und für Oberöfterreich wiederholt angegeben, hier sei nur nochmals 
bemerkt: man beachte Reinlichkeit der Stallungen und Thiere, lüfte erstere 
gut durch, reiche blos das bei dem Anthrax im Allgemeinen beschriebene Fut 
ter und Tränke, — hüte sich aber vor geschäftiger Hilfeleistung, die immer 
schadet, besonders wie es Hierlandes üblich, daß den Thieren das Maul und 
die Klauen, letztere sogar mit Strohseilen blutig gerieben werden. 
Bei der bösartigen (brandigen) Klauenseuche kann der Landwirth selbst 
wenig leisten, hier ist Abtragung des Hornes, soweit das Brandgeschwür 
reicht, unumgänglich nöthig. 
Run aber zur Hauptsache: der Wahrung des Menschen vor 
Ansteckung bei dem Umgänge mit derartig erkrankten Thieren. 
Außer der Rotzkrankheit der Pferde, — die bezüglich ihrer Ansteckung 
auf den Menschen, und ihren schrecklichen Folgen für diesen, die fürchter 
lichste aller ansteckenden (kontagiösen) Thierkrankheiten ist, und von welcher, 
so Gott will, im nächsten Jahre ausführlich in diesem Kalender gesprochen 
werden soll, von der jetzt aber nur bemerkt wird, daß Jedermann, der mit 
Pferden umgeht, die dieser Krankheit nur halbwegs verdächtig find, sich mit aller 
Sorgfalt hüten möge, daß er nicht mit dem Schleime (Ausfluß) dieser, be 
sonders im Gesichte besudelt werde oder gar mit verletzten Händen mit ihnen 
nähere Berührung pflege, — ist der Milzbrand (Anthrax) in all den hier 
beschriebenen Formen, mit einziger Ausnahme der gutartigen Maul - und 
Klauenseuche, die nächst gefährlichste Thierkrankheit. 
Obwohl die Ansteckung auf Thiere, außer in dem Falle, wo geöffnete 
Anthrax-Beulen bei den Kranken vorhanden sind, und hier auch nur bei 
unmittelbarer Berührung, mit haarlosen Stellen, gering ist, ist der mit solch' 
kranken Thieren beschäftigte Mensch doch der Gefahr der Ansteckung sehr aus 
gesetzt, und zwar in den Füllen, wo er mit verletzten Händen u. s. w. mit 
dem warmen Blute dieser Thiere in Berührung kommt. Fürchterlich ist der 
Zustand eines solch angesteckten Menschen, doch der Tod erlöst ihn bald von 
seinem qualvollen Leiden! 
Es ist daher und mit allem Rechte strenge verboten, die Cadaver solch' 
umgestandener Thiere, besonders, wenn sie an den schnell verlaufenden (akuten) 
Formen dieses Leidens zu Grunde gingen, zu benützen. — Man verscharre 
daher solche Thierleichen am besten sammt und sonders, und soll schon beim
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.