Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 10 1931 (Folge 10 / 1931)

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der jungen österreichischen Republik zugesprochen hat. Sehr 
nteressant gehalten ist auch eine umfangreiche Samm— 
ung der deutschen und ungarischen Revoluͤtionszeitungen. 
die wegen Papiermangels häufig auf färbigem vder doaar 
auf Packpabger gedruckt worden find. Die faft eil 
Zimmer füllende Schau wird ücher das allerarößte In⸗ 
tereisse aller Ausstellunasbesucher erwecken. 
Weinwürfel — der neue'e Zrick im trockenen 
Rmerika. 
In dem vornehmsten Teil der Fifth Avenue (Haupt— 
traße) in Neuyork ist dieser Tage ein prachtvolles Etab— 
lissemenr eröffnet worden, das den vielverheißenden Na— 
nen „Vino Sano“ führt. In diesem „Lolal? kann man 
ür zwei Dollar sogenannte Weinwürfel bekommen. Diese 
neueste Erxungenschaft des Prohibitionsgesetzes wird aus 
zepreßten Trauben mit einem derartigen chemischen Ver— 
ahren zubereitet, daß sich der „Weinwürfel“, ins Wasser 
zgelegt, in Wein verwandelt. Fast jede Weinsorte kann man 
in Würfeln erhalten: Weiß⸗ und Rotwein, Sherry, ja 
ogar Champagner. Da der Traubenverkauf vorerst noch 
einen Verstoß gegen, das Prohibitionsgesetz darstellt. 
tehen die Behörden dem neuen Unternehmen machtlos ge— 
genüber, dessen Leiterin eine Advokatin namens Mabel 
Willebrandt ist. Ehedem, war sie Rechtsberaterin des 
taatlichen Alkoholverbotinspektorates und auf ihre Wei— 
sung wird jeder Käufer feierlich darauf aufmerksam ge— 
nacht, daß die Präparate binnen fünf Tagen (!) ver⸗ 
aucht werden müssen, da sie sonst in Gärung geraten 
ind sich in Wein mit 15 Prozent Alkoholgehalt verwan— 
zeln . “ Hinter diesem pfiffigen Unternehmen steht 
übrigens der Verband kalifornischer Traubenerzeuger, der 
inlängst eine staatliche Subvention in der Höhe von 
zehn Millionen Dollar zwecks Organisierung der Trau⸗ 
benproduktion erhalten hatte.— 
Eier am laufenbden Banodͤ. 
Noch vor ein paar Jahren hätten die Hühner die 
hnen gestellte Zumutung, ihre altbewährten Arbeits— 
nethoden zu rationalisieren, mit dem ihnen angedichteten 
prichwörtlichen Lachen beantwortet. Heute macht man 
nen in Amerika die Nacht zum elektrisch beleuchteten 
Tag, damit die Legetätigkeit verstärkt wird, ihre Eier 
hingegen legen sie am laufenden Band. In Deutschland 
vurde in der Rähe von Berlin eine Musterwirtschaft ein— 
zgerichtet, die die ersten Versuche vollkommen industria⸗ 
isierter Landwirtschaft mit teilweise geradezu staunens— 
wertem Erfolg machte. Diese Musterwirtschaft in Finow, 
die bereits im Kriege zur Zeit der Lebensmittelknappheit 
gegründet wurde und vor allem die Stadtteile Berlins 
mit Milch versorgte, wurde vor kürzerer Zeit in einen 
landwirtschaftlichen Versuchsbetrieb umgestaltet und wer— 
den dort die kühnsten Thedrien der modernen Agrikultur 
Mer 
ee 
Die weltbekannten Härsche 
— — —* 
* 
— 
Ueft 12 Blon; Unter dem Siegesbanner 
ι A.Solinger Schützenmarsch 
Philipp: König-⸗Alhert-Hars ch 
Heft 23 Blon: Soldatenbuut 
Zum Rendez-vous . . .** 
Ueier: Ruhm und Ehbh 
Jedes Heft Schilling 6c- 
Musikverlag Haslinger, Wien, L., Ichlauben 
für österreichische Blasmusik, in 
kleinster Besetzung ausfübrbar 
„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
u verwirklichen versucht. So werden z. B. die Felder und 
ie Gemüsebeete elektrisch erwärmt und maschinell bewäs— 
ert, die Treibhäuser werden durch ein besonderes Wärme-— 
peichungssystem geheizt. Zu den interessfantesten Einrich— 
ungen dieser Musterwirtschaft zählt die Hühnerzucht. 
1500 Hühner sind in großen Hühnerhäusern untergebracht, 
ꝛie ihre Eier am lauüfenden Band legen. Das eben der 
Henne entschlüpfte Ei rollt auf ein laufendes Band herab, 
urch welches die Eier automatisch in große Aufbewah⸗ 
rungsbehälter befördert werden. Die Hühner wundern sich 
vahrscheinlich im stillen über das plöhliche Verschwin— 
en ihrer Produkte, legen aber trotzdem vergnügt weiter. 
In einem anderen Haus versucht man sie daran zu ge⸗ 
vöhnen, im Käfig zu legen. 
BIn deutschen Landwirtschaftskreisen werden diese In— 
dustrialisierungsversuche mit großem Interesse verfolgt, 
za sie sicherlich auch für den einfächen Landwirt Vorteile 
chaffen können. Besonderes Interesse begegnet auch der 
bersuch, den Zwischenhandel zwischen Produzent und 
donsument auszuschalten und direkt mit dem Verbraucher 
n Verbindung zu treten. Die Landwirtschaftsbetriebe und 
denossenschaften der dortigen Gegend haben nämlich eine 
Irganisation geschaffen, die es ermöglicht, besonders ein— 
gerichtete Verkaufsauto direkt nach Berlin zu schicken. Die 
randwirtschaftsgenossenschaften des Bezirkes Finow haben 
gegenwärtig 22 solche fahrbare Lebensmittelläden, mit de— 
ien sie in verschiedene Stadtteile Berlins fahren und dort 
zu bedeutend billigeren Preisen ihre Waren absetzen und 
rotzdem einen die Produktionskoften übersteigenden Ge— 
vinn erzielen. Durch diesen direkten Verkauf vom Er⸗ 
euger an den Verbraucher will man eine bedeutende 
Berbilligung der Lebensmittel erzielen. 
Was alles geschlachtet wird. 
Eine deutsche Zeitung erzählt: 
Wie gefräßig der Mensch ist, zeigt die folgende Ueber— 
sicht, die angibt, daß in Deutschland jährlich geschlachtet 
verden: Rund 11 Millionen Schweine, rund 455Milts. 
dälber, rund 1.5 Millionen Kühe, 900. 000 Jungrinder, 
370. 000 Ochsen, 360. 000 Bullen, 330. 000 Ziegen, 150.000 
-chafe, 140. 000 Pferde und 4000 Hunde. Dazu tkom— 
nen noch, die Einfuhren aus dem Ausland, die fehr be— 
rächtlich sind. Trotzdem ist der Fleischkonsum in Beutsch— 
uind zurückgegangen, denn während auf den Kopf der 
evölkerung im Jahre 1913 über 50 Kilogramm Fleisch— 
erbrauch lamen, sind es heutzutage nur noch etwa 46 
dilogramm: das sind, zwei Drittel des Gewichtes eines 
usgewachsenen normaͤlen Menschen. In einem Jahre 
verden bei uns rund 3000 Millionen Kilogramm Fleisch 
ꝛerzehrt. Schweine, Bullen, Ochsen und insbesondere Zie— 
zen werden weniger geschlaͤchtet wie früher, dagegen sind 
die Schlachtungen von Jungrindern und Kälbern stark 
zestiegen. 46Kilogramm —0 
chnitt essen wir in Deutschland jährlich das Schlachtge⸗ 
vicht eines Kalbes oder dreier Ziegen oder zweier Schafe, 
eines halben Schweines, eines Drittel Rindes, einer Fünf⸗ 
tel Kuh, eines Siebentel Ochsen. 
Maeoworte. 
Laß nicht von jedem Ungemach 
dir saure Wochen machen; * 
was du verlachst ein Jahr darnach, 
kannst du schon heüt' verlachen. ·· 
Durch das Uebermaß von Hoffnungen, die wir in die 
zukunft setzen, verliert diese fast den ganzen Reiz, so— 
zald sie zur Gegenwart wird. — —00 
S8wei Dinge erniedrigen den Menschen und schänden 
das Leben; Habgier und Herrschsucht. Sie find 
die Teufelszüge in des Menschen Seele, die Quelle alles 
Anfriedens, der Keim aller Laster. Wer Habfucht und 
Herrschsucht verbannen könnte, würde die Erde in ein 
Paradies verwandeln.
	        
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