Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 11 (Folge 11 / 1930)

„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
als recht wünschenswert dargestellt. Nach dreistündiger 
— — sond die anregende Versammlung befriedigenden 
uh. — 
2. Oberndorf bei Salzburg. 
Ueber Einladung des Landesverbandes versammeldten 
si die Kapellmeister des Bezirkes Oberndorf am Sonn— 
ag, den 19. Oktober 1930, im Postgasthofe in Oberndorf. 
Vom Landesverband waren erschienen: Obmann Richter⸗ 
Hallein, Schriftführer Tafatsch-Salzburg und Ausschuß-— 
mitglied Hulan-Aigen. Von den Kapellen Oberndorf, 
Michaelbauern, Lamprechtshausen, Oberathing und Bern⸗— 
dorf waren Vertreter erschienen. Der Vorsitzende Kichter 
»esprach vorerst die Notwendigkeit des Zusammenschlusses 
aller Musikkapellen und iker, da durch die 
Vorlage eines von den Berufsmusikern eingebrachten 
Sesetzes der Bestand der Landkapellen gefährdet erscheint. 
Ferner sprach der Vorsitzende über die Abgabe des 
Musikschutzbeitrages und der Warenumsatzteuer, betont, 
daß in Oberösterreich beispielgebend an der Organisation 
der Musikkapellen gearbeitet wird undmuß es auch in 
Salzburg möglich sein, einen engeren hen ied 
aller Musikkapellen zu erreichen. Schriftführer Tafats 
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detont ebenfalls den Zusammenschluß in einem Begirks— 
»erband Oberndorf und empfiehlt die Statuten des Ober— 
»inzgauer Musikbundes. Er betont ferner, daß die durch 
iesen Musikbund abgehaltenen Musikfeste guten An— 
lang und Verständnis bei der Bevölkerung gefunden 
saben. Diese Feste sind empfehlenswert, weil die Tätig— 
eit der Kapellen stets aneifernd wirkt. Schaffler-Obern— 
orf empfiehlt den Beitritt der Musikkapellen zum Lan— 
desverband. Richter-Hallein ist bereit, einen Kapellmeister⸗ 
urs abzuhalten, vorausgesetzt, daß eine entsprechende 
deilnahme zu erwarten ist. Schaffler-Oberndorf beantragt 
ür Gründung des Bezirks-Musikbundes Oberndorf eine 
Kapellmeisterbersammlung am 19. Oktober in Oberndorf. 
3. Salzburg. 
Ueber Einladung des Kapellmeisters Hulan-Aigen 
»ersammelten sich die Kapellmeister von Salzburg-Umge— 
»ung am 19. Oktober in Parsch bei Salzburg. Vom 
ꝛandesverband waren anwesend Obmann Richter-Hallein 
ind Schriftführer Tafatsch-Salzburg. Den Vorsitz führte 
uban-Aigen, der alle Anwesenden begrüßte. Analog der 
ersammlung am 19. Oktober 1980 in Oberndorf verlief 
ꝛse Besprechung anregend und wurde die Gründung 
3 — Nusshnhes Salzburg-Umgebung in die Wege 
zAleitet. 
Kulturkritische Rundschau 
Julius Cinödshofer 5ẽ 
Vor dem Mikrophon des Berliner Senders wurde 
am 17. Oktober der beliebte Operetten-Komponist Julius 
Ei nödshofer vom Tode ereilt. Nachdem er im Pro— 
zramm der Abendunterhaltung bereits einen Teil der 
Vortragsfolge mit seinem Orchester gespielt hatte, kündigte 
der Ansager gegen 118/, Uhr ein neues Musikstück unter 
seiner Leitung an. Noch während der Ansager im Sende— 
raum war, bemerkte er, wie Einödshofer plötzlich zu— 
sammenbrach und zu Boden fiel. Ein Herzschlag hatte 
ner Musiker um ihn blieben erfolglos. Ein Arzt war sofort 
zur Stelle, konnte aber auch nicht mehr Vettung bringen. 
Das Konzert und mit ihm die Darbietungen des 
Berliner Senders wurden sofort abgebrochen, was der 
Ansager mit einem plötzlichen Unwohlsein des Kapell— 
meisters Einödshofer begründete. . 
JÜe 
Zulius Einödshofer war am 10. Februar 1863 in 
Wien geboren und hatte in der Musikstadt an der 
Donau das Konservatorium besucht. Aber schon 1892 
siedelte er von der Donau zur Spree über, und nun 
wurde Berlin das Feld seiner Arbeit und seiner Erfolge 
als Kapellmeister und Komponist. In der gleichen Zeit, 
in der Paul Lincke mit seinen Operetten im Apollotheater 
Erfolg auf Erfolg errang, feierte auch Einödshofer am 
Zentraltheater und anderen Berliner Bühnen mit Possen, 
ßperetten, Revuen und Balletten, die sich durch flotte, 
einfallsreiche Weisen und besonders durch eine populäre 
Note auszeichneten, Triumphe. Den älteren Berlinern 
sind besonders die Possen „Eine tolle Nacht“, „Berliner 
Vollblut“ und eine große Veihe schwungvoller Walzer 
und MWärsche bekannt. V000 
Als der Admiralspalast Einödshofer, als ersten Ka— 
pellmeister und Komponisten verpflichtete (1911 bis 1921), 
konnte dieser neue Erfolge erringen. Aber der alte Boden 
für die Eigenart der Einödshoferschen Muse war in 
Berlin nicht mehr vorhanden, und seit zehn Jahren 
legte sich der Komponist und Dirigent auf Gastreisen mit 
seinem Orchester. Auch im Rundfunk hörte man ihn oft 
und gern, und so hat er denn vor dem größten Publikum, 
das sich ein Musiker wünschen kann, und mitten im Musi— 
zieren seinen Tod gefunden. Ein schöner Abgang eines 
alternden und mit der heutigen Zeit nicht mehr so ver— 
rauten Künstlers! Einödshofer war mit der bekannten 
zchauspielerin Marie Grimm-Einödshofer, die in Ber— 
iner Possen sehr erfolgreich in komischen Vollen gewirkt 
hat, verheiratet. 
Auffindung einer Oper von Kreutzer. Im Archiv zu 
Ddonaueschingen wurde eine Oper von Konradin Kreut— 
zer aufgefunden, die den Namen „Alphütte“ trägt. Der 
dext hiezu wurde in Karlsruhe gefunden. Die neuaufge— 
undene Oper wird zur Zeit in Freiburg i. B. einstu— 
»iert. Die „Alphütte“ hatte Konradin Kreutzer als Hof⸗ 
apellmeister in Stuttgart komponierrrr. 
Autorenstreit um „Drei Groschen“. Unter dieser 
zpitzmarke hatten wir in Folge 10, Seite 98 von der 
ztreitsache Bert Brechts und des Komponisten Kurt Weill 
gjegen die Nero⸗-Filmgesellschaft berichtet. Vor der Ur— 
eberkammer des Landgerichts J fand, nun die Arteils— 
erkündung statt. Bert Brecht wurde mit seiner Klage, 
der Nero⸗-Filmgesellschaft die Verfilmung seiner Werke 
u untersagen, mit der Begründung, daß das Verhalten 
es Klägers, der plötzlich alle Verhandlungen und die 
Nitarbeit abgebrochen habe, der Beklagten das Recht zum 
ücktritt vom Vertrage gegeben habe. Der Kläger könne 
inter diesen Umständen das Verbot des Films nicht 
erlangen. Bert Brecht wurde zur Tragung der Prozeß⸗ 
often verurteilt. — Im Fall Weill kam das Gericht 
u dem Schluß, der Klage des Komponisten stattzugeben 
nd der Nero⸗Filmgesellschaft die Verwendung von Neu⸗ 
ompositionen und die Bearbeitung schon vorhandener 
dompositionen in dem Filmwerk zu untersagen. Der 
dostenentschied wurde in diesem Falle noch ausgesetzt. 
Wie der „Artist“ berichtet, wird jetzt die „Dreigroschen⸗ 
per“ als erste Aufführung im neueröffneten Theater 
Montparnasse zu Paris gegeben. Die Oper hat in der 
ranzosischen Fassung von Mauprey und A. Steinhoff 
en Ramen L'Opéra de Quat' Sous“ erhalten. 
WMikrophon oder Tonfang? In der vom deutschen 
Zprachverein herausgegebenen Zeitschrift „Muttersprache““ 
huͤrde als Ersatz des Wortes Mikrophon „Schaller“ oder 
Tonschaller“ vorgeschlagen. Ein Einsender meinte, dies 
zerät gäbe Wort und Ton nicht wieder, sondern nehme 
ie nur auf., Sein Gegenvorschlag lautet dahin, man 
olle in Anlehnung an den Blitzfang der Werbekunst 
ntweder kühn bildlich „Funkohr“ oder s chlichter „Ton⸗ 
ang*“ dder „Tonfänger““ sagen. Was ein Tonfang ist, 
vürtde seder deutsche Rundfunkhörer sofort verstehen. wenn
	        
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