Volltext: Heimat und Volkstum

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mehr als das. Sie begreift eins ganze Hochschule in sich; die Heimat ist der Urquell 
aller geistigen Bildung, sie liefert die Uranschauungen für alle Begriffe. Der Unterricht 
muh bis in die höchsten Stufen hinauf in naher Beziehung zur hsimat bleiben, weshalb 
auch die Mittel- und zum großen Teil selbst die Hochschule, wenn hier auch die Heimat¬ 
kunde kaum mehr G e g e n st a n d, sondern nur mehr allgemeiner Grundsatz des 
Unterrichtes ist, ihrer Hilfe nicht entraten kann; ich möchte da nur an die naturhistorischen 
Fächer, an Kulturgeschichte und Deutschkunde erinnern. 
2. Heimatbildung. 
alle Erziehung läßt sich mit gutem Grunde unter den 
Begriff von Pflege des yeimatjinnes unterordnen. 
Ludwig Gurlitt. 
von jetzt an soll deutsche Bildung nur aus deutschem Leben quellen und die Grund¬ 
lage unserer Bildung können nur mehr Volkstum, Stammesgeschichte und Heimat -sein: 
das Volkstum, das uns hervorgebracht hat und mit tausend Kräften unaufhörlich auf 
uns einwirkt, die Geschichte unseres Stammes, die uns zu selbstbewußtem, aufrechten, 
festen Sinne hilft, die Heimat, das vertraute, enge und doch unendliche Land, die Trägerin 
unserer Geschicke, die klare, schlichte Guelle unserer KLndesweLstüiper. Diese Heimat, die 
wir im Kriege so sehr schätzen gelernt, die wir mit unserem Herzblut verteidigt, deren 
Gedenken uns Ln den schlimmsten Stunden neue Kraft verliehen, diese Heimat müssen 
wir uns auch geistig erringen, um sie der Jugend als Grundseste des Wissens von Welt, 
Leben, Volk und Vaterland übermitteln, und so den Grund zu einer neuen, allen Gliedern 
des Volkes gemeinsamen, von innen heraus erwachsenen deutschen Bildung legen zu 
können, zu einer Stärkung der Volkskraft, die alle schlimmen Einflüsse, wie sie die durch 
den Krieg neugeschaffenen Verhältnisse mit sich bringen, ohne Schaden überwinden soll. 
Unseren Schulen ist die Heimat ja schon lange die wichtigste Stoffquelle und Nähr¬ 
mutter; sie kann und soll Mittelpunkt aller Lehr- und Erziehertätigkeit sein. Im Grunde 
ordnen sich -alle Schulreformen dem heimatgedanken unter und alle Schlagworte der 
neueren Lehrkunst zerflattern vor diesem, alle diese Nichtungen liegen in ihr wie Ln einer 
goldenen Schale eingeschlossen. Alle Schulreformen der neueren Seit ordnen sich der Heimat, 
dieser obersten Schulregentin unter und alle sind erst denkbar im Dienste des auf der 
Heimat fußenden Unterrichts. Oie „natürliche Schul e" kann nur auf ihr erbaut 
werden; „schaffende Arbeit" ist nur denkbar aus dem Heimatboden der Schüler, 
die nur hier erfolgreich zur Selbsttätigkeit am Gewinnen, Zusammentragen, Ordnen 
und Verarbeiten des Lehrstoffes geleitet werden können; und welche Aufgaben regen 
denn die Kinder mehr zur selbstschaffenden Arbeit, zum Sammeln, Nachbilden, Selbstschaffen 
und Fragen an, als Beobachtungen in und an der Heimat, das Aufzeichnen heimatlicher 
Überlieferungen, das Aufsuchen und Nachbilden, das Eindringen in den Geist der Zier¬ 
formen und Denkmäler unserer heimischen Volkskunst? Fußt nicht ein natu r- 
gemäßer" „anschaulicher" „lebensvoller" Sprachunterricht auf den 
Ln den Schülern lebendigen heimatlichen Anschauungen und der von ihnen Ln die Schule 
mitgebrachten Hausmundart und zeigt der „freie Aufsatz" nicht dann seine schönsten 
Erfolge, wenn er seine Stoffe aus dem Lebenskreise der Jugend wählt? Und ist es nicht 
so recht „demokratische pädagogi k", und ein volles Eingehen auf das „N echt 
des Kindes", wenn die nach der bodenständigen Eigenart der Heimat ausgeprägte 
„Lehrerpersönlichkeit" sein Seelenleben, seine geistigen Neigungen, die Ln ihm 
lebendige Überlieferung und seine Lebensverhältnisse erforscht und den Unterricht darnach 
ausbaut und gestaltet? Und lassen sich „Kunsterziehung" und „moderner Zeichen¬ 
unterricht" nicht an Volkslied, Kinderreim, Hausmärchen und die übrigen reichen Lite- 
raturfchätze des schaffenden Volksgeistes knüpfen, nicht auf Kunstwanderungen durch Dorf 
und Kleinstadt treiben, wo Bauernhaus and Kirche, Bauiernmalevei, Steinkreuz und 
wegkapelle, die reichen Zierformen am Hausbau, altem Hausrat und Tracht so viele Stoffe 
für Kunstbelehrung und zeichnerische Nachbildung darbieten? „völkische r", „gemein¬
	        
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