Volltext: Heimat und Volkstum

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Zäune und Flechtarbeiten, gute handwerksarbeiten in holz, Stein und Eisen, über¬ 
lieferte Ausnähkünste und volkstümliche Frauen-Handarbeit bieten hier viel Stoff. Cs 
fehlt nur allzu häufig an der Gewandtheit, ihn zu sehen und zu gewinnen. 
Niederlegung und Bewahrung der örtlichen Überbleibsel der Volkskunst zu Unter¬ 
richtszwecken. 
ß. Die Lehrpläne sind auch mit einem Anhange nach dem von Ureisschulinspektor 
Ebersbach geschaffenen Muster zu versehen, der den Zweck hat, den örtlichen Lehrstoff 
in voller Ausführung aufzubewahren. Bei der Abfassung beider Arbeiten ist stir ent¬ 
sprechende Bezugnahine durch Seitenverweise oder durch Numerierung zu sorgen. 
Zur Beruhigung ängstlicher Gemüter, 
die in Detaillehrplänen eine Fessel der freien Betätigung sehen, mutz hier gesagt werden, 
datz ohne Lehr- und Stoffplan kein geordneter Unterricht möglich ist: die hier gemeinten 
Lehrpläne sollen die Höchstleistung enthalten: für minderklassige Volksschulen ist Stoff 
für mehrere Iahresläufe vorhanden, so datz hier, wo die Binder wiederholt mehrere 
Fahre nacheinander in derselben Ulasse sitzen müssen, unmöglich Langeweile durch öde 
Wiederholung eintreten Kann: unsere Lehrpläne auf ihrer reichen Heimatlichen Grundlage 
bedeuten keine Bnebelung der Lehrerkraft: sie sollen blotz Nahmen, Anleitung und An¬ 
regung sein, um eine freie Entfaltung der Lehrerpersönlichkeit zu ermöglichen, die nun 
von /den kleinlichen Sorgen der zeitraubenden täglichen Beschaffung des Lehrstoffes ent¬ 
lastet ist. Oie ausgeführten Lehrgänge sollen der erziehenden und künstlerischen Eigenart 
des Lehrers freie Bahn lassen. Auch solche Lehrer, die von anderen Schulen kommen, 
haben es leicht, sich einzuarbeiten, da sie den Stoff schon vorbereitet und eingegliedert 
vorfinden: darüber hinaus steht es ihnen frei, den örtlichen Lehrstoff durch eigenes 
Forschen und Finden weiter zu vertiefen und zu ergänzen. 
wenn unsere Lehrpläne der Eigenart des Schulortes, der Umwelt der Binder, fo 
weit- und tiefgehend Rechnung tragen, werden sie auch ein näheres herankommen an 
die Seele des Schülers erleichtern, an die Binderseele, die mit tausend Wurzelfäden im 
Heimatboden futzt und der die Schule bislang mit ihren Volks- und ortsfremden Lese-, 
Sprach-, Rechen- und Zeichenstoffen, zugeschnitten nach kindesfeindlicher Schablone, 
durchtränkt vom Gift der patriotischen und volksfeindlichen Lüge, — im Innern gleich¬ 
gültig oder eine Stätte langweiliger Pflichterfüllung und anwidernder Gefühlserweckung 
war; nun soll es hier feine Heimat, sein ureigenstes Reich der Jugend finden in glän¬ 
zender Verherrlichung durch alles Schöne und Erhebende, alles Gute und Erfreuende, das 
ihr nur eigen ist; es kann heute im Lehrer einen lieben Vater finden, der mit freier 
Stirn, reinen Gewissens, weil vom Band der Unwahrheit entfesselt, und mit frohem 
Herzen Führer zu den höhen der Weisheit, Schönheit und Sittlichkeit wahren Menschen- 
tums sein darf. 
Mit unserer Arbeit am innersten Sein der Schule wollen und können wir keinen 
plötzlichen Umsturz herbeiführen, der bequemen Leuten und Mietlingen die Freude am 
ruhigen Betriebe ihrer behäbigen Schularbeit vergällen könnte; es wird freilich nicht 
mehr angehen, datz eine Schule ihren neuen Vetaillehrplan von einer anderen, drei oder 
gar zwanzig Stunden entlegenen im Wege der Abschrift bezieht, wie vor Jahrhunderten 
ehrbare Handwerkszünfte ihre Satzungen; auch diese behäbigen Leute werden ihre Ge¬ 
hirne in Bewegung setzen müssen zur Mitarbeit am Werke derjenigen vorwärts stre¬ 
benden Lehrer, welche sich mit den papierenen Vorschriften unserer derzeitigen Landes- 
lehrpläne nie und nimmer mehr begnügen wollen, mit Vorschriften, die dem natürlichen 
verlaufe der Dinge nach auch nie und nimmer Leben finden und Leben erwecken könnten; 
es handelt sich uns um stille, aber beharrliche Forschungs- und Einrichtungsarbeit, die 
in einem Breife von Jahren die allgemeinen Grundlagen für den Ausbau des weiten 
Rahmens unserer Lehrpläne schaffen, in ihrem Wirkungskreise aber die besonderen 
Pflichten des Schultages vertiefen und verfeinern und so die Neugründung unseres Schul¬ 
wesens auf einer ebenso den Wissenschaften der Seelenkunde und der Erziehung wie den
	        
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