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„Und warum sollte ich es nicht offen aussprechen dürfen, daß an mancher Stelle
auch die Nötigung, die Stoffsammlung, anzulegen und fortgesetzt zu überarbeiten, als
heilsamer Zwang gute Folgen hatte?"
Auf diesen heilsamen Erfahrungen baute Ebersbach seine Forderungen nach selbst¬
gefertigten Heimatkunden auf. Cr schuf für diese Arbeiten eine einheitliche Grundlage;
er gab ihnen in einem eigenen Buche, einer Art Orucksorte oder Nahmenvorlage ein
Sammelgefäß von gleichartiger Form: Ein Buch von nahezu halber Schreibbogengröße,
gut gebunden, mit 180 Blättern; diese find größtenteils leer. Nur die Köpfe der Seiten
tragen Fingerzeige und kurze methodische Anleitungen, durchaus dem Fortschreiten des
Lehrplanes nach geordnet. Der sorgfältig gegliederte Lehrplan umfaßt alle Sachfächer
samt Heimatschuß und heimatpflege mit Rücksichtnahme auf die besonderen Landesver-
hältnisse. Die für den örtlichen Ausbau berechneten Anleitungen zum Beginn der Ab¬
schnitte sind deutlich und zuverlässig und geben der Selbsttätigkeit des Lehrers, der in
die Leerflächen den gewonnenen Lehrstoff eintragen soll, viele Anregung und weiten
Spielraum.
Ebersbach fordert, daß an jeder Schule ein solches heimatbuch geführt werde. Für
die Arbeit fei der erste Lehrer, Hauptlehrer (Nektar) verantwortlich?)
Ebersbachs Forderungen haben anderswo, z. B. im Herzogtum Sachsen-Meiningen,
schon länger Geltung. In der „Neuen Prüfungsordnung für das Lehrerexamen" vom
Jahre 1902 wird bestimmt:
„Auf den verschiedenen Gebieten der Heimatkunde aber — einschließlich der früh- und
vorgeschichtlichen Seit — muß jeder Prüfling eingehende Kenntnis nachweisen können.
Seine Aufzeichnungen hierüber sind der Prüfungskommission vorzulegen; das
Eingehen darauf bleibt vorbehalten!"
Nach dieser Vorschrift hat seit 1903 jeder Schulamtskandidat oder provisorisch ange¬
stellte Lehrer des Herzogtums zur zweiten Prüfung auch eine ausführliche heimatkund¬
liche Arbeit über seinen Oienstort und Bezirk zu liefern. Auf diese weise haben die
Lehrer des rund 600 qkm großen Kreises Saatfeld eine Heimatkunde erarbeitet, die
an Umfang (für jeden Schulort wenigstens ein Band) und an Gründlichkeit wohl
ihresgleichen sucht. Laut Bericht von Lehrer Peters in Schweina geschieht die unterricht-
liche Verwendung dieser zum größten Teile in sauberen Handschriften niedergelegLen
Heimatkunden in ausgiebiger und nutzbringender weise.
Als Grundlage und Anweisung zu diesen Forschungen ließen die Kreisschulämter
ganze Reihen von Fragebogen drucken. Diese wurden an die einzelnen Schulen verteilt.
Die Schulamtskandidaten (provisorisch angestellte Lehrer) haben Ln der Seit eines
Viertel- oder halben Jahres je einen solchen Bogen zu beantworten.
Ein anderes Beispiel der Förderung der Fortbildung auf dem Gebiete der Heimat¬
kunde:
Im Jahre 1915 wurde Ln den Grundlehrplan der Volksschulen Groß-Berlins für
den Unterricht in der Erdkunde (Gberklasfen) als Lehrstoff vorgeschrieben: „Aus Berlins
Vorzeit." In «den Erläuterungen dazu heißt es:
„In den Gberklassen wird der Lehrer erdgeschichtliche Spuren oder einige von den
vorgeschichtlichen Funden in und bei Berlin mit den Kindern betrachten und zu deuten
versuchen. Um die Leiter, Lehrer und Lehrerinnen der städtischen Schulen Berlins Ln das
Verständnis der heimischen Altertümer einzuführen, werden von der städtischen Schul-
depuLatLon am märkischen Museum Kurse veranstaltet."
hier handelte es sich um eine verhältnismäßig geringfügige Änderung im Lehr¬
plan und gleich wurden Kurse veranstaltet, um die Lehrer zu befähigen, dem neu vorge¬
schriebenen UnLerrichtszweige sinngemäß obliegen zu können. Der Krieg bildete gar
keinen Abhaltungsgrund.
h Erste Anregung und Hilfe zur Heimatkunde Ln der Provinz Posen. 1912. Verlag
Gskar Eulitz, Lissa i. p. Es ist auch für Westpreußen eine Ausgabe davon erschienen,
solche für Schlesien und Bayern in Vorbereitung.