Volltext: Heimat und Volkstum

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derungen nach eingehendster Berücksichtigung der Heimat im Unterrichte drückt uns aber 
bk Hoi, was wir denn eigentlich da zu lehren haben? wir missen ja von der Heimat 
so wenig. Es fehlt uns bei dem Mangel guter, den Bedürfnissen und der Eigenart des 
einzelnen Schulortes angepaßter, ins Uleine ausgebauter Stoffpläne der Titel der ein¬ 
zelnen Lehraufgabe des Tages oder der Schulwoche: und selbst, wenn uns dieser Teil 
bekannt wäre, fehlt uns angesichts der heute noch fast nirgends vorhandenen tieferen 
Kenntnis derheimat auch der unter diesen Titel, unter diese Lehraufgabe zu setzende 
Lehrstoff. Vieser Lehrstoff ist für -die einzelne Heimat in keinem Buche und bei keiner 
Schule (im Gebiete der deutschen Uronländer des ehmaligen Österreich) geschrieben oder 
gedruckt vorfindlich. Vieser Lehrstoff muß für jeden einzelnen Schulart erst aufgesucht, 
erst erarbeitet werden. Für diese ungemein vielseitige und ebenso tiefgründige Arbeit fehlt 
uns Lehrern jede Anleitung und Führung von Seite der Schulbehörde. 
Die erst zu schaffende „spezielle Methodik" der Heimatkunde wird neben der Frage 
des „w L e" hauptsächlich auch den Umfang und besonders sorgfältig den Inhalt des 
Begriffes Heimatkunde, der in tausend Lichtern strahlt, aufklären müssen. 
Meines Wissens hat die Schulbehörde für die Fortbildung und überhaupt die Aus¬ 
bildung der Lehrerschaft in dieser Richtung nichts veranlaßt, ver Mangel einer solchen 
Fürsorge wird auch auf Seiten der tschechischen Lehrerschaft bitter empfunden. Im 
„vöstnLK", der Seitschrift des tschechischen Landeslehrervereins, führt Amtsbruder BrüLek 
(HI, 685) darüber Mage, daß die Lehrerbildungsanstalten in ihrer jetzigen Einrichtung 
ihre Zöglinge aus einige Gegenstände der Volksschule nicht vorbereiten können, während 
sich die Arbeit der Volksschule vertiefe, beharrten diese Anstalten in ihrer Einge- 
schnürtheit. Ein schlagender Beweis hiefür sei die Einführung des heimatkundlichen 
Unterrichtes an der Volksschule, ver Unterricht in der besonderen Lehrweise dieses Gegen¬ 
standes könne an den Pädagogien nicht eingeführt werden, weil es für sie im Grganisa- 
Lionsstatut weder Stunden, noch Lehrer gebe. So entsprechen dte heutigen Pädagogien 
nicht einmal Ln den Hauptgegenständen den zeitgemäßen Anforderungen der Volksschule. 
Der Mittelschullehrer findet sich leichter in die neue Lehraufgabe als der Lehrer 
der Volksschule. Erstens lastet der heimatkundliche Unterricht, der für ihn kein eigent¬ 
licher Gegenstand, sondernnur allgemeiner Unterrichts-G r u n d s a tz ist, in weit beschränk¬ 
terem Maße auf ihm; dann gibt es für fein viel weiter gefaßtes Gebiet, das immer 
einen größeren Schulort zum Mittelpunkte hat, doch Ln der Anstalts- oder einer Grts- 
bücherei verschiedenes Schrifttum, das ihm von vornherein zugute kommt. Im großen 
Lehrkörper gibt es manche Auskunft und Anregung und zur Niederlegung und Wieder¬ 
holung bereits erfolgter Forschungen Ln der Heimat sind ganze Reihen von Iahresberichten 
vorhanden, in denen neben viel klassischen Grübeleien, die neuerer Seit erfreulicher weise 
zurücktreten, doch auch viel heimatlicher Stoff niedergelegt ist. Trotzdem bleibt auch dem 
Mittelschullehrer noch viel zu tun übrig, wenn er seine Lehraufgabe ernst nehmen will. 
wie vielseitig und wie schwierig, aber auch wie reizvoll und lohnend die uns mit 
den neuen Lehrplänen mittelbar gestellte Aufgabe der Heimatforschung ist, und welche 
Hilfsmittel dem Forscher dabei zu Gebote stehen, habe ich Ln meinem Buche „ver Lehrer 
als Heimatforscher"^) ausführlich gezeigt. Dieses Buch hat laut vielfachen Berichten und 
den überaus günstigen Beurteilungen auf weite Schulkreise sehr anregend gewirkt. Vie 
erste Auflage von 2000 Stück war bald nach dem Erscheinen vergriffen?) Dieses Buch 
zeigt, wo die Hebel anzusetzen seien, um bei der heimatforschung gute Erfolge zu erzielen: 
es zeigt dem Unerfahrenen Mittel und Wege Guellen und Beispiele, so daß es auf dem 
kürzesten weg zum Siele führt, „was hätte ich leisten können, wenn mir ein solcher 
Führer schon in meiner Iugend, in meiner Iunglehrerzeit, zur Seite gestanden wäre?" 
*) Schulwissenschaftlicher Verlag A. haase, Prag-Wien-Leipzig, 1915. 220 S. preis 
K 5.— (UL 4.—). 
2) Die mißlichen Verhältnisse im Druckergewerbe verhinderten bisher das Erscheinen 
der längst notwendigen 2. Auflage. Sie erscheint noch 1919.
	        
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