Volltext: 77. Heft 1914/16 (77. Heft 1914/16)

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Balkankriege gedrängt! Von Rom aus begab sich Kitchener Inzwischen war am 1. Dezember die italienische 
ins italienische Hauptquartier, wo einige Zeit vorher Kammer eröffnet worden- Obwohl es hier wiederum 
schon der französische Generalissimus Joffre sich von an hohen Worten nicht fehlte, fchien die Stimmung der 
dem vergeblichen Ansturm der Italiener und der Zähig- Abgeordneten doch nicht mehr so hoffnungsvoll zu fein 
keit der österreichifch-ungarifchen Verteidiger hatte über- wie früher- Sogar das kriegsfanatische Blatt „Secolo" 
zeugen können — wenn er wollte. Das Ergebnis des stellte „tiefe Apathie, ja Müdigkeit" fest- Nach außen 
Besuchs war: Keine italienischen Truppen für den Balkan, hin zwar wurde der Anschein der Zuversichtlichkeit ge*- 
jedoch Beihilfe zur Verpflegung und Neuausrüstung der wahrt. Als in der Eröffnungssitzung die Sozialisten: 
nach Albanien übergetretenen Reste des serbischen Heeres. „Evviva República!" riefen, antworteten die Kammer- 
Mehrheit und das Publi- 
kum: „Schweigt, Ihr 
Vaterlandsverräter, Ihr 
Tedeschi !" Noch ein¬ 
mal wiederholte Sonnino 
seine ungerechten Beschul- 
digungen gegen Oster- 
reich-Ungarn. Infolge 
„Verletzung der wefent- 
lichen Bestimmungen des 
DreibNndvertrages" durch 
Österreich-Ungarn, durch 
den „vorbedachten An- 
griff auf Serbien" und 
bei der „Unmöglichkeit, 
mit Verhandlungen zum 
Ziel zu kommen," sei 
die italienische Kriegser- 
klärung eine Notwendig- 
keit geworden, um die 
Sicherheit und Unab- 
hängigkeit des Landes 
zu verteidigen und die 
„fundamentalen, natio- 
nalen Ziele" zu erreichen. 
Soviel Worte, so viel 
Unrichtigkeiten! über 
Deutschland sagte der 
Minister nicht viel. Es 
habe nach der Kriegser- 
klärung an Italien mit- 
geteilt, daß es seine 
Beziehungen zu Italien 
als abgebrochen betrachte. 
Dann wurden die be- 
kannten Vorwürfe gegen 
die Türkei, die zur 
Kriegserklärung am 
20. August geführt hät- 
ten, wiederholt: Ver-- 
lich gelegenen Durazzo geschickt, die außerhalb der letzung des Lausanner Vertrages, Verhinderung der 
Stadt die Hügel besetztem Von Durazzo aus erfolgte Abreise italienischer Konsularbeamten und anderer 
die Verproviantierung der serbischen Flüchtlinge. Italiener. Von der Verletzung des Lausanner Vertrages 
Hoffte man so, in Albanien einstweilen eine Eni- dnrch Italien (NichtHerausgabe der zwölf türkischen 
schädignng zu finden für das Entgehen anderer Beute, Inseln) war bei dieser Gelegenheit natürlich nicht die 
so mußte die am 10. Januar erfolgte Eroberung des Rede. Auf dem Balkan fei alles auf dem schönsten Wege 
Lovcen oberhalb der Bucht von Eattaro durch die öfter- gewesen, als die Mittelmächte Zwietracht gesäet hätten, 
reichisch-ungarischen Truppen und die Besetzung der „Bewundernswürdig" sei die militärische Übereinstim- 
montenegrinischen Hauptstadt Cetinje den Italienern mnng zwischen Italien und seinen Verbündeten. Man 
höchst ungelegen kommen- Der König von Italien, könnte auch das Gegenteil behaupten, wenn man die 
der erst kurz vorher geäußert hatte, er werde nur als andauernde Weigerung Italiens, Truppen nach dem 
Sieger in den Quirinal zurückkehren, hielt diese Ereig- Balkan zu senden, bedenkt. Dann sprach der Minister 
nifse im Lande seines Schwiegervaters für so wichtig, von dem furchtbaren Druck dès italienischen Heeres auf 
daß er sofort zu Beratungen mit seinen Ministern nach die österreichisch-ungarische Front, der im September 
Rom kam. Die Unterwerfung des Königs Nikita von eine „siegreiche russische Gegenoffensive" ermöglicht habe. 
Montenegro, die Waffenstrecknng seines Heeres, gab Gemeint sind die zwar heftigen, aber vergeblichen An- 
diesen Beratungen einen bedeutsamen Hintergrund. strengungen dcs Herbstes, in Wolhynien und Ostgalizien 
Ein italienischer Diplomat 
erklärte damals dem Be- 
richterstatter eines rumä- 
nischen Blattes in Bukarest: 
„Italien bietet doch der 
Entente eine genügende 
Stütze, indem es einen 
Teil der österreichisch-nn- 
garischen Armee beschäs- 
tigt, der sich sonst gegen 
Rußland und Frankreich 
gewendet und die Er- 
folge der Mittelmächte 
nur noch vermehrt hät- 
te Italien will 
keine Opfer bringen, um 
die Fehler anderer gut 
zu machen." Immerhin 
unterzeichnete der ita- 
lienische Botschafter in 
London am 30. November¬ 
den „Solidaritätsvertrag" 
vom 5. September 1914^ 
wonach keine der Entente- 
mächte einen Sonder- 
frieden schließen darf. 
Die Hi.feleistnng für 
das serbische Heer bot 
Gelegenheit, in Albanien 
festeren Fuß zu fassen. 
Bis zum Anfang des 
Jahres 19IL waren die 
italienischen Streitkräste 
dort auf 70 000 Mann 
gebracht worden. Von 
Valona, dem italienischen 
Stützpunkt an' der alba¬ 
nischen Küste, wurden 
Truppenabteilungen nach 
dem 100 Kilometer nörd- 
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Kilop'iot, Wien. 
Der Erzherzog Thronfolger Karl Franz Josef im Gespräch 
mit dekorierten Mannschaften.
	        
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