Volltext: 7. Heft 1914 (7. Heft 1914)

an Lemberg vorgedrungen, und es fehlte nicht viel, daß 
die Stadt zurückerobert wurde. Es kam hinzu, daß an 
diesem selben Tage die Russen auch weiter südlich eine 
Niederlage erlitten. Das hing folgendermaßen zusammen. 
Als sich die Russen nach der Besetzung von Lemberg 
dessen versichert hatten, daß auch in Polen neue Kräfte 
gegen die Österreicher in Bewegung gesetzt worden seien, 
entschlossen sie sich, am 10. September dem im Zurück¬ 
gehen begriffenen äußersten rechten Flügel ihres Gegners 
zu folgen. Sie benutzten daß waldige Gelände westlich 
von Lemberg, um in der Richtung auf Grodek vorzu¬ 
gehen. Aber sie hatten eben keine geschlagenen Truppen 
gegenüber, sondern mit großer Kampflust erfüllte Streit¬ 
kräfte, die die Gelegenheit erspähten, dem Feinde neue 
Verluste beibringen zu können. Die Österreicher hatten 
eine vortreffliche Artilleriestellung eingenommen und 
ihren begeisterten Tatendrang noch ganz besonders. Mit 
Hurra stürzen sie sich ungestüm auf den Feind, der in 
völliger Verwirrung aus dem Walde herausgetrieben 
wird. 1200 Gefangene werden mitgebracht. 
Man kann sich vorstellen,daß diese glänzende Waffen¬ 
tat bei Grodek in den Truppen die Hoffnung erweckt 
hatte, es werde nun möglich sein, wieder nach Lemberg 
vorzudringen und die Russen aus ganz Ostgalizien zu 
vertreiben. Groß war darum die Enttäuschung, als am 
12. der Befehl gegeben wurde, den Rückzug in die vorher 
bestimmte Stellung fortzusetzen. Dieser neuen Rück¬ 
wärtsbewegung sollten sich aber jetzt auch die weiter 
nördlich von Lemberg kämpfenden Truppen anschließen. 
Die Schlacht bei Lemberg wurde abgebrochen. Wie schon 
früher gesagt wurde, waren es Erwägungen aus der 
allgemeinen Kriegslage, die das Oberkommando bestimmt 
Offiziere -es öfterreichifch-ungarifchen Generalstabs verfolgen auf der Karte den Gang -er Schlacht. 
hatten, es jetzt noch nicht auf die letzte und schärfste Probe 
mit der russischen Übermacht ankommen zu lassen, son¬ 
dern einen günstigeren Augenblick für die Offensive 
zu erwarten. Lag trotz der erfreulichen Teilerfolge 
bei Lemberg und Grodek kein Grund vor, von diesem 
wohlerwogenen Plane abzugehen, so kam noch hinzu, 
daß inzwischen der äußerste nördliche Flügel der öster¬ 
reichischen StellungbeiRawaRuska wirklich gefährdet war. 
Unaufhaltsam führten die Russen Verstärkung auf 
Verstärkung heran. Es wurde erst jetzt recht klar, wie 
lange Rußland seine Kriegsvorbereitungen schon betrieben 
haben mußte, ehe es amtlich die Mobilmachung verfügte. 
Der russischen Eisenbahnverwaltung aber muß man die 
Anerkennung zollen, daß sie aus der Vergangenheit 
außerordentlich viel gelernt hat. In früheren Kriegen 
einer der schwächsten Punkte der russischen Organisation, 
hatte sie schon im Russisch-Japanischen Kriege ihren Ruf 
wesentlich verbessert und hat in dem gegenwärtigen 
Kriege Bedeutendes geleistet. 
überschütteten den in dem unübersichtlichen Gelände heran¬ 
nahenden Gegner eins, breiter Front mit einem mör¬ 
derischen Feuer. Die Russen hatten in dem Walde wohl 
eher eine vorteilhafte Gelegenheit für überraschende Be¬ 
wegungen ihrer wiederum nicht unerheblichen Übermacht 
erwartet und sahen sich nun schwer enttäuscht. Die seit 
längerer Zeit herrschende Trockenheit verhalf dem Feuer 
der Österreicher zu einer besonderen Wirkung; der Wald 
geriet an mehreren Stellen in Brand. Qualm und Hitze 
brachten die Bewegungen der Russen zum Stillstand, bis 
eintreffende Verstärkungen den Angriff dennoch vor¬ 
tragen halfen. Aber der nun beginnende, nicht minder 
heftige Jnfanteriekampf zwingt die Russen, wieder im 
Walde Schutz zu suchen. Darüber bricht die Nacht herein. 
Und nun rüsten sich die tapferen Österreicher und Ungarn, 
trotz ihrer Minderzahl die Russen durch einen Sturm¬ 
angriff aus dem Walde zu jagen. Die Anwesenheit des 
Armeeoberkommandanten, Erzherzogs Friedrich, mit dem 
Thronfolger Erzherzog Karl Franz Josef, entflammt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.