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Stöße unendlich alter Berdangewehre zurück, die in
einem für ein preußisches Auge geradezu u.nglaub-
lichen Zustande waren. Hinter Brest-Litowsk erbeute-
ten wir amerikanische Winchester-Karabiner mit einer
für den Feldgebrauch sehr unpraktischen Art Fall-
blockverschluß sonst aber eine sehr gute Waffe. Weiter
nördlich lagen viele echt japanische, dem Mannlicher-
Schönauer Karabiner 6,5 Millimeter bis ins kleinste
nachkonstruierte oder vielmehr nachgemachte Schuß-
Waffen. Der ebenso
praktische Wie skrupel-
lose Japs hat dies
ausgezeichnete Ge-
Wehrmodell einfach
übernommen ....
Ebensoviel Gewehre
wie die Russen
liegenließen, ebenso-
viel Munition fiel in
unsere Hand. Nun
klagen sie sehr über
Mangel. Und was
für Geschoßmengen
haben sie zu Beginn
des Feldzuges über
uns ausgeschüttet!
Damit hätten wir
Deutschen drei sol-
'che Kriege geführt.
Der deutsche Soldat
schießt nur, nachdem
er ein Ziel gesehen
And erfaßt-hat. Die
Kugel ist ihm keine
Törin, sondern eine
wohlvertraute Helfe-
rin, die er bedachtsam
aus der trefflichen
und immer wohl-
gepflegtenWaffe ent-
sendet. Das Bajo-
nett ist ihm un ent-
behrlich, aber nicht
um allstündlich auf
der Waffe rühm-
redig zu blinken,
sondern er steckt es
auf in stillem, hei-
ligem, entschlossenem
Grimm: Siegen oder
Sterben! Darin liegt das Geheimnis unseres Erfolges.
Gonv. Minsk im Dezember 1915. Incus.
* .*
Im Lager der oberösterreichischen Schützen.
Eine halbe Stunde hinter dem Schützengraben,
zwischen hohen Tannen, steckt da eine ganze Kolonie von
Btockhäuseru und Farmerhütten aus grünem Tannen-
reisig. Das sind die Quartiere für Jung-Osterreich.
Lustig geht's da zu! In der Frühe, wenn ein bitterkalter
Herbstnebel sich lagert, kräht der Korporal vom Tag sein
- „Tagwache, alles auf!" Einer nach dem andern kriecht
nun aus der haarigen Winterdecke heraus, reibt sich den
Schlaf von den traumschweren Augendeckeln und holt
sich einen „Schwarzen", der bei dem kolten Herbstsrost
mit Wohlbehagen hinunterläuft ins Verdauungswerk.
Sprengung des O stender Leuchtturms am September 1915.
Gezeichnet von Fritz Gehrke.
Dann wird an die Arbeit gegangen, die nur von
zwei wichtigeren Momenten unterbrochen wird: wenn's
heißt: Menage! oder wenn unser „Postroß" kommt,
keuchend und den Sack mit heimatlichen Grüßen am
Rücken. Hie und da erhalten wir auch eiserne Grüße,
die der Welsche sendet. Pfaucht da einmal eine Granate
daher, fährt hinter einem Fuhrwerk in die Straße,
reißt den hinteren Teil des Wagens in tausend
Trümmer, wirbelt den Lenker in eine Kotpfütze hinein
und macht die Rosse
scheu, daß sie nur mit
dem Vorderteil des
Wagens in sausen-
dem Galopp dahin-
fliegen. Noch dampft
und raucht es aus
demGranatentrichter,
da scharren unsere
Steingrauen schon
nach Granatsplittern
drinnen herum!
Am Abend ver-
kriecht und verduftet
sich alles in die Ba¬
racken. Nur im Block-
haus der Offiziere
brennt ein Licht; da
wird beraten, be-
sprochen, zensuriert
und gelesen bei einer
duftenden Britanika.
Von der Mannschaft
hat sich schon jeder
in seine Decken ver-
rollt und schnarcht.
In einer Hütte aber
geht's noch lustig zu;
auf ihrer Tür prangt
die Aufschrift: Cave
Canem! Deutsche
Bluthunde! Innen
ist sie mit Dachpappe
luxuriös ausgestattet;
auf einer Pritsche mit
Str.ohsäcken liegen
fünf dunkle Gestalten;
eine jede hat die
graue Kappe mit dem
Edelweiß auf dem
Mantelkragen aufge-
stülpt bis über die Ohren; eine requirierte Öllampe läßt
ihre Züge ein wenig erkennen; es sind Pennäler. Sie
plaudern von 'Heimat und -Liebe und rauchen eine
Abendzigarette. Dann singen sie wieder leise im Chor:
„Als ich zur Fahne fortgemußt, hat sie so herzlich mich.."
oder ein naseweisesBürschchen zitiert aus dem alten
Vater Homer, dem Schilderer blutiger Schlachten.
In einer anderen Hütte rührt sich auch noch etwas.
Dort träumt einer einsam. Sein Kamerad steht draußen
Posten im Schützengraben. „Trudi, mein lieber, blau-
äugiger Blondkopf, du süßer Engel!" murmelt er im
Traume vor sich hin. Aus Wels soll der Träumer sein,
wo er sechs Jahre auf harter Schulbank geschmachtet.
Dann wieder Stille; nur hie und da ein Krachen aus
eisernen Rohren; dann banges, ernstes Schweigen, das
nur durch die Tritte des Postens gebrochen wird. E- C.