504 □OQOOOOOOQOOoo ooooooooo^coo: :coccocQ30QQOoaacocooaooQaoooooocoooooocoocoQQcoaQ3 Stöße unendlich alter Berdangewehre zurück, die in einem für ein preußisches Auge geradezu u.nglaub- lichen Zustande waren. Hinter Brest-Litowsk erbeute- ten wir amerikanische Winchester-Karabiner mit einer für den Feldgebrauch sehr unpraktischen Art Fall- blockverschluß sonst aber eine sehr gute Waffe. Weiter nördlich lagen viele echt japanische, dem Mannlicher- Schönauer Karabiner 6,5 Millimeter bis ins kleinste nachkonstruierte oder vielmehr nachgemachte Schuß- Waffen. Der ebenso praktische Wie skrupel- lose Japs hat dies ausgezeichnete Ge- Wehrmodell einfach übernommen .... Ebensoviel Gewehre wie die Russen liegenließen, ebenso- viel Munition fiel in unsere Hand. Nun klagen sie sehr über Mangel. Und was für Geschoßmengen haben sie zu Beginn des Feldzuges über uns ausgeschüttet! Damit hätten wir Deutschen drei sol- 'che Kriege geführt. Der deutsche Soldat schießt nur, nachdem er ein Ziel gesehen And erfaßt-hat. Die Kugel ist ihm keine Törin, sondern eine wohlvertraute Helfe- rin, die er bedachtsam aus der trefflichen und immer wohl- gepflegtenWaffe ent- sendet. Das Bajo- nett ist ihm un ent- behrlich, aber nicht um allstündlich auf der Waffe rühm- redig zu blinken, sondern er steckt es auf in stillem, hei- ligem, entschlossenem Grimm: Siegen oder Sterben! Darin liegt das Geheimnis unseres Erfolges. Gonv. Minsk im Dezember 1915. Incus. * .* Im Lager der oberösterreichischen Schützen. Eine halbe Stunde hinter dem Schützengraben, zwischen hohen Tannen, steckt da eine ganze Kolonie von Btockhäuseru und Farmerhütten aus grünem Tannen- reisig. Das sind die Quartiere für Jung-Osterreich. Lustig geht's da zu! In der Frühe, wenn ein bitterkalter Herbstnebel sich lagert, kräht der Korporal vom Tag sein - „Tagwache, alles auf!" Einer nach dem andern kriecht nun aus der haarigen Winterdecke heraus, reibt sich den Schlaf von den traumschweren Augendeckeln und holt sich einen „Schwarzen", der bei dem kolten Herbstsrost mit Wohlbehagen hinunterläuft ins Verdauungswerk. Sprengung des O stender Leuchtturms am September 1915. Gezeichnet von Fritz Gehrke. Dann wird an die Arbeit gegangen, die nur von zwei wichtigeren Momenten unterbrochen wird: wenn's heißt: Menage! oder wenn unser „Postroß" kommt, keuchend und den Sack mit heimatlichen Grüßen am Rücken. Hie und da erhalten wir auch eiserne Grüße, die der Welsche sendet. Pfaucht da einmal eine Granate daher, fährt hinter einem Fuhrwerk in die Straße, reißt den hinteren Teil des Wagens in tausend Trümmer, wirbelt den Lenker in eine Kotpfütze hinein und macht die Rosse scheu, daß sie nur mit dem Vorderteil des Wagens in sausen- dem Galopp dahin- fliegen. Noch dampft und raucht es aus demGranatentrichter, da scharren unsere Steingrauen schon nach Granatsplittern drinnen herum! Am Abend ver- kriecht und verduftet sich alles in die Ba¬ racken. Nur im Block- haus der Offiziere brennt ein Licht; da wird beraten, be- sprochen, zensuriert und gelesen bei einer duftenden Britanika. Von der Mannschaft hat sich schon jeder in seine Decken ver- rollt und schnarcht. In einer Hütte aber geht's noch lustig zu; auf ihrer Tür prangt die Aufschrift: Cave Canem! Deutsche Bluthunde! Innen ist sie mit Dachpappe luxuriös ausgestattet; auf einer Pritsche mit Str.ohsäcken liegen fünf dunkle Gestalten; eine jede hat die graue Kappe mit dem Edelweiß auf dem Mantelkragen aufge- stülpt bis über die Ohren; eine requirierte Öllampe läßt ihre Züge ein wenig erkennen; es sind Pennäler. Sie plaudern von 'Heimat und -Liebe und rauchen eine Abendzigarette. Dann singen sie wieder leise im Chor: „Als ich zur Fahne fortgemußt, hat sie so herzlich mich.." oder ein naseweisesBürschchen zitiert aus dem alten Vater Homer, dem Schilderer blutiger Schlachten. In einer anderen Hütte rührt sich auch noch etwas. Dort träumt einer einsam. Sein Kamerad steht draußen Posten im Schützengraben. „Trudi, mein lieber, blau- äugiger Blondkopf, du süßer Engel!" murmelt er im Traume vor sich hin. Aus Wels soll der Träumer sein, wo er sechs Jahre auf harter Schulbank geschmachtet. Dann wieder Stille; nur hie und da ein Krachen aus eisernen Rohren; dann banges, ernstes Schweigen, das nur durch die Tritte des Postens gebrochen wird. E- C.