Volltext: 58. Heft 1914/15 (58. Heft 1914/15)

zuversichtlich war 
die Stimmung der 
Kaufmannschaft. 
Eine gedeihliche 
Zukunft versprach 
man sich nur unter 
österreichischer Re¬ 
gierung, bei dem 
Huldigungs¬ 
empfang Triester 
Bürger stellte der 
Statthalter Baron 
Fries - Skene fest, 
daß Triest, seit 
Jahrhunderten 
kraft unverbrüch¬ 
licher historischer 
wie wirtschaftlicher 
Gesetze dem öster¬ 
reichischen Staat 
angehörend, sich 
gerade seit Beginn 
des Krieges so recht 
seiner engen und 
unlösbaren Zusam¬ 
mengehörigkeit zu 
Kaiser und Reich 
voll bewußt ge¬ 
worden sei. An 
dieser Zugehörigkeit 
solle kein äußerer, 
aber auch fein 
innerer Feind je¬ 
mals mehr rütteln. 
Es dürfe in Zu¬ 
kunft in Triest nur _ r .A . ... ^ _ . .. _ .r 
Österreicher geben. V°rb°r-.tm.g -m-r kun,tl.ch-n St°...law.n- tm Ortl-rg-b,°t. Organisation des 
Auch in Tirol wollte man lieber nicht „erlöst" sein. öffentlichen Dienstes, seine Wohlfahrtstzinrichtungen und 
Im Juni gaben sechs südtiroler Abgeordnete dem Statt- seinen höchst entwickelten Handelsgeist lobend hin. 
Halter Grafen Toggenburg namens ihrer Wähler und, Allerdings konnten auch die Italiener stolz von 
wie sie ausdrücklich bemerkten, der erdrückenden Mehr- Loyalitätskundgebungen berichten. Es ist begreiflich, 
heit der Bevölkerung Jtalienisch-Tirols ihrer hingeben- daß die Bewohner einiger Orte, soweit sie nicht geflohen 
den Treue für den Kaiser imb> die österreichisch-ungarische waren, den einrückenden Gegner möglichst gut zu 
Monarchie Ausdruck. Die Abgeordneten beklagten stimmen suchten, auch mag hier und da wahre Sym- 
bitter das übelberatene, treulose Vorgehen der italie- pathie mitgesprochen haben. Doch es waren verschwindend 
nischen Regierung, die sich zu diesem jedes sittlichen geringe Zeugnisse gegenüber den anderslautenden, und 
Grundes entbehrenden Kriege unter dem falschen Vor- es ist seither ganz still davon geworden, 
wände habe verleiten lassen, es handle sich um eine Er- Das Benehmen der „Befreier" war auch nicht 
lösung, obzwar solche von dem Volke Südtirols nicht danach angetan, ihnen Sympathien zu erwecken. Sie 
nur niemals abgerufen, sondern stets auf das klarste gingen vielfach mit großer Härte vor. Eine große Anzahl 
zurückgewiesen worden sei . . . Das war deutlich genug, von Erschießungen fand in Cormons, Grado, Monfalcone 
Im furchtbaren Ernst der Zeit verpuffte die von den und besonders in Karfreit statt. Viele Geistliche befanden 
irredentistischen Führern ins Land getragene und allzu sich unter den Opfern, man beschuldigte sie der Spionage, 
sorglos geduldete Agitation mit ihren Folgeerschei- Auch die Verschleppung von Geiseln wurde nach russischem 
uungen. In den Stunden der Verantwortung flohen und französischem Vorbilde in großem Umfange Be¬ 
bte Anstifter über die Grenze, und die Bevölkerung trieben. Von Grausamkeiten gegen die Bevölkerung 
zeigte ihr wahres Gesicht. Man sprach in Österreich hörte man aus verschiedenen Orten Friauls und Süd- 
vom „Ende des Jrredentismus". Beim Landvolk war tirols. Ungesunde Konzentrationslager, z. B. im Golf 
sowieso der Einfluß der „Lega Nazionale" nie bedeutend d'Aranci in Sardinien, wurden den Gefangenen ange- 
gewesen, so viel kleine wirtschaftliche Vorteile sie den wiesen. Sollte manches von dem, was an „Greuel- 
Bauern auch bot. Auch diejenigen, die wirklich Hin- taten" in die Öffentlichkeit drang, sich vom Stand¬ 
neigung zu Italien als dem Mutterlande ihrer Sprache punkte der Italiener verteidigen lassen, und mochten 
empfunden hatten, rückten sostort von den Jrredentisteir wirklich einige oder sogar alle Erschossenen der Spionage 
ab, als die Vereinigung Welschtirols mit Italien in schuldig gewesen sein, so bleibt doch das als sicher bestehen, 
praktische Nähe zu rücken schien. Gewiß sprachen auch daß derartig drakonische Maßregeln nicht in einem Lande 
Nützlichkeitsgründe hier mit: der gesicherte Absatz der nötig gewesen wären, das in den Italienern Brüder und 
ländlichen Erzeug¬ 
nisse war in Frage 
gestellt, die ganze 
wirtschaftliche 
Existenz stand auf 
dem Spiel, die 
bessere Verwaltung 
auf österreichischer 
Seite fiel ins Ge¬ 
wicht. Am 10. Juli 
konnte man im 
„Avanti" das Be¬ 
kenntnis lesen, daß 
die Minderbemit¬ 
telten und arbei¬ 
tenden Klassen in 
Österreich besser 
daran seien als in 
Italien; Lebens¬ 
mittelpreise, Löh¬ 
ne, Rechtsbedin¬ 
gungen der Land¬ 
arbeiter, Einrich¬ 
tungen der Ar¬ 
beiterwohlfahrt — 
alles sei günstiger. 
Und der früh ereMi- 
nisterpräsidentLuz- 
zatti wies auch auf 
Triests vorbildliche 
Volkswohnhäuser, 
auf seinevollendete 
Volksschule,aufsein 
vollkommenes 
Gymnasium, seine 
rmSnemirbnete
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.