Volltext: 57. Heft 1914/15 (57. Heft 1914/15)

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Schulter an Schulter mit den österreichisch-ungarischen 
Kameraden die Mauer von Stahl und Feuer zu bilden, 
von der die Serben erdrückt werden sollten. 
Am 27. Oktober erreichten die deutschen Truppen 
an der Donau bei Negotin die Verbindung mit den 
Bulgaren. Der Ring war geschlossen. Es gab kein Ent¬ 
rinnen mehr für den meuchelmörderischen Feind. 
E. B. 
^ -st 
-st 
Leldengräber. 
Das eben ist auch eine besondere Seite unsrer 
deutschen Art: dies „Treu. erzeigen und Freundschaft 
halten", wie's im Liede des alten Simon Dach heißt, 
Treue und Freundschaft über das Grab und den Tod 
hinaus. Immer wieder erfahren wir aus den Berichten 
unsrer Helden da draußen in West und Ost, wie pietätlos 
der Feind den für 
das Vaterland ge¬ 
fallenen Lands¬ 
mann und Kame¬ 
raden behandelt, 
wie er ihn häufig 
genug achtlos auf 
freiem Felde mo¬ 
dern läßt, ja wie er 
sich nicht scheut, 
gelegentlich aus 
Leichen eineSchutz- 
wehr aufzuführen. 
Und immer tönt 
aus solchen Be¬ 
richten helle Em¬ 
pörung über das 
Ehrlose solches 
Tuns und Heller 
Zorn über das Ent¬ 
menschte, das aus 
dieser Nichtachtung 
des Heldentodes, 
der Treue und Ka¬ 
meradschaft spricht. 
Wie anders dünkt 
uns, der fürs Vaterland gebliebene Held zu ehren! 
Welche Freundschaft, welche Treue und Liebe schuf und 
hegt all die vielen deutschen Gräber da draußen auf dem 
Felde der Ehre, Gräber die nicht selten Freund und 
Feind im letzten Schlummer vereinen. Sie haben alle 
etwas Ergreifendes; sie zeugen von unserm ureigensten 
Wesen, sind Denkmale deutscher Treue in Not und Tod: 
dus Hüglein an der Straße, mit dem hölzernen, ärmlichen 
Kreuz und dem Helm des. Gefallenen darauf, die Massen¬ 
gräber, die so viele Seite an Seite Streitende nun ver¬ 
einen, die Gräber, darauf karge Schlachtenmuße und die 
Kunst und Liebe fchon ein steinernes Denkmal setzen 
und die Namen der gefallenen Kameraden zu dauerndem 
Gedächtnis meißeln konnte. Und niemals vergißt die 
Treue, sie mit Blumen zu schmücken, sie sorglich zu 
pflegen, wie das deutsche Art ist: als kostbares Gut 
vertraut sie eine Truppe der andern an, die nach ihr 
kommt. Sie sind ein Teil unsrer hohen Baterlandsidee, 
unsres Kameradschaftsempfindens. Allenthalben wird 
von ergreifender Feier an diesen Heldengräbern am 
Totentage des Kriegsjahres 1914 berichtet. Und man 
wird einst von überall her aus unserm Vaterlande zu 
diesen deutschen Gräbern in fremder Erde wallen, die 
Tapferen zu ehren, die ihr Leben der Größe Deutsch¬ 
lands gaben. Denn das ist eben deutsche Art: Treue und 
Liebe über Grab und Tod hinaus. Sehr dankenswert 
ist es, daß für Österreich-Ungarn das k. k. Gewerbe¬ 
förderungsamt zu Wien im Verein mit angesehenen 
Künstlern der Monarchie künstlerisch vollendete Entwürfe 
für Soldaten^räber und Heldendenkmäler schaffen ließ, von 
denen manche schon zur Ausführung gelangten. A. H. 
* * 
* 
Die „weißen Nächte" auf Gallipoli. 
Von Emil Bleeck-Schlorrrbach, Kriegsberichterstatter. 
Die stillen weißen Nächte, diese Alliierten der eng¬ 
lischen Flieger, stehen vor der Tür, und hier bei Freund 
fürchtet man, was dort bei Feind erwünscht ist, kann doch 
der geringste Lichtschein dem oben kreisenden Spürhund 
das Lager verraten. Auch ich habe hier im Südlager 
zwei „weiße Näch¬ 
te" verbracht. 
Die Überan¬ 
strengung, das echt 
soldatisch-einfache 
Lager auf Galli- 
polis gemarter¬ 
tem Erdboden,vor 
allem aber die 
Tonleiter der 
Kampfstimmen 
der Nacht — vom 
tiefsten Baß der 
Küstenbatterie bis 
zum Diskant der 
Vickers-Maschinen¬ 
gewehre (die auf 
unsrer Seite 
heute, nacht gegen 
die Verfertiger ein- 
probiertwurden) - 
ließen dem Körper 
keine Ruhe, und 
der Geist war der 
tiefen neuen Ein¬ 
drücke zu voll, um 
nicht rastlos mit ihrer Verarbeitung beschäftigt zu sein. 
Um die Zeit des Sabah-Namassy, des ersten Morgen¬ 
gebets, hebt denn auch in allernächster Nähe ein wahrer 
Höllenspektakel an. Eine Fliegerbombe ist hart beim Lager 
niedergegangen, und nun wettert es aus allen Richtungen 
gegen den Angreifer los, der schnell nordwärts ver¬ 
schwindet, um nach einigen Stunden zurückzukehren, 
immer noch suchend, ungewiß forschend in den vielen 
Hängen und Felsschluchten nach Anzeichen von Leben. 
Der Armeeführer war in der Nacht draußen gewesen 
in den neu vorgelegten und neu eroberten Gräben, und 
als er inmitten der Toten und Verwundeten zu den 
braven türkischen Schützen gewendet ausruft: „Diese 
eure Kameraden werden, gerächt werden!" antwortet 
ihm ein brausendes, begeistertes: „Inscliallali!" Und die 
Verwundeten, auf die Frage nach dem Befinden, lassen 
fest und klar vernehmen: „Jetzt, wo wir dich sehen, 
Pascha, sehr gut!" 
Der Feind aber ist gezwungen worden, seine 
stark mitgenommenen Artilleriestellungen zurückzuziehen, 
und unsre Truppen sind beim Ausheben neuer Schützen¬ 
gräben schon unverhofft auf Massengräber von Franzosen 
und Engländern gestoßen. 
P:;ot. leipziger Presse-Büro. 
Von deutschen Soldaten angelegter Friedhof gefallener Franzosen und Belgier 
in Brüssel.
	        
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