Volltext: 40. Heft 1914/15 (40. Heft 1914/15)

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Daß in einem so schwierig gestalteten Gebirge die 
beiderseitigen Stellungen keine einfach und lückenlos 
verlaufende Linie darstellten, ist einleuchtend. Es 
gab Örtlichkeiten, wo die. Russen den Verbündeten 
gegenüber noch immer die günstigere Stellung inne 
hatten. Aber allmählich waren diese Stellen immer 
weniger geworden, mich konnten sie von den Russen 
nicht mehr ausgenutzt werden, weil sie durch andere 
Vorteile der Verbündeten daran gehindert wurden. 
Es genügte ihnen aber, um an der Hoffnung fest¬ 
zuhalten, durch fortgesetzte Angriffe ihrer einstweilen 
immer noch als ihre beste Waffe empfundenen Überzahl 
den Gegner mit der Zeit ermüden und entmutigen 
und dann auch überwinden zu können. Wie es scheint, 
wollten sie auch,, sobald sie die Kräfte des Gegners mehr 
und mehr auf die Karpathenfront gezogen und sie dort 
festgehalten und zermürbt hätten, auf die bei Przemysl 
neu zu schaffende Stellung gestützt, gegen Westen vor¬ 
brechen unb über Krakau die langersehnte unb schon so 
vielfach geplante Offensive in bas Herz der feinblichen 
Länber jene „Dampfwalze", von ber bie bewegliche 
Phantasie ber Franzosen geträumt hatte, enblich in 
Bewegung setzen. 
Die Verbündeten hatten sich bisher damit begnügt, 
bem Ansturm ber Russen helbenhaften Wiberstanb ent¬ 
gegenzusetzen unb in. einer glänzenben Reihe einzelner, 
burch Kühnheit unb Zähigkeit ausgezeichneter Waffen¬ 
taten ben Besitz aller wichtigen Schlüsselpunkte ber Kar¬ 
pathenübergänge zu sichern. Nicht immer unb überall 
waren das gerabe bie Punkte, bie man herkömmlicher¬ 
weise als ben eigentlichen Paß zu bezeichnen pjlegt. So 
ist z. B. bie Stelle ber Straße Eperies—Krosno, bie. man 
als ben „Duklapaß" bezeichnet, weil sie süblich von bem 
Stäbtchen Dukla zufällig ben höchsten Punkt bieser 
Straße barstellt, noch lange in Hänben ber Russen ge¬ 
wesen, ohne baß bamit für bie Möglichkeit ber mili¬ 
tärischen Benutzung bieses Gebirgsüb er ganges irgenb 
etwas zugunsten ber Russen entschieben war. Für 
bie Russen hatte es nur einen gewissen Wert, ber ber 
Einzelheiten häufig itnfunbigen Außenwelt sagen zu 
können, baß bieser ober jener Paß in ihrem Besitz sei. 
In Wahrheit Hinberte bas nicht, baß auf allen Haupt¬ 
verkehrswegen über bas Gebirge bie Russen im Laufe 
ber mrnatelangen Kämpfe zwar nur sehr langsam, aber 
boch stetig unb sicher zurückgebrückt worben waren. 
Das hatte bie praktische Wirkung, baß zwar in einigen 
Teilen bes Gebirges einige vorgeschobene Punkte von 
ben Russen noch mit Zähigkeit gehalten würben, im 
ganzen aber ihre Kräfte schon nicht mehr imftanbe 
waren, ben Hauptkamm ber Walbkarpathen unb Ost- 
beskiben anbers zu erreichen als in gelegentlichen 
einzelnen unb in ber letzten Zeit ausnahmslos ab¬ 
gewiesenen heftigen Vor¬ 
stößen. Der Schwer¬ 
punkt bes russischen 
Machtbereichs lag also 
überhaupt schon nicht 
mehr auf bem Kamm 
bes Gebirges, sonbern 
im nörbttchen Teil, nahe 
ben Ausgängen des Ge¬ 
birges nach ber gall¬ 
ischen Ebene. Daß bie 
Front ber Verbünbeten 
so langsam vorwärts 
rückte, hatte auch barin 
seinen Grnnb, baß sie 
mit besonberer Sorgfalt 
auf bie Herstellung ihrer 
ückwärtigen Verbinbun- 
gen bebacht waren. 
Am wenigsten vor- 
gebrnngen waren aus 
Grünben, bie in ber 
Gestaltung bes Gebirges 
unb ber Gesamtfront 
lagen, bie im westlich¬ 
sten Teil ber Karpathen¬ 
front — in ben Ost* 
beskiben — stehenben 
Truppen, bie sich an bie 
westgalizische Armee anschlossen. Es war bie Armee 
Böhm-Ermolli, bie, wie wir wissen, lange Zeit ben 
schwersten Ansturm ber Russen über bie Dnklasenke in 
bas Saroser Komitat auszuhalten gehabt hatte. Die öst¬ 
lich anschließenbe Stellung am Uzsokpaß war weiter nach 
Norben vorgeschoben worben. Es war bie Gruppe 
Szurmay, ber östlich im Oportal unb gegen Stryj bie 
beutsche^ Sübarmee Linsingens benachbart war. Weiter¬ 
hin folgte bie Front in ber Hauptsache ber Dnjestrlinie, 
hinter dieser etwas zurückbleibenb, bis zur russischen unb 
rumänischen Grenze. 
Nun trat auch bas ersehnte bauernbe Frühlingswetter 
ein, unb wenn auch namentlich im östlichen Teil ber Front 
bie Überschwemmungen, bie bie Jahreszeit mit sich bringt, 
bie Truppenbewegungen erschwerten, so brachte boch ber 
Gebanke an bie nun glücklich überftanbenen Unbilben 
bes Winters ben ohnehin zuversichtlich gestimmten 
Truppen weitere Ermutigung. Die Dinge waren reif 
geworben für neue Unternehmungen. Mit bem Eintritt 
bes Monats Mai kam ein neuer Abschnitt bes Krieges 
mit glänzenben Taten unb überrafchenben Entscheibungen. 
Wilhelm von Massow. 
; I 
U5t)ur. Ut. feennerte, BerUn. 
Der deutsche Kaiser auf dem Kriegsschanplätz in Galicien. General Einmich häl! dem Kaiser Bortrag 
über die Schlacht.
	        
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